Millie an der Nordsee
gelernt, nun geht’s an die Arbeit.«
Aber womit denn? Millie hat doch noch keinen Bernstein am Strand gefunden.
»Hast du einen mitgebracht?«, flüstert sie Django zu.
Der zieht die Schultern hoch. »Nö. Muss man das?«
»Ich glaube.«
»Ich bin doch erst in letzter Minute angekommen.«
Keine Sorge, Hauke hält für alle einen Bernstein bereit. Mit Loch in der Mitte, damit man den Stein später an einer Kordel als Kette um den Hals tragen kann.
Aber dann: schleifen, schleifen, schleifen, bis die Finger steif werden. Mit grobem Sandpapier, dann mit feinem Sandpapier. Aber nur eine Seite, damit man die Strukturen vom Bernstein durchleuchten sieht. Bernstein schleifen ist richtige Arbeit! Da hat sich Millie doch nachher ein großes Eis verdient, oder etwa nicht?
Ab und zu pustet Millie auf ihren Bernstein, um zu schauen, ob er auch glatter wird.
Der Stein sieht noch nach nix aus.
Abspülen.
Ja, frisch gewaschen schaut er schon besser aus.
Und was jetzt, Hauke?
»Nun wird poliert. Habt ihr eure Zahnpasta mitgebracht?«
Nein! Sollten sie das denn?
Aber Hauke hat nur Spaß gemacht. Er hat viele Tuben blauer Zahnpasta, die nach Pfefferminz riecht, und drückt jedem einen großen Klecks auf ein weiches Tuch.
Reiben, reiben, reiben. Auch das noch. Und wie oft, Hauke?
»Hundertfünfzigmal.«
Der spinnt doch wohl!
Manno, die Zahnpasta ist ganz schön glitschig. Millie kann ihren Bernstein kaum in der Hand halten. Und da ist es auch schon passiert … der Stein flutscht ihr aus der Hand, saust über den Tisch und plumpst runter.
Ach du Schreck.
Bitte suchen helfen! Alle Kinder an ihrem Arbeitstisch kriechen mit Millie über den Boden. Aber der Bernstein ist nicht zu finden. Er hat sich aufgelöst.
Millie stehen schon die Tränen in den Augen.
Hilfe, Hauke, Hilfe!
Hauke hat sogar noch einen Bernstein für Millie. Den muss sie nicht mal mehr reiben. Der neue Stein ist schon auf einer Seite geschliffen, und Millie braucht ihn nur zu polieren, damit er glänzt wie flüssiger Honig. Na fein, Millie wischt sich mit dem Handrücken über die Backe. Falls doch eine Träne dort hängen geblieben sein sollte.
»So«, sagt Hauke nun. »Jetzt hat sich die Zahnpasta aber in dem Loch in der Mitte festgesetzt. Wie kriegen wir die raus? Bitte alle den Stein vor den Mund halten und feste pusten, bis die Zahnpasta dem Banknachbarn ins Gesicht spritzt.«
Aha.
Millie wendet sich Django zu, und er setzt sich so, dass die Zahnpasta aus seinem Bernsteinloch gleich auf ihrer Nase landen wird.
Klappt aber nicht!
Hauke hat sich wieder einen Spaß erlaubt . Er verteilt große Zahnbürsten und damit muss man dem Bernstein die Zähne putzen.
Oh, wie der Stein nun glänzt! Zum Schluss noch die Schnur durchziehen. Mit Verschiebeknoten, bitte! Und dann um den Hals hängen. Mann, sieht das schick aus!
»Hat es euch gefallen?«
»Ja!«, rufen alle. »Jaaa!«
Als die ersten Kinder schon aus der Schleiferei laufen, ist der Schnürsenkel von Djangos Turnschuh aufgegangen. Er bückt sich. Und was findet er da?
Millies Bernstein! Er ist in Djangos Schuh gesprungen und an der Socke hängen geblieben wie Biene Maja am Harz. Na so was!
Django reicht Millie den Bernstein, ohne zu zögern . Geht das denn überhaupt? Niemand sonst hat zwei.
»Das geht«, sagt Django. »Du hast ja auch an zweien gearbeitet.«
Recht hat er, der Schnuffel.Und Millie kann nun Trudelchen einen der beiden Bernsteine abgeben. Na, die wird sich freuen!
Dann dürfen sich alle Kursteilnehmer noch das Bernsteinmuseum anschauen und durch den Bernsteinwald tigern. Ganz schön gruselig. Aha, so hat das damals also ausgesehen, als vor hundert Millionen Jahren und mehr die Dinosaurier über die Erde marschierten und Biene Maja und Willi leider, leider am Harz kleben geblieben sind.
Dieser Theodor
Ob Millie Django noch mal wiedersehen wird? Die Mutter will mit ihrem Schnuffel zunächst in Sandpeter bleiben, aber für Millie wird die Fahrt heute weitergehen. Mama hat ja noch das Insel-Hopping auf ihrem Reiseplan. Deshalb fahren sie jetzt über das flache grüne Land am Deich entlang, um erst mal nach Huh-Summ-Summ zu gelangen. Was für Namen die Orte hier bei den Nordfiesen haben! Büh-Summ-Summ und Huh-Summ-Summ.
Es nieselt und fieselt etwas. Das Wetter an der Nordsee kann sich stündlich ändern. Der Wind treibt ein Wetter nach dem anderen über das Land.
Im Moment sieht alles grau aus. Na, die Schafe sind noch weiß, grauweiß, und der Deich ist auch noch
Weitere Kostenlose Bücher