Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton

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Vergangenheit zu blicken«, sagte Greg.
    Cormac lächelte frostig. »Aber erkennen Sie denn nicht, daß es dasselbe ist? Laut Edwards Theorie sind GTS die Grundlagen der Psifähigkeiten.«
    Greg und Gabriel wechselten Blicke, die an schmerzliche Besorgnis grenzten. »Was hat ihn auf diesen Gedanken gebracht?« wollte Greg wissen.
    »Diese mikroskopischen Löcher in der Raumzeit sind so klein, daß physische Gegenstände nicht hindurchpassen, also hat er die Idee vorgebracht, daß sie den Austausch reiner Daten ermöglichen. Ihr Verstand, Mr. Mandel, ist buchstäblich mit dem Verstand von Milliarden, Billionen weiterer Personen vernetzt, ein gewaltiger Vorrat an visuellen Bildern, Gerüchen, Geschmäckern und Erinnerungen. Die sogenannte übersinnliche Begabung mancher Leute ist nicht mehr als eine überlegene Interpretationsfähigkeit; ein solcher Mensch nutzt einfach unser kosmisches Erbe, filtert das Chaos der Störgeräusche und pickt sich die Rosinen heraus.«
    »Falls das zutrifft, wie ist dann meine Reichweite möglich? Sie sagten, diese GTS wären mikroskopisch klein.«
    »Sind sie auch, aber es gibt so viele davon. Wenn Sie durch eines dieser Wurmlöcher blicken, diesen winzigen Bruchteil einer Sekunde weit in die Vergangenheit, und dabei eine unendlich kleine Distanz zurücklegen, finden Sie am Ausgangspunkt eine weitere GTS, vielleicht sogar mehrere, und über diese Verbindung können Sie erneut ein kleines Stück weit nach draußen vorstoßen. Verstehen Sie? Es ist wie eine Kette, die fürchterlich verdreht ist und damit auch die Begrenzung Ihrer Reichweite bewirkt, aber trotzdem eine klare Verbindung herstellt und sich dabei über die Unendlichkeit erstreckt, die Ewigkeit hinauf und hinunter.«
    »Aber ich habe in die Zukunft geblickt«, wandte Gabriel ein. »Wie konnten die GTS diesen Effekt haben? Sie sagten, sie führten in die Vergangenheit.«
    »Das tun sie. Aber unser Jetzt ist die Vergangenheit der Zukünfte, die Sie wahrgenommen haben.«
    »Ja«, sagte Gabriel, klang aber nicht überzeugt.
    »Wie auch immer – der Blick in die Zukunft liefert an sich noch keinen Beweis für die Existenz von GTS. Übersinnlich ist ein so stark mit Vorurteilen besetzter Begriff. Sehen Sie, Menschen haben schon immer behauptet, über die Gabe der Voraussicht zu verfügen. Aber falls GTS existieren, dann müßte die Vergangenheit genauso greifbar sein. Indem Edward ein Neurohormon entwickelte, daß die Vergangenheit in der Art und Weise öffnet, wie die Präkognition die Zukunft öffnet, hoffte er ein unangreifbares Plädoyer für die mikroskopischen GTS zu liefern. Es gäbe nur wenige andere Erklärungen.«
    »Julia?« Gregs Stimme klang leblos und flach. Alle sahen ihn an. »Welche Ergebnisse hat die Analyse der Ampullen erbracht, die Eleanor dir gegeben hat?«
    Julia fiel es ein wenig schwer, die Worte zu formulieren. Ihr Mund war trocken geworden, kaum daß sie sich die ersten Gedanken über die Implikationen gemacht hatte. »Das Labor sagte, es wäre ein spezialisiertes Neurohormon, das einige Eigenschaften mit der üblichen Präkognitionsformel gemeinsam hat. Aber es gehörte zu keiner Sorte, mit der man dort vertraut war.«
    »Edward hat die Formel eines retrospektiven Neurohormons entwickelt?« fragte Cormac mit einem fieberhaft hoffnungsvollen Unterton.
    »Sieht so aus, nicht wahr?« Greg starrte Gabriel an. Julia sah, daß sie ganz weiß geworden war und ihre Hände leicht zitterten.
    »Nein«, sagte Morgan. Er sprach nicht laut, aber mit endgültiger Autorität. Er packte Gabriels Hand. »Du wirst es nicht einnehmen.«
    »Wer wäre sonst dazu fähig?« fragte sie. »Meine Temporalfähigkeit ist nachgewiesen.«
    »Schlagen Sie vor, es einzusetzen?« fragte Cormac und blinzelte Gabriel eulenhaft an. »Wieso? Wir wissen nicht einmal, ob es funktioniert; Edwards Unterlagen sind komplett gelöscht worden.«
    Julia fluchte unterdrückt. Es blieb ein ewiges Geheimnis, wie jemand, der so gescheit wie Cormac war, den Problemen des eigentlichen Lebens so unbedarft gegenüberstehen konnte. »Es ermöglicht uns, in die Vergangenheit zu blicken und damit festzustellen, wer Kitchener umgebracht hat«, erklärte sie ihm und setzte dabei den angespannten Tonfall ein, der normalerweise dafür reserviert war, bei den Abteilungsmanagern den Wunsch wachzurufen, sie wären nie geboren worden.
    Cormac öffnete den Mund, um etwas zu sagen, warf dann einen Blick auf Gabriel und lief dunkelrot an. »Es … es tut mir leid. Ich