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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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Schalter umzulegen.
    Er räusperte sich. »Nein, ehrlich: Du bist toll. Deine Musik wirkt auf mich irgendwie … beruhigend. Sie ist etwas ganz Besonderes. Das war schon damals auf Epsilon Eriddane so. Dabei war es eher Zufall, dass es mich zu deinem dortigen Konzert verschlagen hat. Ich komme nur selten dazu, mich zu amüsieren.« Er lachte freudlos.
    »Mein Privatleben ist in den letzten dreizehn Jahren überhaupt ziemlich schal geworden.«
    »Ich besitze ebenfalls keines. Oder nur wenig«, antwortete die Chinesin bitter. »Mein ganzes Leben war von Treue, Loyalität und eiserner Disziplin geprägt. Selbst meine Behinderung hat mir kaum Freiräume verschafft.« Sie zögerte. »Die Musik war immer meine kleine private Fluchtmöglichkeit. Vor allem verschaffte sie mir die Gelegenheit, mich gewissen Verpflichtungen zu entziehen.« Kurz streifte ihn ihr Blick. »Ich habe viel zu spät begriffen, dass sie auch meine Karriere von früh auf geplant hatten. Denn seit meinem Erfolg benutzen Sie mich, um…« Jiang verstummte, als befürchte sie, bereits zu viel erzählt zu haben.
    Nikolaj hätte ihr gern weiter zugehört, doch sie waren nun an jener Stelle der Amüsiermeile angelangt, von wo aus sie das Ende einer von tristen Wohnblocks gesäumten Querstraße einblicken konnten. Dort befand sich ein hohes Haus, das den gleichen grauen Betoncharme versprühte wie die übrigen Bauten des Viertels. Nur dass die kleinen Fenster an der Gebäudefront von rosafarbenen Lichtern beleuchtet wurden, die auf den ersten Blick einen etwas anrüchigen Eindruck vermittelten. Die geschwungene Leuchtschrift mit dem Bierhumpem über dem Eingang stellte jedoch klar, dass sie das gesuchte Luxemburg-Haus gefunden hatten. Vor dem Bau parkten mehrere Antigrav-Taxis, eine größere Menschenmenge in gepflegter Kleidung stand schwatzend und lachend vor dem Eingang, und sein Blick fiel auf ein Plakat aus ElektroSync-Papier, auf dem in roten Buchstaben der Auftritt einer UI-Werkband namens Zeche 10 angekündigt wurde. Nikolaj seufzte unglücklich, zückte seinen Pen mit dem Neuroleptikum und spritzte sich eine Dosis. »Also, auf in die Höhle des Löwen.«
    Schon auf der Straße vor dem Eingang erwartete Nikolaj und Jiang der Geruch von Synthhopfen sowie eine lärmende Menge an UI-Execs, die das Etablissement quasi annektiert hatten. Sie prosteten sich mit Bierhumpen zu, tauschten Firmentratsch aus und diskutierten erregt über die Bedeutung der kürzlich entdeckten Xenan-Funde des Planeten. Andere Gespräche kreisten um gewerkschaftliche Entwicklungen, die mit den Betas des Planeten zu tun hatten. Blasierte Konzerner, wo sie auch hinblickten. Nur dass die meisten von ihnen einigermaßen zivil gekleidet waren. Ihre Versucci-Anzüge hatten sie gegen modische Sakkos und schicke Kleider eingetauscht, die irgendwie nicht so ganz zu dem äußeren Eindruck des Ladens passen wollten. Nikolaj hörte kaum hin, denn er war ganz damit beschäftigt, den vielen Blicken zu entgehen, wobei die meiste Aufmerksamkeit nicht er selbst, sondern Chu Jiang auf sich zog. Tatsächlich erkannte niemand die Musikerin, aber viele der männlichen Gäste, die ansonsten mit goldenen Multiboxen und anderen teuren Spielereien an den Handgelenken protzten, gafften ihr beeindruckt hinterher. Und einen winzigen Augenblick lang erfüllte es Nikolaj mit Genugtuung, dass er es war, der von so einer exotischen Schönheit begleitet wurde. Jiang sprach mit einem Türsteher, und zu seiner Überraschung wurden sie nach einem Blick auf die Gästeliste durchgewinkt. Ein Spruchband über dem Eingang verriet ihnen endlich, was hier überhaupt gefeiert wurde, nämlich die Verabschiedung des bisherigen Leiters der logistischen Abteilung von United Industries Pherostine. Und es sah ganz so aus, als ob sich der Kerl die Sache etwas hatte kosten lassen, denn sie erreichten einen großen, nach oben hin offenen Raum mit Galerie, der rechter Hand von einer langen Theke im bayrischnostalgischen Stil begrenzt wurde. Überall am Rand des großen Raums waren Tische mit blau-weiß-karierten Deckchen aufgebaut, an denen Gruppen von Konzernern saßen, viele mit ihren kompletten Familien.
    Frauen, Kinder, sogar ein, zwei herumstreundende Haushunde entdeckte Nikolaj. Alles war bewusst familiär gehalten. Auf der Bühne im Hintergrund gab die angekündigte Werkband Zeche 10 einen schwungvollen Cha-Cha-Cha zum Besten, und dralle Thekenbedienungen mit Dirndln und Zöpfen kämpften sich mit Schweinshaxen,

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