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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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Wiegeschritt die Tanzfläche zu betreten. Rasputin, wie leicht ihr schlanker Körper war!
    Die Chinesin folgte ihm erst unsicher, ließ sich dann aber führen und passte sich schnell seinen Bewegungen an. Im Takt des Walzers versuchte er sich an einer ersten Drehung, und auch diese meisterte Jiang mit Bravour. Der konzentrierte Ausdruck auf ihrem Gesicht schwand.
    Nikolaj tauchte mit ihr ein in den Reigen der anderen Tänzer, die sich entgegen dem Uhrzeigersinn auf die Bühne zubewegten und zum Teil erstaunliche Schritte mit Einkreuzungen darboten. Nicht jeder von Jiangs Schritten saß perfekt, und ihr schlaffer Arm bot nicht die Möglichkeiten, sie wirklich sicher zu führen. Doch sie bewies Talent, und schon wenig später schwebten sie ebenso wie die anderen Paare über die Tanzfläche, erhöhten das Tempo und drehten sich wie alle anderen im Kreis. Und zum ersten Mal lachte Jiang. Es war ein mädchenhaftes Lachen -
    ehrlich, offen und irgendwie befreit. Ihre Haare lösten sich und fielen ihr verspielt ins Gesicht. Sie hatten die Tanzfläche zweimal umrundet, als Zeche 10 nahtlos zu einem langsamen Walzer überging.
    Nikolaj zog seine Partnerin noch etwas näher an sich heran. Jiang passte sich auch diesmal seinen Schritten an. Sie waren sich jetzt sehr nahe, und er konnte bei jeder Drehung deutlich die Wärme ihres Körpers spüren, die ein fast vergessenes Prickeln über seinen Körper wandern ließ. Ihm wurde bewusst, wie gut sie roch. Auch er lachte, und zum ersten Mal seit Tagen gelang es ihm, die zurückliegenden Ereignisse abzuschütteln. Sie tanzten, und für einen Moment gab es nur sie beide. Das Lachen und Schwatzen im Hintergrund verblasste, und sie ließen sich ganz von der Musik tragen. Nikolaj gelang es sogar, den Hakenwurm in seinem Gedärm zu verdrängen.
    Viel zu früh endete der Tanz, und die Bandmitglieder hinten auf der Bühne verbeugten sich unter neuerlichem Applaus. Er und Jiang blieben mitten auf der Tanzfläche stehen, hielten sich noch immer im Arm und sahen einander an. In Jiangs mandelförmigen Augen schimmerte wieder diese Regung, die er schon an Bord der Nascor gesehen hatte. »Danke«, krächzte er mit belegter Stimme. Sie sahen sich tief in die Augen, und es kümmerte Nikolaj nicht, dass sich die übrigen Pärchen um sie herum längst voneinander lösten, um nach den Klängen eines New-Modern-Beat-Twists zu tanzen. Ihre Lippen näherten sich - als ihn von rechts eine irgendwie vertraute Jungenstimme innehalten ließ.
    »Papa! Das ist der Kerl. Sieh doch. Papa!«
    Nikolaj glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Nur sechs oder sieben Schritte von ihnen entfernt, an einem kreisrunden Tisch mit gelackten Konzernern, saß der dürre Bengel mit den Segelohren, der ihm wenige Tage zuvor auf Mondbasis Alpha 2 auf die Nerven gegangen war. Wie war sein Name noch gleich? Richtig, Alex!
    Ausgerechnet. Sollte sich der kleine Stinker nicht mit seinen übrigen Internatskameraden auf Alpha Centauri befinden? Was suchte der Junge ausgerechnet hier auf Pherostine? Offenbar hatte seine Lehrerin die Klassenreise nach Bekanntwerden des Collector-Überfalls abgebrochen. Im selben Moment fiel Nikolaj auch wieder ein, für welchen Konzern der Vater des Jungen arbeitete: United Industries!
    Segelohr zerrte am Arm eines schwergewichtigen Mannes, dessen Wangen nach Art einer Bulldogge herabhingen.
    Unwillig löste er sich aus einem Gespräch. »Junge, was gibt’s denn?« Doch was Nikolaj viel mehr besorgte, war, dass hinter dem Mann drei grobschlächtige Bodyguards mit verschränkten Armen standen.
    »Was ist?«, fragte Jiang bestürzt.
    Nikolaj zog sie rasch von der Tanzfläche und tauchte mit ihr in den Pulk vor der Bar ein. Teufel auch, warum hatte er dieses Balg nicht wirklich an den Gorgonen-baum verfüttert? »Entschuldige, Altlasten.« Er versicherte sich, dass man sie von dem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite der Tanzfläche aus nicht mehr sehen konnte. »Ich habe irgendwie Talent darin …«
    Jiang zog ihn am Nacken zu sich und küsste ihn. Sie schmeckte nach Jasmin, und jede Zelle seines Körpers stand jetzt in Flammen. Atemlos lösten sie sich. »Ich werde nicht zulassen, dass du stirbst!«, flüsterte sie.
    Er wollte sie abermals küssen, als ihn eine der drallen Bedienungen unwirsch am Arm rüttelte. »Sind Sie Nikolaj Poljakow?«, fragte sie ihn Kaugummi kauend. Vor der Brust hielt sie vier beeindruckende Bierkrüge und bedachte Jiang mit einem gelangweilten Blick.
    »Wer will das

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