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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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starre Herrn Rautenstrauch an.
    »Aber ... Sie wissen doch gar nicht, um was es geht.«
    Offenbar weiß er es doch. Mit verkniffenem Gesicht schiebt er seine Lesebrille nach oben und fährt mit dem Finger über seinen Bildschirm.
    »Hier oben steht, dass Sie gerne einen Kalender hätten. Und hier unten stehen Ihre Umsätze. Für einen Original Deutsche Bank Kalender müssten Sie entweder Geschäftskunde sein oder seit mehr als fünf Jahren bei uns.«
    Damit wendet Herr Rautenstrauch sich vom Monitor ab und wieder mir zu.
    Für einen Augenblick kriege ich keinen Ton raus. Dann richte ich mich auf, räuspere mich kurz und sage:
    »Ich bin wegen eines Kredits hier, Herr Rautenstrauch, nicht wegen eines Kalenders.«
    »Ach ja? Die Kollegin sagte mir .«
    »Ich brauche keinen Kalender. Ich brauche einen Kredit!«
    »Aber Sie haben einen Kredit, Herr Peters.«
    »Ich habe einen Kredit?«
    Herr Rautenstrauch dreht sich wieder zu seinem Monitor.
    »In Höhe von ... 1389 Euro. Soviel leihen wir Ihnen gerade auf Ihrem Girokonto.«
    Ich sollte ihm mein Kunden-Mineralwasser auf die Tastatur kippen und mich verpissen. Aber dann kriege ich erst recht keinen Cent und garantiert nie einen Kalender.
    »Das ist wahnsinnig nett, dass ich schon einen Kredit habe, aber ich brauche noch einen. Einen etwas höheren. Ich brauche eine Million.«
    Mein grauhaariger Berater rollt einen halben Meter von mir weg mit seinem Stuhl - vermutlich vor Schreck.
    »Eine Million, sagen Sie?«
    Ich greife in meine Tasche und lege die Infomappe zu Wellbergs Haus auf den Tisch.
    »Ich will ein Haus kaufen, Herr Rautenstrauch. Ein Mehrfamilienhaus. Gute Lage, neues Dach, neue Leitungen, kein Investitionsstau. In der Mappe sind Baubeschreibung, Teilungserklärung und Grundbucheintrag.«
    Seltsamerweise macht Herr Rautenstrauch keinerlei Anstalten, meine Mappe auch nur zu berühren. Stattdessen starrt er mich ungläubig über den Rand seiner Brille an, als hätte ich ihm gerade gesagt, ich sei sein unehelicher Sohn und gerade zurück aus Texas von einem Resozialisierungs-Boot-Camp.
    »Wollen Sie die Mappe gar nicht sehen?«, frage ich.
    Herr Rautenstrauch reibt sich kurz an der Nase, räuspert sich und zieht sich wieder vor bis zu seiner Schreibtischkante.
    »Die Mappe tut nichts zur Sache, Herr Peters. Ich kann Ihnen so einen Kredit nicht geben. Sie haben keine Sicherheit. Sie haben keinen Job. Sie haben ja nicht mal einen Kalender.«
    »Aber ich hab eine tolle Geschäftsidee. Und mit dieser Geschäftsidee könnte ich in den nächsten Tagen locker 100000 Euro machen! Die könnte ich dann schon mal anzahlen. Und das Haus ist ja auch ne Sicherheit.«
    »Wie geht denn Ihre Geschäftsidee, Herr Peters?«
    Na also. Man darf nur nicht so schnell aufgeben. Ich erzähle Herrn Rautenstrauch von unserer Schwanen-Webpage und dass exakt diese Nummer in den USA mit einem Kaninchen schon mal geklappt hat. Angestrengt hört mir Herr Rautenstrauch zu. Natürlich lasse ich auch den Beitrag bei Eins live nicht unerwähnt und verweise auf die abendliche Berichterstattung auf
    Pro7. Nach einer guten Viertelstunde habe ich alles erzählt und lehne mich zurück.
    »So sieht's aus. Das ist meine Idee.«
    Mein Berater nickt stumm. Seiner Mimik nach zu urteilen ist alles möglich: dass ich die Million kriege oder dass ich hochkantig rausfliege.
    »Ich hab nicht viel Ahnung von diesem Internet, Herr Peters, das werden Sie bemerkt haben .«
    Aufgeregt rutsche ich auf meinem Stuhl herum.
    »... aber was Sie sagen, ist sehr interessant.«
    Herr Rautenstrauch greift nach einem Stift und lehnt sich entspannt im Bürostuhl zurück.
    »Wissen Sie, meine Erfahrung mit Krediten hat gezeigt, dass es immer irgendwelche Leute gibt, die . wie soll ich sagen, fernab des Normalen mit frischen Ideen viel Geld machen können.«
    Yes! Ich hab ihn!
    »Menschen, die sich durchsetzen gegen ihr konservatives Umfeld, Menschen, die den Mut haben, sich durch . wie soll ich sagen ... schlaue Überlegungen einen Vorsprung zu verschaffen.«
    Ich grinse über beide Ohren und kann gar nichts dagegen machen. Unglaublich, wie sich alles verändern kann, wenn man sich nur mal ein paar Tage in den Arsch tritt.
    »Ein Jammer ist nur, dass Sie nicht dazugehören.«
    Ich zucke zusammen, als hätte man mir ein paar tausend Volt in den Stuhl gejagt.
    »Was?«
    »Ich sagte, dass ich es schade finde, dass Sie nicht dazugehören.« »Aber eben sagten Sie doch, also indirekt, dass Sie meinen Plan gut finden.«
    »Ja. Ihre

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