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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Augen unter dichten Wimpern, eine gerade,
starke Nase, ein kräftiges Kinn ... Wie gern sie immer das Grübchen in seinem
Kinn berührt und ihn deswegen geneckt hatte! Er hatte sich wegen dieses
Grübchens geschämt, denn er fand, dass es sein Kinn schwach aussehen ließ. Sie
war da anderer Meinung. Sie hatte überhaupt nichts Schwaches an ihm finden
können, im Gegenteil. Sie wusste ganz genau, wie stark er war, dass er keine
Arbeit scheute, wenn sie auch noch so schwer war. Wie oft hatte sie ihm bei der
Ernte oder einer anderen Farmarbeit zugesehen!
    Aber das alles war
vorbei. Der Mann ihrer Träume war an dem Tag gestorben, an dem er sie und ihre
Mutter verdammt hatte.
    »Sie haben uns
gesehen«, sagte Mikhail. »Ganz ruhig.
    Ich bin bei dir.« Er
nahm sie bei der Hand. Sie war eiskalt. Seine Berührung tröstete sie ein wenig,
konnte aber nicht verhindern, dass ihr ein scharfer Stich ins Herz fuhr, als
Georges Blick auf sie fiel. Sie presste die Lippen zusammen. Das Herz klopfte
ihr bis zum Hals.
    »Storm! Mein Gott, du
bist es tatsächlich!«, rief seine Begleiterin aus.
    Lizzie. Jetzt hatte Nell sie
erkannt. Die Metzgerstochter. Ein paar Jahre jünger als sie und entsetzlich
eitel. Was kein Wunder war: Die wohlhabenden Metzgersleute hatten ihr einziges
Kind nach Strich und Faden verwöhnt. Lizzie kam über die Straße auf sie
zugelaufen, George folgte ein wenig langsamer. Mit einem fröhlichen Lachen
blieb sie vor ihnen stehen.
    »Ich kann's nicht
fassen! Ich habe natürlich gehört, dass du wieder da sein sollst, konnte es aber
einfach nicht glauben. Immerhin bist du ohne ein Wort verschwunden, ich hätte
nie geglaubt, dass du je wiederkommst!«
    Nell konnte ihrer
Logik zwar nicht folgen, hatte aber keine Lust nachzufragen. »Ja, ich bin
wieder da«, antwortete sie schlicht.
    Lizzies Blick fiel
bewundernd auf Mikhail. »Willst du uns denn nicht vorstellen?«
    In diesem Moment
tauchte auch George neben Lizzie auf und raubte Nell die kaum wiedergefundene
Sprache. Er schaute sie mit einem rätselhaften Ausdruck an. Es war das erste
Mal, dass sie sich wiedersahen, seit er ihre Verlobung gelöst hatte. Nell
verharrte regungslos, und ihre Hände schwitzten, während sie sich bemühte,
ruhig zu bleiben,
nicht zu schreien, ihn nicht mit den Fäusten zu bearbeiten. Ihn nicht als den Bastard zu
beschimpfen, der er war. Was sie jedoch am allermeisten wollte, war zu
begreifen, wie. Wie hatte sie ihn all die Jahre so falsch einschätzen können? Wie hatte sie
nicht sehen können, was für ein Mistkerl er in Wahrheit war?
    Mikhail räusperte
sich. »Ich bin Michael, Nells Ehemann.« Seine Stimme war voller Charme, um die
Anspannung ein wenig zu lockern. Und es funktionierte, zumindest bei Lizzie.
    »Hallo, Michael«,
strahlte sie. »Ja, und das ist George, mein Mann.«
    George war
verheiratet? Das war zu viel. Sie drückte verzweifelt Mikhails Hand,
hoffte inständig, dass er begriff. Sie musste weg, weg von hier, bevor sie
etwas Peinliches tun würde, wie beispielsweise in Tränen auszubrechen ...
    »Lizzie, George, es
war mir ein Vergnügen, aber jetzt müssen wir weiter. Meine Frau und ich müssen
uns um unsere Kinder kümmern«, erklärte er mit seinem typischen charmanten
Lächeln.
    Georges Gesicht
umwölkte sich drohend, und es sah aus, als wolle er etwas sagen, aber Lizzie
kam ihm zuvor. »Ach ja, natürlich, die Kinder! Das habe ich schon gehört. Lasst
euch bitte nicht aufhalten!«
    Erleichtert machte
Nell einen Schritt, wurde jedoch unversehens von Lizzie am Arm festgehalten.
Der Griff des Madchens war ungewöhnlich stark, dabei blieb ihre Miene aber
unverändert freundlich. »Das hätte ich beinahe vergessen, Storm. Ich bin für
die Organisation des Mittsommertanzes verantwortlich, der nächste Woche statt findet. Jeder bringt
etwas mit, und ich hatte gehofft, dassdu vielleicht deine berühmten Crumpets backen könntest. Das
wäre großartig. Alle haben deine Backkünste vermisst, sie reden immer wieder
davon, wie toll deine Kuchen schmeckten.«
    Mikhail warf Nell
einen neugierigen Blick zu, den diese jedoch nicht beachtete. Sie entzog Lizzie
ihren Arm und sagte: »Gut, ich werde Crumpets mitbringen.«
    »Wunderbar!« Lizzie
klatschte begeistert in die Hände. Fest an Mikhails Hand geklammert ging Nell
weiter.
    »Ach ja, mach doch
ein paar mit Zitrone«, rief Lizzie ihnen hinterher, »das ist Georges
Lieblingssorte!«
    Nell erwiderte
nichts. Sie wusste ganz genau, was Georges Lieblingssorte war, und die

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