Millionäre küssen besser!
bestimmt kannten Kellys Vater und die Schwestern ihn und seine Familie. Und wer weiß, ob nicht Druck auf Kelly ausgeübt worden war, Roger zu heiraten … Familien konnten da sehr hartnäckig sein, das wusste Brandon aus eigener Erfahrung.
„Aber, Junge, du bist ja plötzlich so blass.“ Besorgt legte Sally ihm die Hand auf den Arm.
„Lass, Mom.“ Verärgert schüttelte er die Hand ab. „Ich bin einfach urlaubsreif.“
Kurz darauf fuhr er für ein paar Tage in das Resort im Napa Valley, diesmal aber nicht als Boss im Maßanzug, sondern als einfacher Arbeiter mit alten Jeans und abgetragenen Stiefeln. Schon früher, als Teenager, hatte er die Erfahrung gemacht, wie gut es tat, körperlich hart zu arbeiten. Man verlor die Flausen im Kopf und konzentrierte sich ganz auf das, was getan werden musste.
Schon nach dem ersten Arbeitstag fühlte er sich sehr viel besser. Zufrieden richtete er sich auf, überblickte die langen Reihen der Rebstöcke und war stolz auf das, was er geschafft hatte.
Und wusste plötzlich genau, was ihm fehlte.
Eine Woche nach ihrer Rückkehr aus Vermont war Kelly klar, dass sie es jetzt nicht länger aufschieben durfte. Entschlossen, einen Mann zu finden, mit dem sie ein zufriedenes Familienleben führen konnte, hatte sie sich vorgenommen, sich mit allen möglichen Agenturen in Verbindung zu setzen.
Gerade hatte sie sich vor ihren Rechner gesetzt, als es an der Tür klopfte. Unwillkürlich beschleunigte sich ihr Puls, aber dann sagte sie sich schnell, dass das nur der Briefträger sein konnte. Brandon wusste nicht einmal, wo sie wohnte. Während sie sich zwang, ruhiger zu atmen, ging sie langsam zur Haustür und öffnete.
Das Herz blieb ihr stehen. „Brandon …“
„Tag, Kelly. Entschuldige, dass ich so hereinplatze, aber ich brauche deine Hilfe.“
War er es wirklich? Sie starrte ihn an wie einen Geist.
„Darf ich reinkommen?“
„Oh ja … natürlich. Hat Sarah gekündigt?“
„Nein.“ Ohne Kelly anzusehen, ging er an ihr vorbei ins Wohnzimmer. „Ich bin sehr zufrieden mit ihr.“
„So? Das ist gut …“ Langsam schloss Kelly die Tür, ohne Brandon aus den Augen zu lassen. Zuletzt hatte sie ihn vor vier Wochen gesehen, vor einer kleinen Ewigkeit, und jetzt konnte sie sich nicht sattsehen an ihm. Zwar hatte sie versucht, nicht mehr an ihn zu denken, was ihr auch hin und wieder gelungen war. Aber jetzt, wo er vor ihr stand, konnte sie sich kaum noch daran erinnern, was sie in diesen vier Wochen getan hatte. Doch sie musste sich zusammennehmen. „Du hast gesagt, du brauchst meine Hilfe. Für was denn?“
„Ach so, ja.“ Verlegen lächelnd, kam er auf sie zu und griff nach ihren Händen. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Er zog sie zur Couch, und beide ließen sich nieder. „Ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll. Aber ich brauche deine Hilfe beim Küssen. Irgendwie habe ich es verlernt.“
Sie zog die feinen Augenbrauen hoch. „Mach dich nicht über mich lustig. Du bist der letzte Mann auf der ganzen weiten Welt, der Nachhilfe im Küssen braucht. Und selbst wenn, es gibt Hunderte von Frauen, die dir in diesem Punkt nur zu gern behilflich wären. Warum kommst du da zu mir?“
„Weil …“, er rückte näher an sie heran, „ich nur jemanden richtig küssen kann, den ich liebe.“
„Oh, Brandon …“ Was hatte er gesagt? Ihr Herz schlug wie verrückt.
„Kelly, ich liebe dich. Dass du mir das nicht gleich glauben kannst, verstehe ich gut. Auch ich habe dir lange nicht abgenommen, dass du mich liebst.“
„Aber warum …“
„Nein, lass mich bitte ausreden. Die ersten acht Jahre meines Lebens waren einfach entsetzlich. Meine Eltern haben mich immer nur beschimpft und mir nie das Gefühl gegeben, mich zu lieben. Auch als mein Leben durch Sallys Adoption eine vollkommen andere Wendung nahm, konnte ich diese Jahre nicht vergessen. Irgendwie war ich in diesen ersten acht Jahren zu der Überzeugung gekommen, dass ich nicht liebenswert sei. Deshalb hatte ich mir fest vorgenommen, mich nie zu verlieben, um nicht enttäuscht und verletzt zu werden.“
„Brandon, ich …“ Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie legte ihm zärtlich die Hand auf ein Knie.
„Bis ich mir eingestanden habe, dass ich für dich gern etwas Besonderes sein wollte, ist viel Zeit vergangen. Und als du mir gesagt hast, dass du mich liebst, konnte ich damit überhaupt nicht umgehen. Ja, es hat mich zu Tode erschreckt. Denn ich war sicher, dass ich dich nur enttäuschen würde.
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