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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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sich, die Gedanken
zu dem soeben Geschehenen zurückschweifen zu lassen. Nell hatte gewusst, dass
die Jäger kommen würden, noch bevor sie auftauchten. Hatte sie sie vielleicht
die Straße raufkommen sehen? Aber dann hätten sie nicht mehr genug Zeit gehabt,
sich in die Büsche zu schlagen. Und woher hatte sie gewusst, wann sie die
Durchsuchung des Hauses aufgeben und sich auf den Weg zum Dorfplatz machen
würden? Er hatte jedenfalls keine Verfolger bemerkt.
    Sosehr er sich auch
den Kopf darüber zerbrach, er kam zu keinem Ergebnis. Dann fiel ihm der Vorfall
auf dem Schiff wieder ein. Auch dort hatte Nell sie gewarnt, noch bevor die
Attentäter überhaupt an Deck gekommen waren. Nell schien irgendwie zu wissen,
was geschehen würde, noch bevor es geschah. Aber das war unmöglich, oder?
Andererseits war seine Schwester eine Gedankenleserin, und er lebte seit zwei
Jahren in engem Kontakt mit den Mitgliedern eines Vampirclans. Wenn einer wusste,
dass Unmögliches möglich war, dann er, Mikhail.
    Aber in die Zukunft
sehen können?
    Es musste eine andere
Erklärung dafür geben. Und er würde Nell danach fragen, aber erst, wenn sie
sicher hier raus waren. Er lauschte, doch kein Schrei ertönte, kein »Anhalten!«,
und der Karren ratterte unbehelligt aus dem Dorf hinaus. Aber erst nachdem eine
halbe Stunde vergangen war, fand Mikhail die Gelassenheit, sich über ihre
nächsten Schritte Gedanken zu machen.
    Sie brauchten ein
neues Versteck. Und er hatte kaum Geld dabei. Den Beutel mit den Goldmünzen
hatte er in der Eile natürlich im Cottage zurückgelassen.
    Plötzlich fiel ihm
ein, was schon die ganze Zeit vage an ihm genagt hatte: der eigenartige Vorfall
letzte Nacht auf dem Dorffest. Nell hatte George und Lizzie weggestoßen und
einen Lampion von einem Ast geschlagen und ausgetreten.
    Als hätte sie
gewusst, dass er auf George und Lizzie fallen würde ...
    »Dieser Lampion hätte
George und Lizzie verbrannt, stimmt's?«
    Nells Kopf zuckte
hoch, und ihre Augen schauten ihn im schummrigen Halbdunkel unter der Plane mit
einem rätselhaften, fast ängstlichen Ausdruck an. »Ja«, flüsterte sie
schließlich.

19. Kapitel
     
    Die beiden Vampire
saßen tief in Gedanken versunken im Wohnzimmer, auf dem Tisch zwischen sich
eine Karaffe mit rot funkelndem Blut. Die große Standuhr in der Eingangshalle
zählte tickend die Sekunden.
    »Vielleicht sollten
wir zu ihm gehen. Vielleicht braucht er Hilfe«, sagte der große Osmane
stirnrunzelnd. Sein Gefährte trug eine ähnlich grimmige Miene zur Schau,
schüttelte aber den Kopf. Erneut senkte sich Stille über die grübelnden Männer.
Beide horchten auf das Geräusch einer sich nähernden Kutsche, doch selbst ihre
scharfen Vampirohren konnten nichts vernehmen.
    »Vater?«
    Große grüne Augen
spähten durch einen Türspalt ins Zimmer, und Ismail sprang auf.
    »Ah, gut, ihr seid
nicht beim Trinken«, sagte Violet, die sich noch immer nicht an den Anblick
bluttrinkender Vampire gewöhnt hatte. Sie war, wie sich jetzt zeigte, im
Nachthemd.
    »Warum bist du noch
wach?«, sagte ihr Vater vorwurfsvoll, bot ihr aber fürsorglich seinen Stuhl an.
    »Ich konnte nicht
schlafen. Seit Catherine weg ist, kann ich nur schlecht schlafen, und jetzt
auch noch Patrick ... wann wird er wieder da sein?«
    Alexander lehnte sich
seufzend zurück. »Mach dir keine Sorgen um Patrick. Er ist ein starker Mann.«
    Den Blick auf die
Karaffe geheftet, strich sie mit den Fingerspitzen über das geschliffene
Kristall. »Ein starker Vampir, meinst du ... Alexander, ich will mein Kind
wiederhaben.«
    In Alexanders Wange zuckte
ein Muskel. »Patrick wird die Namen so oder so herausbekommen, und wenn wir
alle diese Schurken erwischt haben, werden wir nach Mikhail schicken. Dann
bekommen wir beide unsere Kinder wieder zurück. Du hast mein Wort.«
    Das klang ermutigend
- wären da nicht die Worte »so oder so« gewesen.
    Delphine, die
Vampirfrau, die Ismail nach ihrer Flucht aus der Bluttrinkerhöhle gefangen
genommen hatte, hatte sich bei ihrem Sprung aus dem Fenster schwere
Verletzungen zugezogen. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie vernehmungsfähig
gewesen war, doch sie weigerte sich, etwas über ihre Gruppe zu verraten.
Patrick wollte nicht darüber reden, aber Violet wusste, was jetzt geschehen
musste: Wenn Delphine nicht freiwillig Auskunft gab, würde Patrick sie als
Clanführer dazu zwingen müssen.
    Aber ein gewaltsames
Eindringen in die Gedanken eines anderen war nichts gegen das, was Violet und
ihrem

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