Millionäre küssen besser!
sie den blumengesäumten Pfad in Richtung Büro ging, dachte sie an das, was da am Tag zuvor passiert war. Dass Roger ein ziemlich übler Kerl war, hatte Brandon von Anfang an richtig erkannt. Was hatte sie nur damals in ihm gesehen? Aber das alles spielte jetzt keine Rolle mehr. Entscheidend war nur, dass er tatsächlich gesagt hatte, er wolle sie zurückhaben. Und dass sie ihm daraufhin eine Abfuhr erteilt hatte. Genau so hatte ihr Plan es vorgesehen. Zwar war es irgendwie bitter gewesen, ihn so zu sehen, wie er wirklich war. Aber die Sache war nun endlich abgeschlossen, und darüber war sie sehr froh.
Allerdings musste sie sich jetzt mit einem sehr viel größeren Problem befassen, und das war Brandon. Dass sie stark sein und die Beziehung mit ihm beenden musste, war ihr absolut klar. Denn als sie im Spaß gesagt hatte, er wolle sie nur wegen Sex, hatte er nicht widersprochen, sondern ihr im Gegenteil gleich bewiesen, dass diese Behauptung richtig war.
Natürlich wollte er sie als Assistentin behalten. Immer wieder hatte er betont, dass sie für das Unternehmen unersetzlich sei. Das hörte sie gern, denn ihr Job war ihr sehr wichtig. Doch weiterhin die Geliebte spielen? Das konnte sie einfach nicht mehr. Denn sie wusste zu genau, wie so etwas normalerweise ablief. Selten war Brandon länger als einen Monat mit einer Frau zusammen, und er hatte schon fast zwei Wochen mit Kelly verbracht. Zwei wunderbare Wochen. Aber es war besser, den Schnitt jetzt gleich zu machen, als in zwei weiteren Wochen abserviert zu werden und dann auch noch den Job zu verlieren. Denn dass sie nach einer tränenreichen Trennung nicht mehr in seinem Vorzimmer sitzen konnte, musste auch Brandon klar sein.
Doch entscheidender war etwas ganz anderes. Etwas, was sich Kelly bisher nicht hatte eingestehen wollen: Sie hatte sich in Brandon Duke verliebt. „Oh Gott …“, flüsterte sie gequält. Wie hatte sie nur so dumm sein können?
Gestern war ihr zum ersten Mal bewusst geworden, dass sie mehr für ihn empfand. Dann nämlich, als er an Rogers Tür geklopft hatte, um sie zu verteidigen. Wie ein edler Ritter hatte er in der Tür gestanden, bereit, alles zu tun, um sie zu beschützen. Und sie war einfach dahingeschmolzen. Zu dem Zeitpunkt hatte ihr gedämmert, dass sie ihr Herz verloren hatte. Sie hatte sich nicht an die Regeln gehalten und sich in ihn verliebt.
Auf keinen Fall konnte sie Brandon die Wahrheit sagen, denn das würde ihn unter Druck setzen. Und das wiederum würde bedeuten, dass sie früher oder später ihren Job verlieren und ihn nie wiedersehen würde. Deshalb hatte sie beschlossen, ihm nichts zu sagen. Sie würde unter irgendeinem nicht zu schwerwiegenden Vorwand ihr sexuelles Verhältnis beenden und dann weiter die Arbeit tun, für die sie bezahlt wurde. Privat hätten sie nichts mehr miteinander zu tun, und irgendwann würde sie auch in der Lage sein, sich diese lächerliche Liebe aus dem Herz zu reißen.
Kelly wendete auf der Straße und fuhr nach Süden. Alles war etwas anders gekommen, als sie es geplant hatte. Als sie das Büro betreten hatte, hatte ein einziger Blick auf ihren Chef genügt, und der Mut hatte sie verlassen. Sie hatte es einfach nicht über sich gebracht, das Verhältnis zu beenden, sondern hatte irgendetwas von Erschöpfung und Überanstrengung gemurmelt und dass sie gern den Rest des Freitags und möglichst auch noch den Montag freinehmen würde. Brandon hatte sie kurz erstaunt angesehen, ihren Wunsch dann aber sofort erfüllt. Nach dem unerfreulichen Zusammentreffen mit Roger sei sie wohl noch etwas durcheinander, hatte er gemeint, und sie hatte nicht widersprochen. Zwar hasste sie es, ihn anzulügen, aber sie brauchte unbedingt ein paar Tage, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und sich zu überlegen, wie sie mit den neuen Tatsachen umgehen sollte.
Schnell hatte sie ein paar Sachen zusammengepackt und sich dann auf den Weg in Richtung Dunsmuir Bay gemacht. In weniger als vier Stunden hatte sie ihr kleines Apartment in der Nähe des Hafens erreicht. Als sie aus dem Auto stieg, atmete sie beglückt die salzige Meeresluft ein. Wie gut, wieder zu Hause zu sein!
Den Rest des Nachmittags verbrachte sie damit, Wohn- und Schlafzimmer von dem Staub zu befreien, der sich in den Monaten ihrer Abwesenheit überall niedergelassen hatte. Als sie schließlich mit einem Glas Wein auf dem Balkon saß, versuchte sie, sich ganz auf die weißen Boote zu konzentrieren, die auf dem dunkelblauen Meer hin- und
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