Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
Hände
auszustrecken und dem verräterischen Weib den Hals umzudrehen. Sie wollte seine
Frau und sein Kind töten!
Patrick hörte Ismail
hinter seinem Rücken auftauchen.
Unser Plan?
Kiril wird ihr
folgen. Und wir folgen Kiril.
In dem Anwesen unweit
des Green Parks war es dunkel, nur im zweiten Stock brannte ein schwaches
Licht. Alexander und Patrick traten die Tür ein und stürmten nach oben. Nun
rochen auch sie es: Menschenblut. Kiril und Ismail warteten draußen, um
eventuelle Flüchtlinge abzufangen.
Der Blutgeruch wurde
immer stärker. Alexander tastete nach dem Dolch in seiner Jackentasche. Er
wusste, dass ein Kampf unvermeidlich war. Menschenblut machte Vampire wild und
aggressiv. Es würde keine Zeit für Fragen geben.
»Wir müssen einen von
ihnen am Leben lassen«, erinnerte Alexander Patrick noch einmal. Dann riss er
die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ selbst
ihn, einen Veteranen unzähliger Schlachten, nicht kalt. Sechs Vampire,
einschließlich jener, die sich Delphine nannte, beugten sich über zwei blonde
Mädchen und saugten ihnen das Blut aus. Sie hatten ihre Fänge willkürlich in
die Körper der Mädchen geschlagen, Arme, Beine, wo sie sie gerade erreichen
konnten.
Alexander war sofort
klar, dass die Mädchen nicht mehr zu retten waren. Sie waren bereits tot.
Allein dafür mussten diese Schurken büßen, wenn schon für nichts anderes.
»Clanführer!«, rief
Delphine warnend. Sie, die als letzte zu dem Gelage gestoßen war, schien noch
am klarsten denken zu können, aber ihr Ruf löste eine Kettenreaktion aus. Fünf
Paar rotglühender Augen richteten sich auf ihn und Patrick. Die Französin
dagegen wich zurück zum Fenster.
»Ihr habt unsere
Gesetze gebrochen«, verkündete Patrick eisig, »dafür werdet ihr bezahlen.«
Der Vampir, der ihnen
am nächsten stand, handelte als Erster. Er packte einen Kerzenleuchter, der auf
einem langen Tisch stand, und ging damit auf Patrick los. Alexander trat vor,
um sich dem nächsten zu stellen. Der junge Vampir ging mit gebleckten Fängen
auf ihn los.
Hunderte von Jahren
Schlachterfahrung machten es ihm leicht, dem Angriff auszuweichen und seinem
Gegner mit einer blitzschnellen Bewegung die Kehle durchzuschneiden. Auch
Patrick stand wieder neben ihm, in der Hand einen bluttriefenden
Kerzenleuchter. Sein Gegner war ebenfalls tot.
Glas klirrte, und
eine Scheibe ging zu Bruch. Alexander und Patrick konnten gerade noch sehen,
wie Delphine aus dem Fenster sprang. Zwei der verbleibenden Vampire stürzten
sich auf sie, der letzte sprang Delphine hinterher.
Alexander holte mit
der Faust aus und zerschmetterte seinem Gegner den Kiefer. Der Bastard
schnellte hoch und zielte mit dem Fuß auf seinen Hals. Alexander duckte sich
und packte den Mann im Nacken, schleuderte ihn quer durchs Zimmer. Man hörte
das Geräusch brechender Knochen, aber sein Gegner hatte Menschenblut getrunken
und war wie besessen. Sofort sprang er wieder auf die Beine. Alexander warf
einen raschen Blick zu Patrick. Dessen Gegner lag bereits tot zu seinen Füßen.
»Verdammt, lassen wir
den hier am Leben«, zischte Patrick.
Gemeinsam trieben sie
den Vampir in die Enge. Dieser stieß trotz seines gebrochenen Kiefers ein
wildes Fauchen aus. Ohne Vorwarnung packte er einen Stuhl, brach ein Stuhlbein
ab und holte damit aus.
In diesem Moment
ertönte draußen ein Schrei, der Patrick eine Sekunde lang ablenkte. Das
Stuhlbein war nur mehr Millimeter von seiner Brust entfernt, als Alexander
ihrem Angreifer den Halswirbel brach.
14. Kapitel
Nell pflückte ein
abgestorbenes Blatt von einem Rosenbusch und stach sich dabei an einem Dorn. Es
war spät im Jahr zum Beschneiden der Rosenbüsche, aber Nell hatte sich dennoch
entschlossen, etwas zu tun, um die schwächeren Pflanzen zu retten. Sie mochten
ja heuer nicht mehr austreiben, dafür würden sie nächstes Jahr wieder blühen -
nicht dass sie dann noch hier wäre, um es zu erleben.
»Bei Kleopatras
Zinken, jetzt bloß nicht sentimental werden!«, schalt sie sich und zerrte an
einem Unkraut, das unter einem Rosenbusch wucherte. Dann lehnte sie sich
zurück, um ihr Werk zu begutachten. Dabei fiel ihr auf, wie viele Knospen der
Busch trug, Verborgen im Inneren. Die Knospen waren noch von einem grünen Kokon
umschlossen, doch schon blitzte etwas Rosarotes hervor; es würde nicht mehr
lange dauern, bis sie aufblühten. Nell beschloss spontan, Rosenöl zu machen, so
wie früher ihre Mutter. Dann würde es
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