Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
tauchte
blinzelnd wie aus einem Traum auf. Erst jetzt merkte sie, dass sie stehen
geblieben waren und bereits zahlreiche Blicke auf sich zogen. Rot vor
Verlegenheit wich sie einen Schritt zurück. Mikhail hatte die Augen nicht von
ihr abgewandt, schien sich nicht an den Zuschauern zu stören. Nell versuchte
verzweifelt, ihre Sinne wieder zusammenzubekommen, irgendetwas Kluges oder
Witziges zu sagen, um die Situation zu entschärfen, aber ihr fiel nichts ein.
In diesem Moment tauchte eine zierliche kleine Blondine auf und enthob sie
jeder Notwendigkeit, etwas zu sagen. Energisch schob sie sich zwischen Nell und
Mikhail.
»Ich habe schon
überall nach Ihnen gesucht!« Schamlos streichelte sie mit den Händen über
Mikhails Smokingaufschläge.
»Jetzt nicht, Anne.«
Den Blick unverwandt
auf Nell gerichtet, trat Mikhail beiseite. Nun blieb Anne nichts anderes übrig,
als die Konkurrentin, der sie frech den Rücken zugekehrt hatte, zur Kenntnis zu
nehmen. Sie drehte sich um. Nell konnte nicht umhin, die Schönheit des Mädchens
zu bewundern, ein zartes, elfenhaftes Geschöpf mit langem blonden Haar und
engelsgleichen Gesichtszügen. Nell kam sich im Vergleich zu ihr vor wie ein
Trampel.
»Ach, Sie müssen
diese Bäckerin sein, von der alle reden«, sagte Anne mit einem unschuldigen
Lächeln. »Ich habe schon so viel von Ihren Scones gehört. Vielleicht
könnten Sie ja mal zu mir kommen und etwas für mich kochen.«
Und vor Nells Augen
verwandelte sich das elfengleiche Geschöpf in eine hässliche Giftschlange. Die
Frau glaubte also, sie mit ihrer Backkunst beleidigen zu können?
»Anne!«, sagte
Mikhail warnend, aber beide Frauen ignorierten ihn.
Sie rechtzeitig
reservieren lassen, bin ich gerne bereit, etwas zu Ihrer nächsten Teeparty
beizusteuern.«
»Ich mache
keine Hausbesuche, Miss Anne. Aber wenn Sie rechtzeitig reservieren lassen, bin
ich gerne bereit, etwas zu Ihrer nächsten Teeparty beizusteuern.«
»Für Sie immer noch Lady!«, fauchte Anne.
»Entschuldigung«,
sagte Nell spöttisch, »aber heute Abend scheint es ja geradezu Titel zu
regnen. Ich hätte es wissen sollen, Lady.«
»Sie, Sie ...«
»Anne! Das reicht!«
Mikhail trat vor, und Anne zog sofort eine reizende Schnute.
»Sie haben recht, ich
werde diese unverschämte Frau nicht länger beachten.« Anne lächelte kokett.
»Kommen Sie, Mikhail, Sie wollten mir doch den Wintergarten zeigen, nicht wahr,
Darling?«
Nell schaute Mikhail
an, wartete darauf, dass er darüber lachte oder irgendetwas sagte, das verriet,
dass er keineswegs die Absicht hatte, mit ihr ein Schäferstündchen im
Wintergarten zu verbringen. Vergebens.
Nell schnürte es fast
das Herz ab. Zur Hölle mit ihm! Mit allen beiden! Sie würde ihnen nicht den
Gefallen tun zu zeigen, wie verletzt sie war.
Nell machte einen
höflichen Knicks und pflasterte ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Prinz Belanow, Lady Anne, wenn Sie mich
entschuldigen würden, dann überlasse ich Sie jetzt Ihren ... Exkursionen.«
»Nell, warte!«
Mikhail versuchte sie aufzuhalten, wurde jedoch mit überraschend starker Hand
von Lady Anne daran gehindert.
Nell verschwand, ohne
ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
33. Kapitel
So viel hat er nicht
mehr getrunken, seit, nun ja, seit Violet in den Wehen lag.«
»Du hättest ihn mal
sehen sollen, als unser Kind kam«, grinste Alexander und nippte an seinem Glas
Blut.
Mikhail warf einen
spöttischen Blick auf die drei Vampire. Sie hatten sich in die große Bibliothek
des Atholl-Anwesens zurückgezogen; es war kurz vor Morgengrauen, die Gäste
waren gegangen, und jene, die geblieben waren, schlummerten friedlich in den
Gästezimmern. Eine jener Schlafenden war Nell, wie Mikhail düster einfiel. Aber
daran wollte er nicht denken. Er leerte seinen Whisky - den wievielten
eigentlich? - in einem Zug.
»Ich trinke
wenigstens einen ausgezeichneten Single Malt von der Isle of Sky. Ihr dagegen
... Was ist es? Von einer Kuh? Oder einem Huhn?«
James Murray, der
Herzog von Atholl, schenkte seiner Frau ein verschmitztes Lächeln, dann sagte
er: »Wir könnten ja dich probieren, wenn du unbedingt willst. Das Trinken von
Menschenblut ist zwar verboten, aber vielleicht könnten wir mal eine Ausnahme
machen.«
»Nein danke«,
entgegnete Mikhail unerschüttert, »die Einzige, die je mein Blut getrunken hat,
war meine Schwester. Und auf dieses Erlebnis hätte ich gerne verzichtet.«
»Er ist heute Abend
ganz besonders geistreich, nicht?« sagte Margaret zu ihrem
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