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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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Prawda in dem Holster unter seiner Jacke zu vergewissern. Dass man hier auf Carabine Waffen tragen durfte, war angesichts der Umstände vermutlich der angenehmste Zug auf diesem Planeten. Denn der Dschungel außerhalb der Stadt war voll von bizarren Exo-Kreaturen, die sich immer mal wieder in die Metropole verirrten. Auch der Wagen hinter ihnen beschleunigte, und spätestens jetzt war klar, dass die Kerle sie tatsächlich verfolgten.
    »Den Stadtplan bitte!«, herrschte Roger Jiang an.
    Die Chinesin wechselte rasch wieder zum StellarWeb, und der Heavie brach kurzerhand in einen Straßenzug zu ihrer Rechten aus, den er mit heulendem Motor hinunterjagte. Unter den hochaufragenden Streben einer Magnetschwebebahn, die die Stadt mit den Erzabbaugebieten in den Bergen verband, wechselte er abermals abrupt die Richtung und touchierte bei diesem Manöver beinahe eine Gruppe Bergarbeiter, die deutsche Sauflieder grölend aus einer Eckkneipe kamen. Die Typen hinter ihnen hatten inzwischen bemerkt, dass sie aufgeflogen waren.
    Ähnlich rücksichtslos wie Roger nahmen sie die Verfolgung auf.
    »Macht euch bereit!«, rief der Heavie. »Sobald ihr weg seid, informiere ich Jack, damit euch zur Not Gwinny nachher abholen kommt. Ich werde die Typen einmal quer durch die Stadt locken.« Er raste um eine Kurve, nur um mit quietschenden Bremsen unmittelbar neben einer der vielen Reklametafeln stehen zu bleiben.
    Nikolaj stürzte aus der Hecktür und half auch Jiang aus dem Wagen. Ihr rechter Arm lag wie gebrochen in einer Lederschlaufe, was sie etwas behinderte.
    »Verschwindet!«, rief Roger vom Fahrersitz aus. Sofort brauste er mit dem Leihwagen weiter die Straße hinunter.
    Nikolaj zog seine hübsche Begleiterin hinter der großen Reklametafel in Deckung. Gerade rechtzeitig, denn der zweite Wagen, der um die Ecke schoss, war der dunkle STPD-Comfort. »Das war knapp«, keuchte Nikolaj.
    Jiang nickte. Kühle Luft hob eine ihrer schwarzen Haarsträhnen an. »Dieses Luxemburg-Haus liegt nicht weit entfernt von hier. Einfach die Vergnügungsmeile runter und dann nach rechts.«
    Nikolaj sah, dass sie in einem Straßenzug mit bunten Lichtern gelandet waren, in dem sich der allgegenwärtige Smog mit der Abluft von Restaurants zu einem Gemenge vermischte, das den Hakenwurm in seinem Gedärm wieder dazu brachte, sich zu rühren. Er schluckte die aufsteigende Übelkeit herunter und folgte Jiang, die ihm mit ihrem intakten Arm zuwinkte.
    Musik sowie lautes Gelächter hallten in dem Straßenzug auf. Unzählige Nachtschwärmer kamen ihnen entgegen.
    Ausschließlich Menschen. Auf der Straße selbst waren vor allem Taxis sowie die Bikes der Bergarbeiterjugend zu sehen, von denen auffallend viele in grelle Elektro-Kleidung gehüllt waren, die ständig ihre Farben und Formen änderten. Zwischen den Amüsierwilligen jedoch schoben sich Männer und Frauen in Parkas, Jeans und stabilen Schnürstiefeln über die Gehwege, deren ausdruckslose Gesichter den Eindruck erweckten, dass sie gerade zu einer Schicht in den Minen aufbrachen. Den schrillen Leuchtreklamen von Holokinos, Pubs und Restaurants schenkten sie nur wenig Aufmerksamkeit, ebenso wenig wie den Cybercafes, den Tattoo-Shops mit ihren Cyberoos-Angeboten und den Musikschuppen, die sich in dem betongrauen Straßenzug ein trautes Stelldichein gaben.
    Nikolaj setzte sich eine einfache Sonnenbrille auf, die seine Sicht nicht gerade verbesserte, und sie gingen nun zwei UI-Secs aus dem Weg. Kurz darauf kamen sie an einem Musikschuppen vorbei, aus dem lauter Stellarpop dröhnte.
    Ein Türsteher in Lederkluft musterte sie gelangweilt. »Ich hoffe, dich erkennt hier niemand«, meinte Nikolaj.
    »Ich glaube kaum«, antwortete Jiang. »Mein Agent hätte mir schon mitgeteilt, wenn das Guavarra-System zu jenen Raumsektoren gehören würde, in denen ich größeren Erfolg habe. Bergarbeiter gehören nicht unbedingt zu meinen üblichen Fans.«
    »Na, dann verpassen sie etwas.«
    Jiang lächelte. »Du scheinst meine Musik wirklich zu
    mögen. Ich war sehr irritiert, als ich nach meiner Entführung in deinem Quartier erwachte und mir als Erstes meine eigene Stimme entgegenschlug.«
    Nikolaj lächelte verlegen, und die Chinesin warf ihm einen rätselhaften Blick zu. Seltsam, Nikolaj wusste, dass Jiang in Extremsituationen so diszipliniert und beherrscht kämpfen konnte wie ein Justifier. Doch sobald es ins Private ging, wirkte sie verdammt unsicher. In solchen Momenten schien es ihr nicht zu gelingen, ihren inneren

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