Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
von wegen, dass deine Mutter verdammt sei, nie geglaubt, Storm«,
versicherte er ihr ernsthaft. »Es war wegen Elisabeth. Sie ist plötzlich bei
uns auf der Farm erschienen, als deine Mutter bereits krank war, und hat
gedroht, dafür zu sorgen, dass wir alles verlieren. Ihr Vater besitzt dieses Land.
Sie drohte, uns zu ruinieren, uns die Farm wegzunehmen, wenn ich meine
Verlobung mit dir nicht löse.«
Nell zog entsetzt
ihre Hand zurück. Ihr war auf einmal ganz schwindelig. Elisabeth? War das
möglich?
»Ich wusste nicht,
was ich tun sollte«, fuhr George fort.
Sein Blick hing einen
Augenblick an ihrer Hand, dann huschte er zu ihrem Gesicht, dann wandte er die
Augen ab. »Sie hat mir keine Zeit gelassen zu überlegen. Ich konnte nicht
zulassen, dass sie das Leben meiner Eltern, meiner Schwester ruiniert. Also tat
ich, was sie von mir verlangte. Ich wusste, du würdest mir nicht glauben, wenn
ich dir sagte, dass ich dich nicht mehr liebe ... Keiner hätte das geglaubt.
Also habe ich mich für die einzige Lüge entschieden, von der ich wusste, dass
du sie glauben würdest.« Er wirkte so traurig, so unendlich traurig.
»Es hat an dem Abend
geregnet. Deine Haare hingen dir ins Gesicht, ich konnte deine Augen nicht
sehen«, erinnerte sie sich.
»Ich hab kein Wort
ernst gemeint, Storm. Es hat mich fast umgebracht, dich so anlügen zu müssen.
Dir so wehzutun. Es war alles gelogen. Leider hat Vater erst Wochen später den
Mut aufgebracht, zu Elisabeths Vater zu fahren und ihn zur Rede zu stellen.
Lord Morton wurde furchtbar wütend auf seine Tochter. Er hat uns versichert, dass
niemand die Absicht hätte, uns von unserem Land zu vertreiben. Aber da war es
schon zu spät. Du warst bereits fort.«
George hatte getan,
was er tun musste, um seine Familie zu retten. Er war auf Elisabeths Lügen
hereingefallen ...
»Ach George«, stieß
sie mit Tränen in den Augen hervor. Sie trauerte um ihre alte Liebe, um das,
was gewesen war, was hätte sein können ...
Er trat einen Schritt
näher und legte eine seiner großen Hände zärtlich an ihre Wange, so wie er es
früher immer getan hatte. »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, Storm.«
Nell wich nicht
zurück. Sie schloss die Augen und ließ zu dass ihre schönen Erinnerungen an ihn
den Schmerz der Vergangenheit heilten. Es fiel ihr nicht ein zu protestieren,
als sie Georges Lippen auf den ihren spürte. Sie erwiderte den Kuss, wartete
dabei auf das Kribbeln, das Mikhails Küsse in ihrem Bauch auslösten. Aber
dieses Kribbeln blieb aus. Was dagegen kam, war die Erkenntnis, dass ihre Liebe
zu George vorbei war.
Behutsam löste sich
Nell von ihm. Nein, es war nicht George, den sie küssen wollte. Es war Mikhail.
Mikhail war alles, was sich eine Frau von einem Mann nur erträumen konnte. Er
war rücksichtsvoll und ehrenhaft. Er war klug und liebevoll und einfach
unglaublich mit den Kindern ... Und sie liebte ihn.
Ihre Augen weiteten
sich verblüfft. Ja, sie liebte ihren Mann. Aber er war gar nicht ihr Mann, er
tat nur so. Gott, das alles war einfach lächerlich. Mikhail war ein vermögender
Gentleman, was konnte er von einer wie ihr wollen? Außer einem sicheren Versteck
für einen Monat, dachte sie grimmig. Aber er war zu ihr ins Bett gekommen ...
Das musste doch etwas zu bedeuten haben, oder nicht? Auf einmal kam sie sich
schrecklich jung, schrecklich unerfahren vor. Nell schaute den Mann an, der vor
ihr stand.
»Ich verstehe,
George.«
»Wirklich?« Sein
Gesichtsausdruck war so hoffnungsvoll, dass es ihr schier das Herz abschnitt.
Es spielte keine Rolle, dass dieser Mann ihr erst vor gut einem Jahr eben - dieses
Herz gebrochen hatte. Sie konnte ihn einfach nicht leiden sehen.
»Ja, wirklich. Aber
das ändert nichts.«
»Doch! Doch, das tut
es, ich ...«
»Nein«, schnitt sie
ihm das Wort ab, »du bist verheiratet, George.«
»Ich lasse mich
scheiden«, sagte er wie aus der Pistole geschossen. Nell hatte den Eindruck,
dass er diese Möglichkeit bereits in Betracht gezogen hatte. Was Lizzie wohl
denken würde, wenn sie wüsste, dass ihr Mann sich ohne Zögern von ihr scheiden
ließe, wenn er sie, Nell, dafür wiederhaben könnte?
»Ich bin ebenfalls
verheiratet, George«, sagte Nell, um ihn nicht noch mehr zu ermutigen. »Und
bevor du es aussprichst: Nein, ich kann mich nicht scheiden lassen.« Ein
Geräusch drang vom Treppenabsatz zu ihnen herunter. Rasch sagte Nell: »Ich
glaube, mein Mann ist aufgewacht. Du musst gehen, George.«
Er sah aus, als wolle
er
Weitere Kostenlose Bücher