Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
ich habe bisher nicht versucht, einen ähnlichen Kontakt zu anderen … zu anderen als Groß-Thans herzustellen.« Er bemerkte Anna. »Ms Taylor.«
Bach hatte zur Begrüßung bereits ein Lächeln aufgesetzt. »Ich hoffe, Sie mussten nicht allzu lange warten«, sagte er.
»Nein«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Bach warf Diaz einen Blick zu und sagte: »Wir tun einfach alle unser Bestes.« Er sah wieder zu Anna, deutete auf die Sitzgruppe und lud sie alle mit einer Geste zum Hinsetzen ein. »Bitte. Und … darf ich?«
Als sie saß, spürte sie das inzwischen vertraute Anklopfen am Rande ihres Geistes und nickte, als er hinzufügte: »Was wir vorhaben, wird schneller und einfacher erklärt sein, wenn ich …«
Und schon war Bachs Wärme wieder da, und Anna verstand fast augenblicklich, dass Stephen Diaz Erfahrung mit etwas hatte, das man kontrolliertes Träumen nannte, und dass er versuchen würde, in Annas Geist einzudringen und mithilfe dieser Technik eine telepathische Fernverbindung zu Nika herzustellen.
Diaz hatte so etwas noch nie gemacht, aber Nikas Fähigkeit, ihre Erlebnisse in Annas und Bachs Träume zu projizieren, war auch Neuland. Und auch wenn Anna das war, was Bach eine Minder-Than oder Zehnprozentige nannte, hielt er ihre Verbindung zu ihrer Schwester für ungewöhnlich stark. Er glaubte auch, dass Nikas aufkeimende Kräfte – selbst untrainiert – enorm waren.
Diaz würde also dieses kontrollierte Träumen dazu benutzen, einen Traum in Annas Geist einzupflanzen, in dem sie Nika alles erklären würde, was sie über Groß-Thans und das Obermeyer-Institut erfahren hatte, mit dem Ziel, dass dieser Traum abrufbar war, wenn Nika wieder im Schlaf Kontakt zu Anna aufnehmen sollte. Zumindest konnte Anna ihr dann versichern, dass Hilfe nahte.
Wenn es gut lief, konnten Diaz und Bach – über Anna – Nika dabei unterstützen, ihre Kräfte zu kontrollieren und zu entwickeln, sodass sie ihnen helfen konnte, sie zu orten und zu retten. Auch wenn es bis dahin ein langer Weg war, nickte Anna sofort zustimmend. Tun wir es. Versuchen wir es.
Aber Bach war mit seiner Erklärung noch nicht fertig.
Um das zu machen, müssen Sie schlafen, denn das Gehirn ist im unbewussten Zustand immer … Bach machte eine Pause. Anpassungsfähiger.
Und formbarer? fragte Anna.
Ja.
Na, das konnte ja heiter werden. Sie würde während dieser Prozedur unglaublich verwundbar sein. Stephen Diaz würde vollen Zugang zu ihrem Unbewussten haben. Zu jeder ihrer Fantasien, jedem kleinsten Gedanken, jeder Angst, jeder Hoffnung, jedem Wunsch … Ihren schlimmsten Albträumen und Erinnerungen … All das würde dieser Fremde sehen können.
Ich werde auch im Raum sein, sagte Bach zu ihr. Und Elliot ebenfalls.
Anna nickte. So hart es auch sein würde, sie würde es tun. Wenn es ihnen half, Nika zu finden, würde sie alles tun. Aber … Ich bin nicht sicher, ob ich vor so vielen Menschen einschlafen kann.
Wir geben Ihnen ein Medikament, das Ihnen dabei hilft – wenn wir so weit kommen.
Zunächst mussten sie testen, ob Diaz in Annas Geist eindringen konnte. Er konnte offenbar eine telepathische Verbindung zu einem anderen Groß-Than herstellen. Und er hatte kürzlich eine mentale Verbindung zu Elliot aufgebaut, doch die beiden waren ein Paar – für sie war das eine Überraschung. Davon hatte sie wirklich keine Ahnung gehabt.
Elliot, der am anderen Ende des Raums den Computer aktivierte, sprach leise mit Diaz. »Du kannst mich ruhig einen Fraktionierten nennen.«
»Will ich aber nicht«, entgegnete Diaz ebenso leise.
»Aber so ist es. Es ist eine Tatsache.«
»Es ist abwertend. Und genau genommen sind wir alle Fraktionierte. Niemand ist zu hundert Prozent vernetzt.«
»Trotzdem«, sagte Elliot. »Mir ist es lieber als Minder-Than.«
»Ja, das bist du ja auch nicht«, sagte Diaz, während er näher kam und Elliot die Hand auf die Schulter legte.
Es musste Anna einfach bisher entgangen sein, aber jetzt schien ihre Beziehung ganz offensichtlich. Elliot blickte auf, und Diaz lächelte in seine Augen hinab – als teilten sie irgendeinen unausgesprochenen Witz.
Sie wandte sich wieder Bach zu, der sich sanft aus ihrem Geist zurückgezogen hatte.
Das war auch gut so, denn Anna ertappte sich bei dem Wunsch, er wäre derjenige, der vollen Zugriff auf das Innere ihres Kopfes hätte. Sie holte tief Luft und wandte sich an Diaz und Elliot. »Was muss ich tun?«
Diaz richtete sich auf und kam durch den Raum auf sie zu. »Die
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