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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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behielt den Hintereingang der Bühne im Auge. Auch er war Asiate.
    Nikolaj ließ sich kurzerhand hinter die Absperrung lallen und huschte unter den Wagen der Bühnenarbeiter. Er würde Gwinnys Ratschlag folgen. Ihr Plan bot zumindest den Hauch einer Alternative zu dem gescheiterten Vorstoß bei Müller. Wenn es ihm gelang, Chu Jiang vor der Entführung zu bewahren, dann musste sich die Chinesin einfach dankbar zeigen. Sie sollte reich genug sein, ihm die Operation beim 2OT zu bezahlen. Und da war noch etwas: Wenn ihn seine Beobachtung vorhin bei Konzertbeginn nicht getrogen hatte, dann hatte sie vermutlich selbst Umgestaltungen bei diesem Tech-Orden vornehmen lassen. Die Frage war, wie er es in seinem Affenkörper anstellen sollte, Chu Jiang im Erfolgsfall auf sich aufmerksam zu machen. Nikolaj lauschte. Noch immer war von der Bühne »Cosmic Whispers« zu hören. Einer der Bühnenarbeiter lachte. Alles wirkte normal. Hatte er sich vielleicht doch geirrt? Nichts auf dem Areal wies darauf hin, dass hier etwas Ungewöhnliches vor sich ging.
    Nikolaj wartete ab, bis sich der Chinese endlich weggedreht hatte, dann jagte er auf den Hintereingang des Bühnenhauses zu. Die verdammte Tür war zugesperrt.
    Wäre er in der Lage gewesen zu fluchen, Nikolaj hätte es getan. Stattdessen sprang er auf einen Stapel Kisten und kletterte von dort aus auf das flache Dach des Rückbaus. Wie erhofft fand er dort oben ein Fenster, das gekippt war. Er spähte hinunter in einen Raum, in dem ganz offensichtlich die Maskenbildner der Chinesin arbeiteten. An Kleiderständern hingen mehrere bunte Kostüme in der Größe Chu Jiangs, auf der Kommode mit dem Schminkspiegel waren zwei Fo-Hunde aus Speckstein von Tiegeln, Pulvern, Kämmen und Lippenstiften umgeben, und noch immer stand auf einem Hocker eine chinesisch anmutende Porzellankanne neben einer Tasse mit Blättern von grünem Tee. Ansonsten war der Raum leer.
    Nikolaj stemmte das Fenster hoch. Die Öffnung reichte gerade so aus, dass er mit seinem Affenkörper hindurchschlüpfen konnte. Er nahm die MarkVIII an sich und ließ sich in die Tiefe fallen. Leider übersah er dabei eine am Boden stehende Vase mit einem Strauß Blumen, den offenbar einer von Chu Jiangs Verehrern abgegeben hatte. Sein Affenschwanz streifte das Gefäß, und er konnte es gerade noch eben vor dem Umkippen bewahren.
    Mimosenhaft zogen sich die an Rosenblätter gemahnenden Blütenkelche zusammen, und die Blumen, die beständig zwischen himmelblau und vulkanrot schwankten, nahmen eine schwarze Färbung an. Gleichzeitig verging der angenehme Zitrusduft, und ein Geruch nach schlammiger Erde verbreitete sich im Raum. Viel schlimmer wog jedoch das gepeinigte Quietschen, das von dem Strauß ausging. Mist, irgendeine Exoart!
    Nikolaj vernahm im Gang vor dem Schminkraum Schritte und schwang sich hinter den Kleiderständer. Keine Sekunde zu spät, denn die Tür öffnete sich und eine Frau in weißer Bluse, grünem Rock und auffallend breitem Schmuckgürtel mit dem tanzenden Gott Shiva als Schnalle öffnete die Tür. Die Maskenbildnerin? Aus der Hautfarbe und dem roten Punkt auf der Stirn schloss Nikolaj auf eine indische Herkunft.
    Im Hintergrund war jetzt Chu Jiangs rasantes Stück »Impact« zu hören, das zu einem furiosen Crescendo anhub.
    Nikolaj wollte sich schon entspannen, doch die Fremde betrat den Raum und sah sich misstrauisch um. Unwillig riss sie das Exogestrüpp aus dem Gefäß, während sich die Tür hinter ihr wieder schloss. Achtlos warf sie den welk wirkenden Strauß zu Boden. Ihr Blick fuhr in die Höhe, dorthin, wo das Dachfenster offen stand. Irritiert sah Nikolaj ihr dabei zu, wie die Inderin die Gürtelschnalle ihres Kostüms öffnete und den Gürtel zu Boden warf. Das ledrige Material rollte sich plötzlich zusammen, und im nächsten Moment wand sich ein schlangengleicher Bot am Boden, dessen Augen wie grüne Dioden glühten. Was war denn das für eine Teufelei? Es klickte, und dort, wo sich bei normalen Schlangen die Giftzähne befanden, schossen zwei spitze Nadeln hervor. »Raum-Scan!«, zischte die Unbekannte.
    Nikolaj nahm die klobige MarkVIII mit beiden Affenhänden in Anschlag und feuerte auf das kybernetische Wesen.
    Doch die Waffe zitterte in seinen Pfoten, und so riss das elektromagnetisch beschleunigte Geschoss lediglich einen Krater in den Holzboden. Die Bot-Schlange ruckte fauchend zu ihm herum und schlängelte sich auf ihn zu.
    Verdammt, die Waffe war einfach zu sperrig für Affenhände.

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