Mind Control
Moment zählte, war, dass er noch lebte und den Wurm los war. Zulu hatte keine Macht mehr über ihn. Nikolaj lachte, und Cherokee warf ihm einen scheelen Blick zu. Offenbar glaubte er, der Wahnsinn hätte sich seiner inzwischen bemächtigt. »Vielleicht sollte ich Ihnen noch eine Dosis setzen?«
»Schon gut«, antwortete Nikolaj. »Eine reicht.«
»Eine, Sir? Sie haben schon drei intus.«
Nikolaj sah alarmiert auf.
Der Beta legte ihm eine Hand auf die Brust. »Ich befürchte, Ihre gestiegene Abhängigkeit von dem Neuro-leptikum wird Ihnen zukünftig noch Probleme bereiten. Ich kann das deutlich spüren. Auch bei mir sind die vielen Sprünge nicht ohne Folgen geblieben … Chrrr. Sie werden zukünftig weitaus mehr Medikamente benötigen, wenn Sie bei klarem Verstand bleiben wollen.« Cherokee drückte ihm den Pen in die Hand. »Und das eben, Sir, das eben bleibt besser unter uns. Wenn jemand herausfindet, was Sie zu tun vermögen, wird man die Jagd auf Sie eröffnen.«
Loop betrat den Raum. Sein dunkelgraues Wolfsfell wirkte struppig, und die gelben Wolfsaugen waren blutunterlaufen. Man konnte ihm die Belastung ansehen, die die vielen Interim-Sprünge auch bei ihm hinterlassen hatten. Nein, mehr noch. Nikolaj konnte es nicht nur sehen, er konnte es fühlen. Loops Geist war formbar wie Wachs, weit mehr noch als bei Cherokee. Wenn die mentale Widerstandskraft des Adler-Betas wie eine Weide war, dann ähnelte jene von Loop der eines Grashalms. Rasputin! Spätestens jetzt war ihm klar, dass sich seine neu gewonnene Macht nicht nur auf niedere Tiere erstreckte, sondern auch auf Betas!
»Wir haben dieses Omikron2-System erreicht, das sich auf Jacks Datenträger befand«, knurrte Loop, während er Nikolajs besudelten Körper beäugte. Er verzichtete auf weitere Fragen. Selbst ein Blinder konnte sehen, dass er mit dem Wurm fertiggeworden war. »Apollo hat den letzten Sprung wie von Ihnen gewünscht so ausgeführt, dass er uns direkt in dieses KoZ-System gebracht hat.«
»Wie geht es ihm?«
»Den Umständen entsprechend. Aber das ist nicht unsere Hauptproblem. Im Orbit von Maji-Maji tobt eine Raumschlacht.«
Nikolaj streifte seine verdreckten Klamotten ab und kämpfte gegen den Schwindel an. Die eigentliche Bewährungsprobe stand ihnen noch bevor. »Könnt ihr mit Bordgeschützen umgehen?«
Cherokee schüttelte sein stolzes Adlerhaupt, doch Loop fletschte die Zähne. »Das, was ich noch von der Grundausbildung weiß, Chef. Bin kein Spezialist im Raumkampf, aber geben Sie mir ‘ne Waffe, und ich werde Sie nicht enttäuschen.«
»Gut, kommt mit.«
Sie eilten zu seiner Kabine, wo sich Nikolaj rasch ein neues Hemd holte, dann ging es durch die Korridore der Nascor hinauf zum Cockpit. Dort, wo Jack früher immer gesessen hatte, hockte jetzt Apollo. Seine bandagierten Schäferhundpfoten lagen auf der Navigationskonsole, und Nikolaj konnte durch die Panoramafenster sehen, dass die Nascor einige tausend Kilometer über einem grünen Waldplaneten aus dem Interim gesprungen war. In der Ferne, über der Atmosphäre, flackerten immer wieder grelle Lichtblitze auf. Der Alpha hatte den betreffenden Orbitalquadranten auf dem Ho-locube vergrößert, und so konnten sie beobachten, dass dort knapp fünfzig Schiffe in eine erbitterte Raumschlacht verstrickt waren. Bei den meisten der kleinen Punkte, die der Cube darstellte, handelte es sich um Jäger beider Seiten.
Doch Nikolaj entdeckte in den oberen Atmosphärenschichten Maji-Majis auch Schiffe von der Größe der Nascor.
Sie hielten sich auffällig zurück. Im Zentrum des Geschehens jedoch befand sich ein Themis-Panzerkreuzer.
Raketen schlugen gelegentlich auf der Raumschiffhülle ein, und das Schlachtschiff feuerte aus allen Rohren zurück. Ein ungleicher Kampf. Ein weiterer der kleinen Punkte erlosch auf dem Cube. Und es wurden immer mehr.
Apollo begrüßte ihn mit einem erleichterten Bellen. Dennoch war die Stimme seines Translators von großer Sorge erfüllt. »Nikolaj, ist die Chinesin das da vorn wert?«
Nikolaj hatte sich selbst schon gefragt, warum er nicht klein beigab. Nicht klein beigeben konnte. Die Antwort war immer die gleiche gewesen. »Bitangaro hat mir neulich vorgeworfen, dass mein Leben leer und ziellos ist, Apollo.
Er hatte Recht. Seit dreizehn Jahren streifen wir durchs All, immer in der Sorge, dass man unserem Geheimnis irgendwann auf die Spur kommt. Immer zur Flucht bereit. Jiang hat mir das erste Mal in all dieser Zeit das Gefühl gegeben, dass da
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