Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Orangensaft und blickte über das Tal hinweg. Gabriel faßte heute auf keinen Fall mehr Alkohol an, nicht einmal aus Gründen der Geselligkeit.
    »Ich wollte dich auch noch nach der Vergangenheit fragen«, sagte Eleanor. »Ich habe nur eine Version gesehen. Da war keine Spur von den zahlreichen Varianten, von denen Ranasfari gesprochen hat.«
    »Ha! An deiner Stelle würde ich dem, was Klugscheißer wie Ranasfari und Kitchener von sich geben, auch nicht zuviel Bedeutung beimessen. Sie wissen nicht halb so viel vom Universum, wie sie vorgeben.«
    »Du glaubst also nicht an die mikroskopischen Wurmlöcher?«
    »Ich bin nicht geeignet, mich zu den physikalischen Aspekten dieser Frage zu äußern. Aber ich denke, daß beide auf dem Holzweg waren, wenn sie versucht haben, rationale Erklärungen für Psikräfte zu geben.«
    »Du hast früher multiple Universen gesehen.«
    »Nein, ich habe abnehmende Wahrscheinlichkeiten gesehen. Tau-Linien, wie wir sie nennen. Weit draußen in der fernen Zukunft gab es Millionen davon, wilde und verrückte; je näher man der Gegenwart kommt, desto mehr verschmelzen sie miteinander und wachsen die Wahrscheinlichkeiten, werden sozusagen zahmer und nehmen an Zahl ab. Dann trifft man im jetzigen Augenblick ein und hat nur noch eine einzige Tau-Linie, die für keine Wahrscheinlichkeit mehr steht, sondern für Gewißheit. Deshalb überrascht es mich nicht, daß du nur eine Vergangenheit gesehen hast, denn es gibt ja auch nur eine Gegenwart.«
    »Alternative Zukünfte, aber keine alternative Vergangenheit«, sagte Eleanor und kostete die Idee.
    »Die Zukunft ist kein Ort; mach nicht diesen Fehler!« entgegnete Gabriel streng. »Sie ist eine Vorstellung. Ich habe oft genug Menschen vor Gefahren geschützt, um das zu wissen. Die Zukunft ist ein spekulativer Nebel, die Vergangenheit hingegen massiv und unanfechtbar. Jedenfalls vom übersinnlichen Standpunkt aus«, schloß sie bedrückt.
    »Dann haben wir wirklich ein Problem, denn Greg und ich haben eindeutig gesehen, wie Nicholas Beswick die Tat beging. Ich hatte gehofft, ich wäre irgendwie auf Abwege geraten und über eine alternative Vergangenheit gestolpert. Wir hätten dann nur noch das Messer wegerklären müssen. Und es hätte tatsächlich ein sehr aufwendiges Komplott sein können; diese Studenten haben schließlich echt hohe IQs.«
    »Selbst wenn du eine alternative Vergangenheit gesehen hättest – welche Erklärung hättest du dafür, daß das Messer an der Stelle gefunden wurde, die du angegeben hast, wenn Beswick es nicht dort versteckte?«
    »Ein anderer Student hat das retrospektive Neurohormon eingenommen und gesehen, wo der alternative Beswick es hintat. Wäre das keine sinnvolle Annahme?«
    »Nicht besonders. Falls alternative Vergangenheiten existieren, wieso solltest du immer dieselbe sehen?«
    Eleanor stieß einen tiefen Atemzug hervor. »Keine Ahnung.«
    »Erkennst du jetzt, warum man aufgehört hat, Leute mit Drüsen auszustatten?« fragte Gabriel boshaft. Sie schenkte sich Orangensaft aus einem Krug nach, füllte dann ein zweites Glas und reichte es Eleanor.
    »Ja, danke.« Die Eiswürfel hüpften darin herum, als sie einen Schluck nahm. »Ich gehe gleich zur örtlichen Zeitung. Dort kann man noch am ehesten damit rechnen, Unterlagen über Vorfälle auf Launde Abbey zu finden. Wir hielten es für das beste, unsere Bitte um Nachforschungen mit der guten alten persönlichen Note zu unterstreichen, um sicherzustellen, daß es auch richtig gemacht wird. Möchtest du mitkommen?«
    Gabriel schwenkte den Saft und das Fruchtfleisch rings um den Glasboden und betrachtete den Vorgang mißmutig. »Ja. Es dauert noch Stunden, bis Morgan wieder nach Hause kommt.«
    Eleanor stand auf und lehnte sich mit den Händen auf das schmiedeeiserne Geländer. Der Weiland war ein gewaltiger hellbrauner Strom, der den Boden des sanft geschwungenen Tales verschlungen hatte und inzwischen fast fünfhundert Meter breit war. Spinnwebenstreifen aus schmutzigem Schaum, die auf der Oberfläche dahinwirbelten, verrieten ihr, wie stark die Strömung war. Man konnte nicht einmal sagen, daß der Fluß über die Uferböschungen gestiegen war; Böschungen waren nicht vorhanden, jetzt jedenfalls nicht mehr. Das Flutwasser hatte sie vor Jahren mitgerissen, zusammen mit der alten Steinbrücke von Stamford und sämtlichen Ufergebäuden der Stadt. Im Sommer erstarb der Weiland zu einem schmalen silbernen Kondensstreifen, und die Schlammflächen zu beiden Seiten

Weitere Kostenlose Bücher