Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

dem Boden zu einem sehr kleinen, harmlosen, leicht qualmenden Haufen zusammen. Die Möbel verschwanden buchstäblich – von einem Moment auf den anderen zu einer riesigen Wolke aus Sägemehl pulverisiert.
    Mac klammerte sich nur noch einmal kurz an Shane, löste sich dann aus seinen Armen und ging Bach entgegen, der bereits auf dem Weg zu ihr war.
    Diaz jedoch ging zum Joker und verkündete: »Er ist bewusstlos! Medizinisches Team, wir brauchen Sie hier, sofort ! «
    »Alles in Ordnung?«, fragte Bach Mac.
    Sie blickte mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck zurück zu Shane, ehe sie nickte. »Jetzt ja. Was ist denn bloß passiert? Littleton hatte nichts genommen, als ich ihn mitgenommen habe. Das hätte ich gewusst.«
    »Befehl aufgehoben, medizinisches Team«, rief Diaz. Er hatte sich auf einem Knie neben dem Joker niedergelassen. »Er ist nicht nur bewusstlos, der hat ’ne Nulllinie.«
    » Was? « Mac ging zu dem Gefallenen, offensichtlich bestürzt.
    »Nulllinie?«, wiederholte Shane, als sich auch Elliot zum Joker begab, seinen medizinischen Stab in der Hand. »Heißt das …?«
    »Sein Genick ist gebrochen«, berichtete Elliot, als Diaz aufstand und zurückwich. »Aber wenn ihn das nicht umgebracht hätte, dann seine massive Hirnblutung. Mann, sein Schädel ist quasi implodiert.«
    »Ach, Scheiße«, sagte Mac. » Scheiße. «
    Bach sah sie an. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Sie ging sofort in die Defensive, das Kinn hoch erhoben. »Es war keine Absicht.«
    »Das weiß ich«, sagte er ungerührt. »Ich will nur herausfinden, was genau passiert ist.«
    Sie wirkte nicht überzeugt. »Es hat wehgetan«, sagte sie zu ihm. »Der Heilungsprozess.« Sie warf wieder Shane einen Blick zu. »Beschleunigt war er noch schmerzhafter und … Also habe ich den Schmerz nicht abgeblockt, sondern auf ihn geschleudert, so wie wir es mit dem anderen Joker letzte Nacht gemacht haben. Ich dachte, vielleicht …« Sie schüttelte den Kopf, sichtlich verärgert. » Scheiße .«
    Bach nickte. »Was immer Sie getan haben, es hat funktioniert.«
    »Ja, aber ich habe ihm gleich eine doppelte Portion verpasst«, sagte Mac. »Die Droge hat ihn paranoid gemacht, und ich habe seine Ängste gefunden und sie irgendwie … vervielfacht zu ihm zurückgeschleudert. Das, kombiniert mit den Schmerzen, mit denen ich ihn bombardiert habe …« Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß nicht genau, wie ich das gemacht habe, Sir. So was habe ich noch nie geschafft – definitiv nicht in dem Ausmaß.«
    »Du bist zu fast zehn Prozent stärker vernetzt als normalerweise«, sagte Elliot zu ihr.
    Mac drehte sich wieder erst zu ihm, dann zu Shane um, und in ihrem Gesicht stand die schiere Überraschung, die sie mühsam zu verbergen suchte. Eindeutig war sie zutiefst erschöpft.
    »Du bist hoch auf neunundfünfzig«, fuhr Elliot fort, während er sich wieder zur Computerstation begab. »Diaz ist …« Er räusperte sich. »Immer noch bei sechzig.«
    »D ist auch verstärkt?« Mac blickte zu Diaz hinüber, und Shane fiel auf, dass dies trotz der dramatischen Umstände das erste Mal war, dass er bei den beiden überhaupt einen Blickkontakt wahrnahm. Was auch immer er bei seiner Ankunft in der Lobby gesehen oder zu sehen geglaubt hatte, jetzt war nichts mehr davon da. Nur die Freundschaft und Vertrautheit war offensichtlich. Sie waren Teamkollegen – dieses Band würde er überall erkennen, nachdem er es selbst jahrelang mit seinem SEAL-Team gelebt hatte. Er musste sich geirrt haben. Anscheinend machte ihn seine Eifersucht nicht nur verrückt, sondern auch etwas begriffsstutzig.
    »Sie glauben, dass Shane für diesen Anstieg verantwortlich ist?«, fragte Bach den Doktor.
    Elliot antwortete ausweichend. »Teilweise. Ich habe eine Theorie, aber die ist noch nicht ganz ausgereift … Ich muss noch etwas untersuchen. Lasst uns alle eine Pause machen, und uns in Dr. Bachs Büro treffen, um … 14 Uhr müsste reichen.«
    »Bis dahin bin ich vielleicht noch nicht zurück«, sagte Mac tonlos, die Arme über der Brust verschränkt. »Wenn Littleton tot ist, brauchen wir –«
    »Doch, du wirst zurück sein«, unterbrach Elliot sie und drehte sich zu ihr um. »Weil du nirgendwohin gehst. Solange du deine stärkeren Fähigkeiten nicht kontrollieren kannst …« Er schüttelte den Kopf, »verlässt du nicht das Gelände.«
    Sie wollte widersprechen, aber er schnitt ihr das Wort ab.
    »Keine Chance. Außerdem hast du laut deinem letzten Scan fast sechzig Stunden