Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
wäre. M an brauchte kein
Hellseher zu sein, um zu erkennen, was gleich passieren würde.
»Mikhail! «
Nell sprang vor,
versuchte ihn noch am Kragen zu packen, aber es war bereits zu spät: Er landete
mit einem lauten Platschen rücklings im Brunnen. Das Wasser spritzte in alle
Richtungen, und Nell hielt sich entsetzt den Mund zu.
Prustend tauchte er
wieder auf, rappelte sich auf die Füße und wischte sich das Wasser aus dem
Gesicht.
»Bei Nelsons Schiff!«
Nell wusste nicht, ob sie entsetzt sein oder lachen sollte. Mikhail funkelte
sie zornig an.
»Das war nicht meine
Schuld!«, sagte sie schließlich, konnte ihr Lachen aber nicht ganz
unterdrücken.
»Du findest das
komisch, wie?«, sagte Mikhail mit täuschend ruhiger Stimme.
Nell stemmte die
Fäuste in die Hüften. »Es ist auch komisch! Und du hast es nicht anders
verdient. Hättest mich eben nicht festhalten sollen. Oder so viel trinken!«
»Würdest du mir
wenigstens raushelfen?«, brummte er, während er zum Brunnenrand watete.
Nell musste sich in
die Lippe beißen, um nicht weiter zu lachen. Dann trat sie gehorsam näher und
streckte ihre Hand aus. »Wa ...!«
Mit einer schnellen
Bewegung packte Mikhail Nell um die Taille, hob sie hoch und warf sie
kurzerhand ins kalte Wasser. Hustend und planschend kam sie wieder hoch und stand
schließlich pudelnass mitten im Becken.
»Du Scheusal«,
zischte sie. Doch er schien sich nicht Geringsten an ihrer Wut zu stören.
Stattdessen lehnte mit verschränkten Armen am Brunnenrand und betrachtete sie
mit hochgezogener Braue. Das kalte Wasser schien seinen Kopf wieder klar
gemacht zu haben, denn plötzlich wirkte er überhaupt nicht mehr betrunken.
»Warte nur! Wenn ich
dich in die Finger kriege, Mikhail Belanow, dann ...«Da Nell nichts einfiel,
das schrecklich genug gewesen wäre, um ihren Rachedurst zu stillen, geriet sie
ins Stocken.
»Was dann? Hm, Nell?«
Mikhail stieß sich vom Brunnenrand ab und kam auf sie zu. »Was willst du tun,
wenn du mich in die Finger kriegst?«
Nell wich mit
blitzenden Augen zurück. »Du weißt, dass ich das nicht so ...«
Er stand jetzt dicht
vor ihr, so dicht, dass sie seine Körperwärme fühlte, so dicht, dass sie seinen
Atem auf ihrem Gesicht spürte.
»Und wenn ich es nun so meine,
Nell? Soll ich dir verraten, was ich mit dir machen werde, wenn ich dich in die
Finger kriege?«
Sie schluckte. Auf
einmal war sie wie gelähmt, unfähig zu sprechen. Wie machte er das nur? Wie
schaffte er es, sie in ein willenloses Häufchen zu verwandeln, als würden sich
regelmäßig all ihre Knochen auflösen, sobald er ihr nahe kam?
»Nell«, flüsterte er.
Sie
waren ganz allein im stillen, großen Garten, kein Mensch weit und breit. Und
weil Nell fürchtete, all ihre Gefühle, ihre tiefe Liebe zu ihm,
könnten ihr vom Gesicht abzulesen sein, versuchte sie abzulenken.
»Mikhail, du hast zu
viel getrunken.« Das klang selbst in ihren Ohren schwach.
Er erstickte jedes
weitere Wort in einem leidenschaftlichen Kuss. Nell wollte sich wehren, stemmte
sich gegen ihn, doch ihr Widerstand erlahmte schnell. Stattdessen lagen ihre
Hände nun an seiner Brust, und sie erwiderte seinen Kuss. Um sie herum begann
sich alles zu drehen, die Sterne am Himmel, die ihnen zusahen, die sahen, wie
sie sich an einen Mann klammerte, den sie nicht halten konnte. Aber für diesen
einen kurzen Moment gehörte er ihr. Ihr ganz allein.
»Du sollst ihn vergessen«,
stöhnte Mikhail, schlang die Arme um sie und zog sie an sich. »Dafür werde ich
schon sorgen.« Nell hörte kaum, was er sagte, ertrank in seiner Umarmung,
seinen Küssen. »Ich will, dass du ihn vergisst, Nell.«
Sie konnte ihm nicht
folgen.
»Wen vergessen?«,
murmelte sie irgendwann, aber er lachte nur.
Sie wusste nicht, wie
viel Zeit verstrichen war, als er sie plötzlich auf seine Arme hob und mit ihr
aus dem Brunnen stieg. Sie bettete ihren Kopf an seine Schulter und schmiegte
sich an ihn. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie kalt das Wasser gewesen war.
Widerstandslos ließ sie sich ins Haus tragen, die Hintertreppe hinauf und zu
ihrem Zimmer.
Wortlos stellte er
sie auf die Füße, zündete die zwei Kerzen an, die auf ihrem Nachttisch standen
und nahm dann das
flauschige Handtuch, das man ihr neben die Wasch schüssel gelegt
hatte.
Mikhail trat vor sie hin. Nells Blick
hing wie gebannt an seinem muskulösen Oberkörper. Als er dies bemerk te, schlüpfte er lächelnd aus seiner
Jacke, zog auch sein Hemd aus, und ihr Blick wanderte über
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