Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
richtige Wort. Und stell dir vor: Am Anfang war die arschfreundlich zu mir, aber seit sie gemerkt hat, dass ich keine Kohle hab, bin ich Luft. Und irgendwas spritzt die sich auch in den Kopf, Napalm oder Arsen oder so, keine einzige Falte hat die, und das mit zweiunddreißig!«
    »Natürliche Schönheit oder Botox.«
    »Botox. Auf jeden Fall kauf ich jetzt das Haus und schmeiß sie raus.«
    »Was?«
    »Richtig. Ich kauf das Haus und schmeiß sie raus!« »Im Ernst?«
    »Im vollen Ernst.«
    »Was ist das für ein Haus?«
    »Ein Mehrfamilienhaus. Sieben Parteien, 800 qm vermietbare Fläche, gute Lage.«
    »Puh. Das kostet 'ne Stange, oder?«
    »Eine Million.«
    »Und . hast du soviel Geld?«
    »Ich muss es mir irgendwie besorgen.«
    »Du bist jetzt aber kein Krimineller, oder?«
    »Quatsch.«
    »Du, aber . wenn dich die Frau so nervt, warum ziehst du nicht einfach woanders hin?«
    »Ich wusste, dass du das sagst. Das sagen nämlich alle.«
    »Und was sagst du denen dann?«
    »Ich sage denen, dass ich mich nicht von einem neureichen Schneehuhn aus meiner Wohnung vertreiben lasse. Ich sage, dass das eine Frage der Ehre ist und dass ich auch mal was zu sagen haben will. Okay. Den meisten sage ich natürlich, dass sie das einen Scheiß angeht.«
    »Klingt schon verrückt, irgendwie. Aber . Na ja. Irgendwie verstehe ich's auch. Mir sagen auch alle, ich soll zurück nach Köln. Und ich sag auch allen, dass sie das einen Scheiß angeht.«
    »Mir hast du das nicht gesagt.«
    »Stimmt. Dir nicht.«
    Für einen kleinen Augenblick schweigen wir. Ein Beratungskollege rattert im Hintergrund seinen Begrüßungsspruch runter und ich frage mich, ob Annabelle überhaupt noch dran ist. Sie ist es.
    »Was machst du denn am Donnerstag eigentlich?«
    Ich schlucke. »Ich werd versuchen Millionär zu werden. Sonst habe ich noch nichts vor. Wieso?«
    »Weil ich da nach Köln komme.«
    Vor Schreck nehme ich den Hörer zum anderen Ohr. Ich wusste, dass das irgendwann passieren würde. »Und? Was machst du hier? Was hast du vor?«, frage ich vorsichtig.
    »Ich besuche Steffi und Lara aus meiner alten WG. Wir wollen ins DeLite gehen später, wenn du Lust hast, dann kannst du gerne dazustoßen.«
    »Warum nicht«, lache ich und hoffe, dass es nicht allzu künstlich klingt. »Dann sehen wir uns ja endlich mal!«
    »Eben.«
    »Eben«, sage ich leise. Dann schweigen wir für einen Augenblick.
    »Schön!«, beendet Annabelle unsere Konversationspause, »dann würde ich sagen: Donnerstag so ab zehn?«
    »Okay.«
    »Tschüss, Simon.«
    »Tschüss Annabelle.«
    Ich lege auf, da rollt mir auch schon eine Träne über die rechte Wange. Sie rollt, weil ich weiß, dass ich Annabelle von der Verbraucherhotline nie wieder sprechen werde. Und sehen auch nicht. Den nächsten Schritt, so logisch er dieser Frau auch scheinen mag: Ich kann ihn nicht gehen. Das eigentlich Enttäuschende an der Sache aber ist: Der Köln-Besuch ist ihr auch erst eingefallen, als ich verraten habe, dass ich Millionär werde.
    herr rautenstrauch von der deutschen bank
    Mittwochmorgen sitze ich mit meinem besten T-Shirt und echten Lederschuhen bei der Kreditvergabe der Deutschen Bank und warte auf einen Herrn Rautenstrauch. Shahin hat inzwischen ganze Arbeit geleistet mit der rettetsascha-Seite und sie am Morgen online gestellt. Auch die Medienkontakte von Paula und Phil haben sich schon ausgezahlt: Kurz vor neun kam in Eins Live der erste Bericht über den »Typen mit dem Schwan« und mit ein bisschen Glück erwähnt Stefan Raab die Sache am Abend in TV total. Ich erhebe mich also mit einem guten Gefühl, als Herr Rautenstrauch, ein älterer Herr mit schütterem grauen Haar und dünner Lesebrille, den Raum betritt. »Ich hoffe, Sie haben nicht allzu lange warten müssen.«
    »Ach, halbes Stündchen ...«
    Mein Berater streift sich seine Krawatte glatt und tippt etwas in eine graue Tastatur. Ich räuspere mich und warte darauf, dass er irgendwas sagt.
    »Eine Sekunde bitte noch, Herr Peters ...«
    »Sind Sie gerade bei spiegel.de?«
    »Nein, wieso?«
    »Nur so.«
    Nervös lasse ich meinen Blick durch das Büro wandern. Es ist alles vom Feinsten: Holzjalousien, edelstes Parkett und wenn mich nicht alles täuscht, dann sitze ich vor einem Schreibtisch aus echtem Tropenholz. Die silberglänzende Designerlampe darauf hat ihm die Deutsche Bank wahrscheinlich von meinen Überziehungszinsen gekauft.
    »Herr Peters, ich fürchte, ich kann da leider nichts für Sie tun.«
    Ich schrecke auf und

Weitere Kostenlose Bücher