Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
die es in sich haben
Häufig können wir bei uns selbst nicht nur eine einzelne Art der Selbstsabotage, sondern gleich eine ganze Kaskade von
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beobachten, die nacheinander ablaufen und sich wie ein Zahnrad in das andere fügen. Sind wir einmal drin in diesem Räderwerk, haben wir uns in unser eigenes Denken verstrickt und geben meistens auf. Und der Stress steigt.
Sehen wir uns an, wie verschiedene
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ineinandergreifen, wenn wir zum Beispiel Zeitdruck produzieren.
Peter S. muss bis zum Nachmittag ein wichtiges Projekt zu Ende bringen.
Meine Güte, schon so spät. Und es ist noch so viel zu tun. Das schaffe ich ja nie (Jammern)! Wenn ich das nicht schaffe, bringt mich der Chef um. Die Gehaltserhöhung kann ich dann sowieso gleich vergessen (Katastrophe). Komm, Peter, krieg deinen A. hoch, du musst da jetzt durch, sonst hat das wirklich schlimme Konsequenzen (Druckmacher). Du hast es doch immer geschafft (Übermotivation). Aber ich bin so müde und ausgelaugt. Ich kann nicht mehr (Jammern). Wenn die Vorlagen meines blöden Kollegen besser gewesen wären, wäre ich längst fertig (Bewertung) …
Auf diese Weise kann es noch bis zum Nachmittag im Kopf von Peter S. weitergehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er langsamer ist und mehr Fehler macht, nimmt mit diesem inneren Ablenkungsszenario stetig zu. Kennen Sie ähnliche Geschichten von sich selbst?
Es ist sehr hilfreich für die eigene Sensibilisierung, sich die ganz persönlichen ineinandergreifenden
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immer wieder zu notieren, wenn sie auftauchen. Wir bekommen damit einen sehr zuverlässigen Blick dafür, wie unser Wächter arbeitet und wie wir uns genau in Schach halten. Das aber erleichtert uns, in einem weiteren Schritt die Selbstsabotage abzustellen.
Was alle sieben
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s verbindet
Was ich bei der Untersuchung des Phänomens quer durch alle seine Muster beobachten konnte, ist Folgendes:
Befindet sich unser Denken im
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-Modus, verallgemeinern wir unsere Erfahrungen und machen daraus einschränkende Lebensregeln. Weil uns einmal etwas Unangenehmes widerfahren ist, versuchen wir, uns zu schützen, indem wir unsere natürliche Neugierde auf ein Leben mit Horrorszenarien, rigiden Regeln, Schubladendenken und anderen Strategien reduzieren.
MINDFUCK
jeglicher Ausprägung dient in erster Linie dazu, uns bei der Stange zu halten. Mentale Selbstsabotage dient dem Stillstand und dem Fortführen bekannter Lebensstrategien, macht unser Leben aber gleichzeitig immer berechenbarer, langweiliger und enger.
Jeder
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gibt uns das Gefühl, etwas für unsere Sicherheit zu tun. Wir denken, wir treffen eine gute und sichere Entscheidung, wenn wir ihm nachgeben. Ob wir uns klein machen, um Widerstand vorzubeugen, oder uns antreiben, um weiter im alten Wertesystem zu funktionieren:
MINDFUCK
schützt das bekannte Lebensgefühl vor Neuem und suggeriert immer wieder ein Gefühl von Kontrolle.
Neues scheint für den Inneren Wächter also bedrohlich zu sein. Wir bleiben lieber in der berühmten bekannten Komfortzone, als das Wagnis einer Erweiterung unserer Glückszone einzugehen. Jede Art von
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ist dafür ein sehr zuverlässiger Helfer. Es entsteht die bekannte »Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach«-Mentalität. Wenn wir so denken, haben wir uns selbst darauf konditioniert, nur noch sehr wenig vom Leben zu erwarten.
Unser Wunsch, die Kontrolle über uns und unser Leben behalten zu wollen, führt uns beim
MINDFUCK
dazu, jeden noch so schüchternen Schritt ins Neuland als existenzielle Bedrohung zu werten. Hinter jeder Selbstsabotage steht deshalb eine Form von Angst. Im
Katastrophen
-
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ist sie sogar das Mittel, das der Wächter direkt nutzt, um uns einzuschüchtern.
Die Sprache, in der wir im
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-Modus denken, ist gekennzeichnet von Bewertungen und Druck. Sie äußert sich in Wörtern wie »müssen«, »sollen« oder »dürfen«. Es gibt also einen Blickwinkel, der vor allem Pflichten und Berechtigungen oder Verbote sieht. Manchmal sprechen wir mit uns wie ein strenger Elternteil mit einem unmündigen Kind. Irgendwo muss es in unserem Denken also noch eine höhere Instanz geben, die die Werte, Pflichten und Gebote festlegt. Ich vermute, es ist der Wächter selbst, der sie setzt. Warum, werden wir im nächsten Kapitel sehen.
Wir reduzieren unsere tatsächlichen Möglichkeiten durch zwei einfache sprachliche Kunstgriffe: Wenn-dann- und Entweder-oder-Formulierungen bauen Druck auf und
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