Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
das nun
wieder zu bedeuten? Nell runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
»Die Männer, die
hinter uns her sind, werden nicht aufgeben, Nell. Sie wollen die Kinder töten
und dabei werden sie jeden beseitigen, der sich ihnen in den Weg stellt.«
Mikhail schaute sie
durchdringend an, als wolle er ihr mehr als das, was er gerade gesagt hatte,
begreiflich machen.
»Sie sind zum Cottage
gekommen. Sie sind in dein Dorf gekommen, in dein Heim eingedrungen ... Sie
wissen, wer du bist, Nell. Selbst wenn wir uns trennen würden - sie sind jetzt
auch hinter dir her.«
Selbst wenn wir uns
trennen würden. Es war ein Schock für Nell festzustellen, dass sie eine
Trennung von ihm und Jen Kindern überhaupt nicht in Betracht gezogen
hatte. Er dagegen schon, wie es schien. Aber, wie er soeben erklärt hatte, diese Möglichkeit
bestand nun ohnehin nicht mehr. Der Teufel musste ihr wohl einen Streich
spielen, denn sie
war erleichtert. Erleichtert, dass sie diese verrückten Attentäter nicht loswerden,
sich nicht von den Kindern - und von Mikhail! - würde trennen müssen. Wer war
hier eigendlich der Verrückte?
»Nell? Begreifst du,
was ich damit sagen will?«
Sie ignorierte die
Frage. Es störte sie, dass er ihrer ersten Frage auswich. Also stellte sie sie
erneut: »Wohin fahren wir?«
Nell schwante nichts
Gutes, als sie merkte, wie er sich bei dieser Frage versteifte.
»Nach Shelton Hall,
dem Landsitz meiner Familie. Aber zuerst werden wir an der nächsten Poststation
den Karren gegen Reitpferde eintauschen.«
Nell wartete darauf,
dass er weitersprach, aber er schwieg.
»Also gut, das klingt
vernünftig. Wie weit ist es nach Shelton Hall?« Nell wusste selbst nicht, wieso
sie sich immer noch so unbehaglich fühlte.
»Etwa zwei
Tagesritte.«
Wieder so eine kurze,
fast rüde Antwort. Was war los mit ihm?
»Das klingt ganz
harmlos. Wieso habe ich dann trotzdem das Gefühl, dass du mir was verschweigst?
Machst du dir Sorgen, dass sie uns folgen könnten?«
Mikhail schaute sie
grimmig an. »Ich hoffe es sogar.«
»Du hoffst, dass sie
uns verfolgen?«
Die Ereignisse dieses
Tages schienen ihm mehr zugesetzt zu haben, als sie gedacht hatte, denn sie
konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wieso er so etwas wünschen
sollte.
»Euch werden sie
nicht finden, Nell. Du und die Kinder, ihr werdet längst fort sein.«
»Längst fort sein
...«, wiederholte sie wie betäubt.
»Wenn wir auf Shelton
angekommen sind, werdet ihr, du und Morag, die Kinder nehmen und nach London
Weiterreisen.«
Nach London? Nell ging plötzlich
ein Licht auf.
»Nein!«, rief sie
erregt. »Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! Du wirst uns nicht
verlassen, du wirst nicht zurückbleiben! Bei den Elefanten des Maharadschas,
Mikhail, du hast vor, dich ihnen zu stellen, nicht wahr?«
Der Karren ratterte
um eine Kurve, und vor ihnen tauchte eine Postkutschenstation auf.
»Ich muss sie
aufhalten, Nell. Wir haben einen kleinen Vorsprung, aber sie werden uns früher
oder später einholen. Wahrscheinlich haben sie bereits jemanden in der Gegend
um Shelton Hall postiert, der das Anwesen beobachtet. Ich kann nicht riskieren,
dass sie uns einen Hinterhalt legen, solange die Kinder noch bei uns sind.«
»Dann vergiss Shelton
Hall! Komm sofort mit uns nach London!«
»Genau das werden sie
erwarten. Ich kann nicht riskieren, dass sie uns einholen. Ich habe ja nicht
einmal ein Messer, um uns zu verteidigen! Ich bin vollkommen unbewaffnet- Nein,
wir fahren nach Shelton Hall, Nell. Wir werden ihnen vormachen, dass wir alle dort
sind. Das Personal ist äußerst loyal, die meisten stehen schon ein Le ben lang im Dienst
meiner Familie. Sie werden uns helfen. Du und Morag, ihr verkleidet euch als
Dienstmägde und schmuggelt die Kinder aus dem Haus. Das sollte
nicht allzu schwer werden: die kleine Katja in einem Einkaufskorb, Mitja unter
einem Mantel oder etwas Ähnlichem. Ich habe zwei Tage Zeit, um mir alles genau
zu überlegen. Es wird klappen. Es muss.«
Er klang vollkommen
überzeugt, und Nell glaubte ihm. Es war kein schlechter Plan, aber begeistert
war sie nicht'. Er wollte zurückbleiben und sich den mörderischen Attentätern
stellen!
Sie hatten die
Poststation nun beinahe erreicht. Schon bald würden sie den Eselskarren gegen
Pferde eintauschen und nach Shelton Hall weiterreiten. Nell bekam einen Anflug
von Panik. »Aber wie willst du mit drei bewaffneten Männern fertig werden?«
»Ich werde nicht
allein sein, Nell. Es gibt jede Menge
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