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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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denn
Frankreich, Mr. Belton?«
    Mikhail lächelte das
Mädchen mit dem entzückenden Lispeln nachsichtig an. Die elfjährige Georgina
Williams war im Begriff, sich zu einer seiner Lieblingsschülerinnen zu
entwickeln. Sie konnte ja nichts dafür, dass er ihrem großen Bruder am liebsten
den Hals umgedreht hätte. Georgina war intelligent und aufmerksam und scheute
sich nicht, Fragen zu stellen.
    Mikhail deutete auf
die Tafel in seinem Rücken, auf die er die Umrisse des europäischen Kontinents
aufgezeichnet hatte, und sagte: »Nun, wer kann Frankreich einzeichnen?«
    Sogleich schössen
zwei Paar Hände hoch. Mikhail entschied sich für die dreizehnjährige Tabitha
Smith, die stolz zur Tafel schritt, die Kreide zur Hand nahm und dort, wo
eigentlich Spanien lag, ein Kreuz für Frankreich machte.
    »Ein sehr guter
Versuch, Tabitha, du bist ganz nahe dran, aber das Kreuz gehört mehr in diese
Richtung«, erklärte Mikhail und zeichnete geschickt die spanisch-französische
Grenze ein. Dann schrieb er Frankreich dorthin, wo es
hingehörte.
    »Und was ist das dann
für ein Land, Mr. Belton?« Henry Granger hatte eine pummelige Hand in die Höhe
gestreckt und zeigte auf Tabithas x.
    Mikhail warf einen
kurzen Blick auf seine Taschenuhr, dann sagte er: »Nun, wer weiß es?«
    Unglaublich, wie die Zeit
verflogen war. Ein wenig Rechnen, ein wenig
Schönschreiben, etwas Geschichte und ein bisschen Erdkunde und schon war es
fünfzehn Uhr! Zeit, nach Hause zu gehen, dachte er lächelnd.
    Als Henry und sein
Bruder nun begannen, die unmöglichsten Ländernamen zu rufen, musste Mikhail
zusammen mit den anderen Kindern lachen.
    »Nein, Richard, das
ist nicht das Blumenkohlland. Obwohl, da kommt mir eine Idee, was ich euch als
Hausaufgabe aufgeben werde!«
    Die Klasse stöhnte,
aber Mikhail ließ sich nicht beirren. Er konnte sehen, wie gespannt ihn seine
Schüler ansahen.
    »Heute sollt ihr eure
Schiefertafeln mit nach Hause nehmen. Aber statt dass ihr euren Namen schreiben
übt, möchte ich, dass jeder von euch den Namen eines Fantasielandes
aufschreibt.« Als er lauter verblüffte Gesichter sah, deutete er auf Richard.
    »Richard hier könnte
zum Beispiel ›Blumenkohlland‹ schreiben. Aber das ist noch nicht alles. Ich
möchte, dass ihr außerdem drei spezielle Eigenschaften dazuschreibt, die euer
Land haben soll.«
    Timothy, Tabithas
kleiner Bruder, hob die Hand. »Was meinen Sie damit, Mr. Belton?«
    Mikhail überlegte
kurz und grinste. »Na, zum Beispiel könnte das Nationalgericht im
Blumenkohlland Blumenkohlkuchen sein!«
    »Igitt!«, rief die
Klasse im Chor.
    »Also gut, Kinder,
der Unterricht ist für heute beendet!«, verkündete Mikhail, und sogleich
begannen alle hektisch ihre Schulsachen zusammenzupacken. Auch Mikhail sammelte seine
Papiere zusammen. Ein Kind nach dem anderen lief mit einem lauten »Auf
Wiedersehen, Herr Lehrer!« aus dem Raum.
    Als er aufblickte,
war die Klasse leer. Nur Georgina stand unschlüssig im Unterrichtsraum, die
Schiefertafel wie einen Schützschild an ihre Brust gedrückt.
    »Ist noch was,
Georgina?«
    »Äh, nein«, flüsterte
sie verlegen und biss sich auf die Lippe. Als Mikhail das sah, musste er an
Nell denken. Da Georgina sich weiterhin nicht rührte, ging Mikhail zur Tür,
öffnete sie weit und sagte: »Möchtest du mich ein Stück begleiten? Vielleicht
fällt dir ja unterwegs noch eine Frage ein, die du mir stellen willst.«
    Georgina nickte
begeistert und hüpfte vor ihm durch die Tür. Dann schaute sie sich um, um sich
davon zu überzeugen, dass er ihr folgte. Als sie draußen unter den anderen
Leuten standen, schien Georgina ein wenig mutiger zu werden.
    »Sind Sie wirklich
mit Storm verheiratet, Mr. Belton?«, fragte sie schüchtern.
    Mit dieser Frage
hatte Mikhail am allerwenigsten gerechnet. Es gefiel ihm ganz und gar nicht,
ein Kind anlügen zu müssen, aber ihm blieb keine Wahl.
    »Ja, Georgina, wieso
fragst du?«
    »Na ja ... Es ist nur
... Storm redet nicht mehr mit meinem Bruder. Eigentlich redet sie mit keinem
mehr. Das sagt zumindest meine Mutter. Und, na ja, George sagt, dass sie
vielleicht auch nicht mehr mit mir reden wird, obwohl ich nicht weiß, was ich
ihr getan haben soll, Mr. Belton. Und sie fehlt mir, verstehen Sie? Sie ist die
Ein zige, die mit mir auf
Bäume geklettert ist. Und die ande ren lachen mich aus, wenn ich rede, aber
Storm hat nie ...« Georgina hielt abrupt inne, als sei ihr die Luft
ausgegan gen. Sie schaute ernst zu
ihm auf. »Mit Ihnen redet sie

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