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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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narbengesichtigen Mann und den Raum voller schreiender kleiner Mädchen. Anna sank langsam in den Ledersessel gegenüber der Couch, als er den schlecht vernähten Port in Nikas Arm beschrieb. Als er mit der beiläufigen Entsorgung von Zooeys Körper durch den Narbigen und dessen Worte zu Nika über einen Mann namens Devon Caine endete, sprach Anna den Namen halblaut mit.
    Er beugte sich gespannt vor: »Haben Sie die Projektion auch empfangen?«
    Sie nickte. »Ich dachte, es wäre ein Albtraum.«
    »Es ist möglich, dass Nika Ihnen irgendwie unbewusst etwas projiziert hat und Sie dann mir –« Bach verstummte. Auch wenn die Vorstellung, dass ein dreizehnjähriges Mädchen imstande war, nicht nur einer, sondern zwei Personen über große Entfernungen hinweg etwas zu projizieren, faszinierend war – über die Einzelheiten dieses Rätsels konnten sie sich später den Kopf zerbrechen. Zunächst … »Darf ich?«, fragte er, als er seine Gedanken nach Anna ausstreckte. Seine unausgesprochene Anfrage war konkreter. Darf ich nachsehen, um sicherzugehen, dass es in dieser Projektion keine anderen Details gab, die wir vielleicht beide verpasst oder übersehen haben …? Es würde helfen, wenn ich unserer beider Erinnerungen kombinieren könnte.
    Sie nickte nur und starrte ihn dann mit großen Augen an.
    Es war seltsam intim, geradezu verstörend, direkt in jemandes Augen zu blicken, in dessen Kopf man gerade eindrang. Normalerweise wandte er sich leicht ab oder schloss die Augen, um eine solche Intimität zu vermeiden.
    Aber diesmal nicht. Sich abzuwenden hätte sich angefühlt, als würde er sie im Stich lassen. Und als Bach Annas Gedanken betrat, spürte er ihre ganze Angst, Verwirrung, ihre Zweifel – und ihre Gefühle für ihn. Ja, sie fühlte sich definitiv zu ihm hingezogen. Gleichzeitig hatte sie Angst vor ihm – Angst davor, ihm zu vertrauen, ihm zu glauben. Und doch war sie gewillt, ja geradezu begierig, ihn einzulassen – wenn es half, ihre Schwester zu finden.
    Er bewegte sich ins Zentrum ihrer Erinnerungen, und da war wieder dieser Name – Devon Caine – und ein flüchtiger Eindruck von dem hell erleuchteten Flur vor der Tür des Raums, in dem Nika festgehalten wurde. Er sah Zahlen an der Seite des Müllbehälters, den der Narbengesichtige in den Raum gerollt hatte – eine Zwei und eine Eins, aber der Rest war nicht zu erkennen. Und auch das entstellte Gesicht dieses Mannes, so deutlich, dass er es hätte zeichnen können. Und er würde es zeichnen, mit Elliots Hilfe. Der Arzt war auf diesem Gebiet ein Naturtalent, während Bach sich viele Jahre vergeblich mit dem Zeichenstift abgemüht hatte. Seine Welt war vielmehr die der Musik, was bei seiner Arbeit leider wenig hilfreich war. Er würde wohl kaum jemals einen Joker mit der Rhapsody in Blue oder einem Mozart-Klavierkonzert von seinem mentalen Fenstersims locken können.
    Aber vielleicht ist dieser Mann mit der Narbe gar nicht real. Es war Anna, die sich einmischte und ihn zum eigentlichen Thema zurückbrachte, während sie seinen Gedanken folgte. Er war wesentlich müder, als er gedacht hätte, und es war gut, dass er nicht abgeschweift war zu –
    Er unterbrach sich abrupt, aber Anna war konzentriert und merkte es nicht. Vielleicht ist er nur ein Symbol für die Gefahr, in der sie schwebt, fuhr sie fort. Wenn Nikas Projektionen unbewusst sind – und es ist schwer zu glauben, dass sie weiß, wie so was geht –, ist es dann nicht möglich, dass das alles nur eine Art Albtraum von Nika war? Könnte es nicht alles reine Fantasie sein?
    »Ich glaube nicht, dass es ein Traum ist.« Bach antwortete ihr laut, während er sich sanft aus ihr zurückzog. Sie schnappte leicht nach Luft, als er sie so plötzlich verließ, und er fügte hinzu: »Entschuldigung, ich hätte Sie vorwarnen sollen –«
    »Nein«, sagte sie schnell, »es ist nur komisch. Ich muss mich wohl erst daran gewöhnen.«
    »Ich werde das wirklich nicht oft machen«, versuchte er ihr zu versichern. »Und jetzt, wo Sie wissen, wie es sich anfühlt, werden Sie mir vielleicht glauben, dass es nicht ohne Ihr Wissen geschehen wird. Nicht mehr«, fügte er etwas lahm hinzu, da er nicht nur gänzlich ohne ihr Wissen in ihren Kopf eingedrungen war, sondern ihr auch seine eigenen Gedanken eingeflößt hatte, nur damit sie ins Auto stieg. Schnell redete er weiter, um wieder zu der Vision zurückzukommen, die sie geteilt hatten. »Ich glaube nicht, dass Nika geträumt hat. Es war zu linear, Anna. Zu real.

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