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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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über zwanzig Jahren dort«, wandte Julia ein.
    »Yeah, aber er ist mit Kitchener in Kontakt geblieben.«
    »Nicht während des PSP-Jahrzehnts. In dieser Zeit hat er in unserem österreichischen Labor am Gigaleiter gearbeitet. Opa wollte nicht, daß er sich mit der Opposition einließ. Ranasfari war mit dieser Sicherheitsmaßnahme vollkommen einverstanden. Ihr kennt ihn ja; er hat kein Privatleben.«
    »Yeah, aber ich frage ihn trotzdem.«
    »Sicher.« Die Matrix beendete ihren Durchgang. Die Ergebnisse warteten auf ihren Abruf, unsichtbar, einfach im Nullraum des Axon-Interfaces präsent. Zum möglichen früheren Vorfall lag keine Lösung vor; die Daten reichten nicht. Die Matrix hatte jedoch eine Frage aufgeworfen, eine Anomalie. »Greg, wie passen Karl Hildebrandt und das Unternehmen Randon zu dieser Idee, Beswick hätte Kitchener ermordet, weil er so wütend über die Verführung von Isabel Spalvas war, und den Vorfall später verdrängt?«
    Greg und Eleanor wechselten erneut Blicke, diesmal verwirrt.
    »Keine Ahnung«, sagte er.
    »Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob Diessenburg Mercantile in die Sache verwickelt ist«, stellte Eleanor fest. »Vielleicht war das nur Zufall.«
    Als Greg den Mund öffnete, legte sie ihm einen Finger auf die Lippen. »Gelegentlich passieren Zufälle, weißt du?«
    »Yeah«, sagte er unglücklich.
    »Nein«, sagte Julia überzeugt. »Ihr kennt Karl nicht so gut wie ich. Er war richtig scharf darauf, mit mir zu reden, nur um mir diesen einen Rat zu geben: euch von diesem Fall abzuziehen. Das war wohlüberlegt.«
    »Vertritt er irgendwelche finanziellen oder unternehmerischen Interessen über Diessenburg Mercantile hinaus?« wollte Greg wissen.
    »Nein.« Sie stockte und zog einen Flunsch. Es war eine reflexhafte Antwort gewesen, und für dergleichen hatte sie oft genug Tadel durch ihre Lehrer bezogen. »Das heißt, ich weiß nicht. Er hat nie etwas erwähnt.«
    »Jetzt wünschte ich wirklich, ich wäre dabeigewesen«, sagte Greg. »Kannst du ein Treffen arrangieren, irgendeine Party?«
    »Ich schätze, ich könnte ein paar Leute zum Abendessen einladen«, seufzte sie. »Aber es ist sehr kurzfristig, und er schöpft vielleicht Verdacht, besonders wenn du ihm Fragen stellst.«
    »Schwierig.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Julia. »Greg, denkst du wirklich, es gäbe eine Chance, daß Beswick es nicht getan hat?«
    »Irgendwas stimmt da nicht, Julia. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Das genügt mir«, sagte sie leichthin.
    Er blinzelte.
    Sie starrte noch eine ganze Weile auf den leeren Flachbildschirm, als die Verbindung beendet war. Wenn schon sonst nichts, so hatte doch Eleanor recht gehabt: Sie, Julia, hatte die beiden mit hineingezogen, und sie mußte die Sache jetzt auch zu Ende bringen. Geld und Macht gab es immer nur mit dem Preisschild der Verpflichtung.
    Sie drückte die Interkomtaste. »Caroline, sag für heute nachmittag alles ab. Auf uns wartet Arbeit.«

 
Kapitel neunzehn
     
     
    Wenigstens diesmal blieb der Nachmittag sonnig. Eleanor konnte richtig hören, wie die Klimaanlage des Jaguars summend gegen die Feuchtigkeit ankämpfte. Greg hatte den EMC Ranger genommen, um mal eben rüber zur Polizeiwache Oakham zu fahren, und hatte behauptet, der Jaguar hätte die Detectives nur noch mehr gegen ihn aufgebracht. Gute Ausrede, gestand sie ihm ein wenig neidisch zu.
    Sie genoß es eigentlich, den großen Wagen zu fahren, obwohl er wirklich schändlich dekadent war; aber wie Greg hatte sie immer Schuldgefühle dabei. Zu viele Leute hatten derzeit immer noch nur das Nötigste zum Leben. Sie dachte, daß es im England des neunzehnten Jahrhunderts ähnlich zugegangen sein mußte, als die Grenze zwischen Aristokratie und Arbeitern aus Gußeisen bestand und vom Geld bewacht wurde.
    Eine blühende Wirtschaft auf der Grundlage des Gigaleiters müßte diese Polarisierung eigentlich durchbrechen, wie es früher schon dem Verbrennungsmotor gelungen war. Komisch, daß der Zyklus aus Aufschwung und Niedergang fast genau ein Jahrhundert dauerte. Obwohl sie bezweifelte, daß es wieder geschah. Diesmal haben wir doch bestimmt genug aus unseren Fehlern gelernt, oder?
    Die A606 nach Stamford gehörte zu den besseren Straßen, aber als Eleanor die Stadt erreichte und auf die Roman Bank einbog, eine Straße, die hangabwärts auf den Weiland zu führte, hörte sie wieder das vertraute Baßrumpeln, mit dem die breiten Jagreifen gegen die matschigen Schlaglöcher ankämpften. Dieser Teil der

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