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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Welchen besseren Start in die Woche konnte man sich denken?
    In einer kräftigen Gelbtönung leuchteten Jakki Colemans Bankauszüge mitten in Julias Terminalkubus. Julia konnte sich bei Royan dafür bedanken, denn sein geduldiger Unterricht hatte sie in die Lage versetzt, sich gestern abend an den Schutzprogrammen von Lloyds-Tashoko vorbeizuschlängeln und die Speicherkerne der Bank weit zu öffnen. Natürlich hatte auch nicht jeder Hacker exklusiven Zugang zu den erstklassigen Lightware-Superrechnern von Event Horizon, die ihm dabei halfen, Finanzsicherheits-Algorithmen zu entschlüsseln. Jedem das seine …
    Julia hatte das Konto allerdings nicht geplündert; das wäre viel zu einfach gewesen. Obendrein hätte Lloyds-Tashoko auf Jakkis Beschwerde hin sofort gewußt, daß eine Netzjockey-Aktion vorlag, und ihr das Geld ersetzt – ein weiterer Punkt ganz hinten auf den Dezimalstellen von jedermanns Versicherungsprämie. Alles, was Julia wollte, waren Informationen.
    Die Zahlen leuchteten in kaltem Glanz. Die hochfliegenden Finanzen eines Fernsehsuperstars waren offengelegt.
    Außer, daß wir für den Sender letztlich doch nicht so viel wert sind, nicht wahr, Jakki-Schatz? Nicht, wenn das alles ist, was sie dir zahlen.
    Neben jeder Transaktion war der Code des Zahlungsempfängers eingeblendet. Eine Standardsuche in den Finanzverzeichnissen würde das klären. Julia leitete sie ein und beobachtete, wie die Identitäten neben den Spalten aufleuchteten. Sie kannte einige davon, namhafte Unternehmen, Warenhäuser, Reiseagenturen, Hotels; die übrigen, die unbekannten, unterzog sie einem weiteren Suchprogramm.
    Es war interessant zu sehen, was da alles auftauchte, und noch interessanter war das, was nicht auftauchte. Jakki Coleman kaufte keine Kleider, nicht ein einziges Stück in den vergangenen drei Jahren.
    Julia klatschte entzückt in die Hände und steckte das erste Videomemox in das Abspieldeck neben dem Terminal. Jakki Coleman lächelte vom Flachbildschirm über dem Kamin herunter, sechs Monate jünger zwar, aber vom Eindruck her ebenso alt. Sie trug ein schwarzes, zweiteiliges Kostüm mit einer Bluse in kräftigem Mauve mit grünem Dschungelmotiv.
    »Wegen dieser fülligeren Figur«, sagte Julia zum Flachbildschirm. Sie studierte den Stil konzentriert – das Kostüm stammte entweder von Perain oder Halishan – und speicherte eine Notiz als Netzknotendatei unter der Bezeichnung Jakkis Tod ab. Dann ging Julia zur nächsten Sendung über.
    Die letzte Sendung, die das Medienbüro aufgezeichnet hatte, war die vom vorangegangenen Freitag. Jakki trug ein klassisches Kostüm in Schwarz und Weiß mit überdimensionaler Schärpe. Und Julia selbst tauchte in ihrem purpurnen Blazer und ihrem langen weißen Rock auf, komplett mit Strohhut, das Haar zu einem langen Strick geflochten, und sie schritt eine Reihe sportlicher junger Männer in dunkelroten Badehosen ab, wobei der Trainer ihr nacheinander jeden von ihnen vorstellte. Danach wurde sie gezeigt, wie sie am Beckenrand saß, während ihr die Mannschaft die Trainingsroutine demonstrierte.
    »Unsere liebe Julia scheint sich zu ihrer Schuluniform zurückentwickelt zu haben«, sagte Jakki. »Jetzt erinnere ich mich auch wieder, warum ich so scharf darauf war, meine jeden Nachmittag nach der Schule gleich wieder auszuziehen.«
    »Um dich auf den Rücken zu legen und ein bißchen Geld zu verdienen?« fragte Julia das Bild mit süßer Stimme. Sie schaltete das Videodeck aus und studierte die Ergebnisse von Jakkis Tod, während sie ihr durch den Kopf schwebten. Sie hatte natürlich nicht alle Marken bestimmen können, aber annähernd ein Drittel aller Kleider, die Jakki in ihrer Sendung trug, stammten von Esquiline. An vielen davon erkannte man sogar das hübsche kleine Goldemblem aus sich schneidenden Ellipsen, als Anstecknadel oder auf den Knöpfen.
    Produktwerbung. Jakkis Agent hatte eine Abmachung mit Esquiline.
    Julia rief eine Kurzbeschreibung des Unternehmens aus dem Speicherkern des Event-Horizon-Wirtschaftsgeheimdienstes ab. Esquiline war ein relativ neues Modehaus, das bestrebt war, in die Fußstapfen von Gucci, Armani und Chanel zu treten; es hatte bereits Läden in allen größeren englischen Städten eröffnet – in Peterborough zwei – und traf gerade Anstalten, auf den Kontinent zu expandieren.
    Julia erteilte Caroline den Auftrag, Lavinia Mayer anzurufen, die geschäftsführende Direktorin von Esquiline. Mein Büro ruft Ihr Büro an – das war hochnäsig

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