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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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andere fuhren gerade auf den Parkplatz, aber niemand war beunruhigt oder regte sich auf – zumindest nicht über irgendwas, das mit Rickie Littleton zu tun hatte.
    Da war eine Frau, die über die verheerende Krankheit ihres vierjährigen Kindes verzweifelte, und ein niedergeschlagener älterer Mann mit furchtbarer Arthritis, dessen Frau letzten Monat gestorben war und dessen heruntergekommenes Auto nicht mehr ansprang. Keiner von beiden hatte in den letzten Tagen etwas gegessen. Ihre Probleme waren viel ernster als die von Mac, und sie ließ ihre emotionalen Schutzschilde länger unten als normalerweise, um sich das ins Gedächtnis zu rufen.
    Die Tatsache, dass sie irgendeinem Typen mit einem netten Lächeln begegnet war, mit dem sie nicht mehr schlafen durfte, weil sie beide an einem Ort arbeiteten, wo nicht nur intime Beziehungen zu Kollegen missbilligt wurden, sondern auch das allgemeine Gebot sexueller Abstinenz galt …? Na ja, das war für Mac eigentlich nur eine praktische Ausrede, Shane nicht mehr zu sehen. In Wahrheit war es komplizierter – es ging eher darum, dass sie ihn nicht benutzen wollte, als wäre er nur ein neues Spielzeug zu ihrem Vergnügen.
    Aber aus welchen Gründen auch immer, die Quintessenz war, zwischen ihr und Shane würde nichts mehr laufen. Das war wirklich eine Schande, angesichts der kleinen Freuden und des Wahnsinns-Sex, der ihr so entging. Aber es war natürlich nichts im Vergleich zu Hunger, Schmerz, toten Ehefrauen und sterbenden Kindern.
    Das Leben ging weiter. Sie würde damit klarkommen.
    Wie immer.
    Außerdem, selbst wenn sie weitergemacht und Shane nächste Woche zu Dinner und Massage und natürlich noch mehr unglaublichem Sex getroffen hätte – bald schon wäre sie von Schuldgefühlen überrollt worden. Shane Laughlin war nicht Justin. Auch wenn sie sich angesichts seiner Notlage hätte vormachen können, dass es sich um reine Großzügigkeit und Freundlichkeit ihrerseits handelte, irgendwann hätte sie das Richtige getan und ihn gehen lassen. Es hätte nur länger gedauert, bis Schluss gewesen wäre.
    Also holte Mac tief Luft, ließ ihr Haar wachsen, bis es lang und üppig war, und ihre Lippen zu einem vollen Schmollmund werden. Sie machte sich Titten, bei denen Shane vor Freude geheult hätte. Und das reichte tatsächlich schon als Verkleidung. Der Körper war immer noch viel zu oft das Einzige, das den meisten an einer Frau auffiel.
    Mit ihren Titten betrat Mac den Drugstore und ging zum Geldautomaten, aber das verdammte Ding hatte ein Limit, wie viel sie im Laufe eines Tages von ihrem Konto abheben durfte. Obwohl sie so etwas noch nie gemacht hatte, schaffte sie es, das Mistding auszutricksen, sodass es das Bargeld bündelweise ausspuckte – fast sechzehntausend in neuen Fünfhundert-Dollar-Scheinen. Fast ihre gesamten Ersparnisse. Sie verließ das Geschäft, teilte das Geld auf zwei Stapel auf – gab einen davon der todunglücklichen Mutter und ging ohne ein Wort davon.
    Es dauerte ein bisschen länger, den alten Mann zu finden, und dann musste sie an sein Autofenster klopfen, damit er die Scheibe herunterließ. Er weinte, und die Welle von Verlust und Schmerz, die sie traf, ähnelte so sehr den Emotionen, die sie letzte Nacht von Bach abbekommen hatte, dass sie bloß dastand und den Mann wie eine Idiotin anstarrte.
    War es möglich, dass der scheinbar unerschütterliche Joseph Bach jemanden verloren hatte, den er so geliebt hatte wie dieser Mann seine verstorbene Frau …?
    Und die wahre Ironie dabei, die wirklich erschütternde Wahrheit war, dass sie sie beide beneidete. Sie wollte das, was die beiden einmal gehabt hatten. Sie mochten es verloren haben, aber sie selbst hatte so etwas noch nie besessen. Mac dachte an Shane und das, was er nie für sie bedeuten würde – was er nie bedeuten könnte, selbst wenn sie auf ihr Gewissen pfeifen und die nächsten zwei Jahre mit ihm in ihrem Bett verbringen würde, jede Nacht.
    Der alte Mann wischte sich das Gesicht ab und blickte mit wässerig blauen Augen, die durch seine altmodische Brille vergrößert wirkten, zu ihr auf. Er sprach mit zittriger Stimme. »Kann ich Ihnen helfen, meine Liebe?«
    Er wollte ihr helfen – dieser Mann, der weniger hatte als nichts.
    Er wohnte in diesem Auto. Mac konnte sehen, dass der Rücksitz mit seinen Habseligkeiten vollgepackt war – einschließlich eines Teekessels mit aufgemalten Rosen auf der Seite und einer rosa Strickjacke, die in den 1980ern wahrscheinlich einmal neu gewesen

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