Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Der
Misstrauens
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MINDFUCK
bewahrte sie nicht nur vor Enttäuschung, sondern leider auch davor, neue, gute Erfahrungen zu machen. Im Verlauf der nächsten Monate, in denen sich die zarten Bande ihrer neuen Beziehungen entwickelten, ließ sie sich in großen Abständen immer wieder von mir begleiten und lernte nach und nach, ihr Misstrauen auf ein gesundes Maß von offener Wahrnehmung zu reduzieren. Es ging nicht darum, blind und naiv zu werden, sondern darum, ihre Wirklichkeit nicht von ihren Misstrauensphantasien beherrschen zu lassen und sich damit selbst frühzeitig und ohne Grund zu stören.
Mismatching oder: Ich sage einfach mal das Gegenteil
Eine Sonderform des Misstrauens, die an die Besserwisserei grenzt, ist das sogenannte Mismatching. Sie erkennen es an der Neigung, anderen grundsätzlich zu widersprechen: Beginnt jeder Ihrer Sätze mit »aber«? Fragen Sie sich bei der Lektüre eines Buchs oder im Gespräch mit anderen Menschen innerlich stets, was an der Meinung des anderen
nicht
richtig ist? Liegt Ihnen die Gegenrede auf der Zunge, schon bevor Ihr Gegenüber ausgesprochen hat? Dann beobachten Sie sich beim Mismatching, der aus dem
Misstrauens
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MINDFUCK
erwächst, weil er die Grundhaltung verfolgt, immer nach dem Fehler anderer zu schauen. Wir tun dies einerseits, weil wir uns vielleicht vor Manipulation schützen wollen, aber auch deshalb, weil wir uns in einem ständigen Vergleich (Bewertung) mit anderen erleben. Ich hatte einmal ein Gespräch mit einer Dame, die ihre Berufung finden wollte, aber, wie sie mir später gestand, eigentlich keinerlei Vertrauen darin hatte, diese je zu finden. Wer, so ihre tiefe Überzeugung, könne ihr schon helfen? Sie sei sowieso ein hoffungsloser Fall (Jammern) und alle Mühe eigentlich von vorneherein zum Scheitern (Katastrophe) verurteilt. Sie vertraute also weder sich selbst noch dem Leben, noch den Möglichkeiten eines Coachings. Das Gespräch begann mit folgender Eröffnung von ihrer Seite: »So, nun sagen Sie mir doch mal bitte schön, was meine Berufung ist. Sie müssten mir das als Expertin ja an der Nasenspitze ansehen. Oder können Sie das vielleicht doch nicht?«
Bewertung, Druck und Misstrauen hatten sich in genau drei Sätzen selbst offenbart. Auf meine Antwort, dass ich das Problem nicht für sie lösen würde, ihr aber dabei behilflich sein könnte, dass
sie
es im Coaching lösen könne, lachte sie zunächst und versuchte, mir »beizubringen«, was aus ihrer Sicht professionelles Coaching sei. Ich fragte sie daraufhin, ob es ihr häufiger passiere, dass sie die Neigung habe, mit anderen Menschen im Gespräch
nicht
übereinzustimmen, ja anzuecken, zu streiten oder überdurchschnittlich viele Konflikte auszutragen. So etwas sei ja sehr anstrengend. Auf diesen Einwurf schwieg sie. Dann begann sie, sich zu öffnen und den Schutzschild des Misstrauens und des Mismatchings fallen zu lassen, der sie vor allem an einer produktiven Arbeit für sich selbst hinderte. Sie hatte wenige Tage zuvor eine Abmahnung von ihrem Arbeitgeber erhalten, weil sie mehrmals Konflikte heraufbeschworen hatte, die zu großen und aus der Sicht ihres Vorgesetzten unnötigen und schwerwiegenden Störungen in der Abteilung geführt hatten.
Misstrauen schützt uns also nicht vor Ärger, sondern lediglich vor der Möglichkeit, neue und auch gute Erfahrungen zu machen. Vertrauen dagegen ist eine der wichtigsten Ressourcen, um mit dem Leben und seinen Höhen und Tiefen angemessen umzugehen. Im
Misstrauens
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MINDFUCK
nehmen wir uns diese Chance.
7 Übermotivations- MINDFUCK:
Verdrängen, sich extrem euphorisieren
und übermotivieren
Timothy Gallwey, einem der Begründer des Coachings, ist nicht nur aufgefallen, dass der Gegner in unserem Kopf oft stärker ist als jeder andere. Er hat auch bemerkt, was Erfolgsforscher heute bestätigen: Wir stören uns nicht nur mit negativen Gedanken, sondern auch mit übertrieben positiven. Überzogene Selbstmotivation, das ständige »Sich-selbst-Anfeuern«, kann uns genauso unter Druck setzen wie ununterbrochene Selbstkritik und Selbstbeschimpfung. Wir erpressen uns letztlich selbst. Manchmal ist dieser
Übermotivations-
MINDFUCK
eine generell angespannte Lebenshaltung. Hier verlangen Menschen von sich, dass sie immer und überall positiv, optimistisch, selbstsicher und gut gelaunt sein müssen. Probleme darf es nicht geben, weder eigene noch bei anderen Menschen. Erlaubt sind nur Herausforderungen, die es zu meistern gilt:
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