Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
seinen Vierzigern nach eigener Aussage davon »besessen«, in seiner Freizeit Leistungssport zu treiben. Er jagte sich von Wettkampf zu Wettkampf. In seinem Umfeld waren nur noch »Ja«-Sager und Bewunderer, die sich stundenlang seine Erfolgsgeschichten anhörten. Wer danach fragte, ob es ihm langfristig und in späteren Lebensjahren mit dieser enormen Belastung gutgehen werde, den hielt er für einen »negativen Miesepeter«, »Spaßverderber« oder »bösartigen Neidhammel«. Auf seine selbstgestellte Frage, worum es ihm in seinem Leistungssport und seiner notorischen Selbstmotivation gehe, antwortete er erst einige Sitzungen später: »Ich will meine berufliche und private Leere nicht wahrhaben. Wenn ich morgens zur Schule gehe, geht es mir schlecht. Ich tröste mich dann mit dem Gedanken an später und versuche schon morgens, Motivations-CDs zu hören, um das schlechte Gefühl erst gar nicht aufkommen zu lassen.«
Er sprach damit einen sehr wichtigen Punkt an, der tatsächlich verrät, ob es sich bei unserer Selbstmotivation um eine wünschenswerte und hilfreiche positive Lebenshaltung oder um den
Übermotivations
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MINDFUCK
handelt. Der
Übermotivations
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MINDFUCK
hat häufig die Funktion, eine andere Schieflage im Leben zu kaschieren und uns mit einer Sache, die wir eigentlich verändern müssten, länger zu arrangieren, als es uns guttut.
Der
Übermotivations
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MINDFUCK
ist deshalb nicht nur eine Spezialität der Erfolgreichen, sondern auch von Menschen, die den Eindruck haben, auf der Stelle zu treten und »nicht aus dem Knick« zu kommen. Sie wechseln zwischen depressivem, jammerndem
MINDFUCK
und aggressivem, aufputschendem
Übermotivations-
MINDFUCK
hin und her. Wenn sie längere Zeit »unten« sind, hoffen sie, bald wieder einen neuen Motivationskick zu bekommen. Wenn dieser nicht mehr »wirkt«, geht die Spirale wieder abwärts und hinein in die nächste depressive Denkschleife oder runter zu aggressiven Selbstanklagen.
Was ist also der Unterschied zwischen Übermotivation und echter Motivation? Wir erkennen echte Motivation daran, dass sie uns tatsächlich zum Handeln bringt. Wenn wir motiviert sind, ohne als Folge davon etwas zu tun, frönen wir einer Emotion, die wie eine Droge wirkt, uns aber nicht weiterbringt. Langfristig sind Drogen immer Mittel der Selbstsabotage.
Was passiert, wenn wir nicht länger bei einer Sache bleiben können
Wenn wir allerdings anfangs aktiv werden und dann immer wieder die Lust verlieren, hat sich wahrscheinlich ein neuer
MINDFUCK
zwischen uns und die ursprünglich echte Motivation geschoben.
Diese Beobachtung ist wichtig für Menschen, die selbst den Eindruck haben, sich auf keine Sache länger konzentrieren zu können. Das ist nicht immer ein Zeichen dafür, besonders interessiert und geistig breit aufgestellt zu sein, sondern häufig ein Indikator für ausgeklügelte eigene Störstrategien, die die Konzentration und Lust auf eine Sache immer wieder unterbrechen. Häufig folgt dem anfänglichen
Übermotivations-
MINDFUCK
ein
Bewertungs
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MINDFUCK
,
besonders, sobald erste Schwierigkeiten auftauchen:
Meine Güte, ist das kompliziert! Das ist mir zu hoch.
Entweder gehen die Betroffenen dann in den Druckmacher über und zwingen sich, erst einmal »bei der Stange zu bleiben«. Oder der Selbstabwertung folgt eine Abwertung der Sache, mit der man sich beschäftigt hat:
Ist ja eigentlich gar nicht so interessant, wie ich gedacht habe.
Das Aus folgt unweigerlich –
Ist doch nichts für mich –,
und die Suche nach dem nächsten Kick beginnt. So sehen die Schleifen aus, die uns davon abhalten, an einer Sache dranzubleiben. So entsteht der für den
MINDFUCK
typische Kreislauf der Selbstsabotage.
Zusammenfassung: Der Wächter kennt sieben Arten, uns vom Leben fernzuhalten
Die Argumente und Strategien des Wächters, der dafür sorgt, dass wir unsere Glückszone nicht ausdehnen, sind damit offengelegt. Er droht mit Katastrophen, erzählt uns, wir müssten zuerst für die Interessen anderer existieren; er erpresst, macht Druck, wertet auf und ab, schürt Misstrauen und behauptet, er kenne die Regeln, an die man sich halten müsse, um Sicherheit und Kontrolle im Leben zu haben. Eine andere Strategie ist die Flucht ins gegenteilige Gefühl: Wir beginnen zu verdrängen, uns überzumotivieren oder nach euphorischen Gefühlen zu hungern, die uns eine Auszeit geben von dem vom
MINDFUCK
produzierten Auf und Ab zwischen aggressiven und depressiven Denkmustern.
Mischformen,
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