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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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genug, um Aufmerksamkeit zu erwecken, unterstützt durch das Gewicht von Julias Namen.
    Lavinia Mayer war in den Vierzigern und trug eine hellgrüne Jacke über einer schneeweißen Bluse mit Halskrause. Das blonde Haar war modisch kurz geschnitten. Das Büro hinter ihr erinnerte mit den weißen und blauen Marmorwänden und dem Bausteinmobiliar entfernt an die Art deco. Unpersönlich, fand Julia.
    »Miss Evans, ich fühle mich durch Ihren Anruf sehr geehrt.«
    Julia entschied sich für die Nummer des idiotischen reichen Mädchens und wünschte sich, sie hätte noch Kaugummi im Mund gehabt, um das Bild abzurunden. »Yeah, gut, ich hoffe, ich rufe nicht zur Unzeit an.«
    »Nein, keineswegs.«
    »Oh, gut! Sehen Sie, eine meiner Freundinnen hatte neulich dieses wirklich supertolle Kleid an, und es hieß, es stammte von Ihnen. Also dachte ich mir, Sie sind schließlich ein Modehaus; ob Sie vielleicht auch ganze Garderoben liefern könnten?«
    Lavinia Mayer wurde dem Eindruck kompletter Dummheit, den sie machte, gar nicht gerecht. Sie zeigte keinerlei offene Begeisterung; zu stark die Reklametrommel zu schlagen war immer ein taktischer Fehler. Sie wurde allerdings ganz ruhig. »Wir sind ganz gewiß in der Lage, eine Kundin im Hinblick auf ein geschlossenes Erscheinungsbild zu beraten, ja.«
    »Ah, toll! Na ja, ich sage Ihnen, was ich möchte. Wahrscheinlich werden Sie es wirklich dumm finden, bei jemandem in meiner Position, aber ich war den Winter über so beschäftigt, daß ich noch nicht viel Gelegenheit hatte, meine Frühlingsmode zu planen.«
    »Das ist vollkommen verständlich. Ich habe mir selbst die Vorstellung Ihres Raumgleiters angeschaut. Eine inspirierende Maschine! Sie müssen wirklich enorme Mühen hineingesteckt haben.«
    »Yeah, stimmt. Nicht, daß mir jemals jemand dafür danken würde! Alle denken, die Konstrukteure und Ingenieure würden die ganze Arbeit leisten.«
    »Wie absurd!«
    »Yeah, na ja, die Lage sieht so aus, daß in den nächsten vier Monaten oder so etwa achtzig oder neunzig gesellschaftliche Termine auf mich zukommen, und ich brauche für alle davon was zum Anziehen. Es wäre eine solche Erleichterung für mich, wenn ich jemand anderem die ganze Mühe aufhalsen könnte, vorzugsweise einem Profi. Ich habe nur so wenig Freizeit, sehen Sie? Auf diese Weise könnte ich ein wenig mehr davon zusammenkratzen. Es wäre mir sehr wichtig.«
    Lavinia Mayers Mundwinkel stiegen ein ganz klein wenig an und zeigten damit ein Lächeln, wie es ein talentierter Bestatter für einen Leichnam übrig hätte. »Achtzig oder neunzig?«
    »Yah. Ist das ein Problem?«
    »Nein.« Es klang ganz matt.
    »Oh, da bin ich ja so froh!« Julia legte eine Spur Aufregung in ihren Tonfall. »Dann würde Esquiline mich als Kundin akzeptieren?«
    »Ich werde mich Ihnen persönlich widmen, Miss Evans.«
    »O bitte, für meine Freunde Julia!«
    Sie hörte zu, wie Lavinia Mayer darüber quasselte, ein ausgewähltes Esquilineteam zusammenzustellen, das sich Julias annahm, wann es wohl passen würde, sie anzurufen, welcher Art die gesellschaftlichen Termine waren und ob sie einen besonderen Look wünschte. Nach ein paar Minuten reichte Julia sie an Caroline weiter, um die Einzelheiten festzuklopfen, lehnte sich zurück und drehte eines der Videomemoxe zwischen den Händen.
    Es würde interessant werden, als wie clever sich Lavinia Mayer erwies. Ganz ohne Intelligenz hätte diese Frau es nie geschafft, sich zur geschäftsführenden Direktorin emporzukämpfen. Ein Exklusivvertrag, um Julia Evans einzukleiden, das müßte eigentlich etwas sein, wofür sich zu morden lohnte; allein die Sendezeit im Fernsehen, die das mit sich brachte, würde Millionen kosten, wenn man sie als Werbeminuten kaufen müßte; dazu kamen noch die Gernegroße der Schickeria, die dem Stil sklavisch nacheifern würden.
    Falls die Direktorin Jakki Coleman nicht innerhalb von zwei Tagen fallenließ oder an die Kandare nahm, würde ihr Traum von weltweiter Marktbeherrschung direkt vor ihrer spitzen, übermäßig bepuderten Nase zerplatzen. Öffentlich – und es würde sehr öffentlich sein! – von Julia Evans abgelehnt zu werden, brachte die junge Reputation von Esquiline sofort zur Strecke.
    Jakki würde wahrscheinlich versuchen, einen anderen Lieferanten zu finden; schließlich konnte sie sich die Haute couture nicht leisten, die sie für ihren gespielten Lebensstil brauchte. Julia würde ihr folgen und sie ein ums anderemal schachmatt setzen, über das ganze

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