Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
Tanzsaals, und sein Sweatshirt flatterte, während er sich wie eine Art ferngesteuerter Spielzeugdrache auf und ab bewegte. Diese Wirkung wurde noch durch seine offenbar neu gewonnene Fähigkeit verstärkt, Feuer zu speien.
Alle Tische und Stühle, die zweifellos in gleichmäßigen Reihen gestanden hatten, wurden ununterbrochen hin und her geworfen, von einer Seite des großflächigen Raumes zur anderen, in einer breiten Schwade der Zerstörung. So war eine gefährliche Barriere aus scharfkantig durchgebrochenen Beinen und riesigen Holzplatten zwischen dem Joker und dem Zugang zum Raum entstanden, die praktisch unmöglich zu überqueren war.
Diaz stand mehrere Meter abseits der umherwirbelnden Bruchstücke, eindeutig in mentalem Kampf mit dem Joker. Es machte die Bewegungen des Jokers noch unberechenbarer. Jedes Mal, wenn Diaz den Typen zu fassen bekam und dieser jenseits der tanzenden Möbelteile nach unten sank, riss er sich gleich darauf wieder los und schoss zur Decke hinauf.
Es war unglaublich, wie mächtig dieser Joker sein musste, wenn er es schaffte, Diaz zu entkommen.
»Er scheint stärker zu werden«, rief Diaz, als Bach sich neben ihn stellte. »Ich arbeite auch daran, die Möbel unter Kontrolle zu kriegen. Ich habe versucht, sie in Sägemehl zu verwandeln – die Bedrohung zu eliminieren –, aber er hindert mich daran!«
Immer wieder wurde Diaz beinahe von einem Stück geborstenem Holz getroffen. Vier Menschen – eindeutig Küchen- und Servicepersonal – drängten sich dicht an die Wand, fast unmittelbar unterhalb des Jokers, und wussten nicht, wohin sie rennen sollten.
Und – Scheiße! – da war Mac, auf dem Boden neben der Kaskade polternder Möbelstücke, wo sie gegen die Wand geschleudert und bewusstlos geschlagen worden war. Wie sie dalag, absolut unbeweglich, wirkte sie klein und fast zerbrechlich. Shanes Herz schlug ihm bis zum Hals. Bitte, Gott, lass sie nicht sterben …
»Warum erschießen wir den Scheißkerl nicht einfach und beenden das – und holen Mac da raus?«, rief Shane und näherte sich vorsichtig dem wilden Möbelhaufen, während Elliot sich Zugang zu der Computerstation neben der Tür verschaffte. Als er genauer hinsah, schien es einen kleinen Zwischenraum von vielleicht fünfzehn Zentimetern unter dem kaputten Holz zu geben, unter dem Shane vielleicht durchschlüpfen konnte, um zu Mac zu gelangen. Er war auf jeden Fall bereit, es zu versuchen.
»Die Sicherheitsleute haben ihn schon ungefähr ein Dutzend Mal mit Beruhigungsmitteln beschossen«, berichtete Diaz. »Er ist hyperresistent.« Er sah noch einmal hin. »Was machen Sie denn hier?« Dann erblickte er auch Elliot, und seine Augen wurden noch größer. »Sie sollten nicht hier sein!«
»Ich kann seinen Bann über die Möbel auch nicht brechen«, rief Bach. »Konzentrieren wir uns darauf, ihn zusammen zu schwächen und niederzustrecken!«
Diaz war offensichtlich durch Shanes und Elliots Gegenwart abgelenkt, aber er trat dem anderen Groß-Than im Kampf gegen den Joker zur Seite. Für einen Moment dachte Shane, sie hätten ihn, denn der Mann stürzte ab und traf mit einer solchen Wucht auf dem glänzenden Hartholzboden auf, dass sich ein normaler Mensch die Knochen gebrochen oder er zumindest das Bewusstsein verloren hätte.
Aber er wand sich immer noch, trat um sich und schrie, was die Flammen über einen Meter weit aus seinem Mund schießen ließ. Diaz und Bach standen einfach nur da, aber die physische Anstrengung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, und sie waren von Kopf bis Fuß angespannt.
Das zerborstene Mobiliar drehte indessen noch mehr durch – es begann in einer Folge von kleinen Tornados umherzuwirbeln und hinterließ tiefe Furchen im Fußboden.
So viel zu Shanes Plan, durch den Zwischenraum zu schlüpfen. Auf diesem Weg würde Shane nun nicht mehr zu Mac gelangen. »Lassen Sie ihn uns mit einer richtigen Waffe außer Gefecht setzen«, sagte er wieder und richtete seine Worte diesmal an Elliot, da er die beiden Groß-Thans nicht ablenken wollte. »Sie haben doch Waffen hier, oder?«
»Eigentlich nicht«, sagte Elliot, dessen ganze Aufmerksamkeit dem Computer galt.
Shane blieb der Mund offen stehen. »Sie wollen mir weismachen«, beharrte Shane, »dass Ihr Sicherheitsteam nichts hat als Betäubungspistolen ?«
»So ist es.«
Eine Tischplatte kam auf sie zugeflogen, und Shane machte einen Satz nach vorne, um Elliot aus ihrer Bahn zu stoßen. Aber eine weitere kam direkt hinterher, es schien kein
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