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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Fieberwahn
gesprochenen Worte ihrer Mutter waren wahr geworden. Sky Witherspoon hatte von
Männern und Frauen erzählt, die Blut tranken, Gedanken lesen konnten und
schneller als der Wind waren. Sie hatte von einer Blutburg gefaselt und von
Verteidigern der Menschheit. Sie hatte zu ihrer Tochter gesagt, dass diese
Monster kommen und sie holen würden, aber das hatte Nell ihr natürlich nicht
geglaubt. Sie hatte, wie alle anderen, geglaubt, dass ihre Mutter wahnsinnig
geworden war. Aber Sky Witherspoon war nicht wahnsinnig gewesen. Sie hatte eine
dunkle Zukunft vorausgesehen und ihre Tochter davor warnen wollen.
    Nell hätte
erleichtert sein sollen: Ihre allergrößte Angst hatte sich mit dem Erscheinen
der Vampire in Luft aufgelöst. Sie würde nicht verrückt werden! Ihre Gabe würde
sie nicht in den Wahnsinn treiben, wie sie befürchtet hatte, denn ihre Mutter
war auch nicht wahnsinnig geworden. Ja, sie war erleichtert, hätte gar jauchzen
können vor Freude - wenn sie nicht entführt und an eine Wand gekettet worden
wäre.
    Nell holte tief Luft
und versuchte ihre Panik zu bezwingen. Wenn sie Angst hatte, konnte sie sich
nicht konzentrieren, konnte nicht sehen, was die Zukunft bringen würde. Sie
musste ruhig bleiben. Zusammengekauert musterte sie verstohlen ihre Umgebung.
Sie befand sich in der großen Halle der alten Burg, deren weitläufige Fläche
mit kalten Steinfliesen gepflastert war. Lange Holztische standen an den
Saalrändern, und ganz vorne befand sich der prächtigste aller Tische, mit einem
thronähnlichen Sessel. In der Mitte des Raums war Platz gemacht worden für
vierzig Stühle, die einen großen Kreis bildeten.
    Nell hatte die Stühle
bereits mehrmals gezählt, weil sie das von ihrer Angst ablenkte. Doch
inzwischen waren vereinzelte Vampire aufgetaucht und hatten an den Tischen
Platz genommen. Mehr und mehr tauchten auf, und Nell begann wieder zu zittern.
Ihr Blick huschte immer wieder zu den leuchtend roten Tischdecken. Seit einer
halben Stunde betete sie, dass bald Kellner erscheinen würden, um die Tische zu
decken. Doch da dies nicht geschah, konnte sie nicht umhin zu fürchten, dass
die Versammelten kein Besteck und keine Teller brauchten, um das zu verspeisen,
was auf den Tisch kommen würde ...
    Ein schriller Schrei
ertönte, und Nell bekam eine Gänsehaut.
    Der Schrei war aus
dem ersten Stock gekommen. Nell schaute nach oben. Der Saal besaß an beiden
Enden eine Galerie, von der aus man - durch hohe Spitzbogenfenster abgetrennt -
in die große Halle hinabschauen konnte. Entsetzt verfolgte Nell, wie die
Schreie lauter wurden und ein bulliger Mann auftauchte, der an einer Kette drei
junge Frauen hinter sich herzog. Die Mädchen hatten weiße, nachthemdartige Gewänder an, und ihr
Haar floss ihnen offen über den Rücken. Alle drei wehrten sich
mit Leibes kräften, doch der riesige
Vampir fletschte grinsend seine Fangzähne.
    Nell schluckte. Das
Herz klopfte ihr bis zum Hals. Die jungen Frauen verschwanden für einen Moment
hinter ei ner dicken Säule, dann
tauchten sie oben an der ausladenden Steintreppe auf, die zur Halle
hinabführte.
    »Bitte nicht!
Bitte!«, flehte die Älteste, während der Vampir sie die Treppe hinabzerrte.
»Meine Schwestern und ich, wir dachten, die Burg sei unbewohnt! Wir wussten
doch nicht, dass hier jemand ist, sonst wären wir nie hergekommen!«
    Ihre jüngeren
Schwestern, die, wie Nell nun sah, nicht älter als zehn sein konnten, heulten
und schrien.
    Der brutale Wärter
nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis. Nells Augen füllten sich mit Tränen. Sie
wollte schreien, toben, den Mann anflehen, die Mädchen freizulassen, aber ihre
Stimme versagte. Weitere Vampire betraten den Raum, alle in schwarze Umhänge
gehüllt, unter denen ihre nackten Füße hervorschauten. Einige warfen neugierige
Blicke in Nells Ecke, und diese senkte hastig den Kopf, verbarg ihr Gesicht
hinter ihren langen Haaren.
    Der Wärter zerrte die
schreienden Mädchen nun in die Halle. Als sämtliche Stühle - bis auf jenen am
Haupttisch - besetzt waren, trat der bullige Mann mit den Mädchen in die Mitte
des Raums. Entsetzt sah Nell, wie er einen Dolch zückte. Einer der Versammelten
tauchte mit einer schwarzen Schale auf und stellte sie auf den großen Tisch,
neben den grinsenden Mann mit dem Dolch. Die Mäd chen schrien entsetzt auf.
    Der Vampir zerrte an
der Kette und zwang das jüngste Mädchen nach vorne. Die Älteste schrie auf und
versuchte ihre jüngste Schwester verzweifelt

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