Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
wurden fest wie Stahl. Die Kids benutzten sie als größten Skateboardpark der Welt.
»Du kommst gut mit Morgan aus, nicht wahr?« Früher einmal hatte Eleanor geglaubt, Gabriel wäre hinter Greg her. Erst nach ihrer Begegnung mit Ted wurde ihr dann klar, daß all die Leute, die früher beim Militär gewesen waren, durch ein merkwürdiges Band verbunden waren und fast so etwas wie eine Bruderschaft bildeten.
»Wir passen gut zusammen«, meinte Gabriel. »Er ist natürlich ein hoffnungsloser Fall im Haushalt, also werde ich hier nicht weniger gebraucht als in meiner Beraterfunktion bei der Sicherheitsabteilung von Event Horizon.«
Was so dicht an den Ausdruck wirklicher Gefühle heranreichte, wie Gabriel jemals kommen würde. »Das freut mich.«
»Wie läuft es mit dir und Greg? Wann bekommen wir ein paar kleine Mandels zu sehen?«
»Der Hof ist jetzt mehr oder weniger in Schuß, und alle Bäume sind angepflanzt. Das heißt, daß uns ein langer Sommer bevorsteht, in dem wir nicht viel zu tun haben.«
»Greg hatte Glück mit dir, jedenfalls mehr als die meisten von uns.«
Eleanor drehte sich um. Gabriel starrte verdrossen in ihr Glas. »Danke.«
Gabriel brummte etwas und trank das Glas aus.
Der Hardliner bestand darauf, sie in die Stadt zu begleiten. Er hieß Joey Foulkes, und Gabriel behandelte ihn wie ein kleines besorgtes Hündchen. Er blieb dabei jedoch recht umgänglich und grinste Eleanor an, sobald Gabriel ihm den Rücken zuwandte.
Das Büro des Stamford and Rutland Mercury lag nur fünf Minuten Fußweg vom Haus entfernt in einem der älteren Stadtteile, und zwar am Sheepmarket Square, einem kleinen kopfsteingepflasterten Platz direkt oberhalb des Flusses. Das Büro mußte mit der Rückseite an den verstärkten Uferdamm aus Beton heranreichen, erkannte Eleanor; an einer Seite des Gebäudes führte eine Straße hangabwärts direkt in die Fluten. Man hatte das obere Ende durch einen zerbrechlich wirkenden roten Plastikzaun mit ein paar städtischen Warnschildern daran gesichert. Vier Kids hatten sich nicht darum gekümmert, standen jetzt einen Meter oberhalb des Flusses und schleuderten Flaschen und Steine hinein.
Das Haus bestand aus blaßockerfarbenen Steinen, wie alle anderen im Stadtkern. Die Front war neueren Datums; durch eine Wand aus kupferrot eingefärbtem Glas erkannte man die nebelhaften Umrisse einer großräumigen Empfangszone. Nichts vom Mobiliar war seit Jahren mehr ausgewechselt worden; unter dem Sonnenlicht war der Firnis gebleicht worden und aufgesprungen; der pfauenblaue Teppich war abgewetzt.
Das Mädchen hinter dem Empfangsschalter empfing Eleanor mit einem Ich-kenne-Sie- Blick. Eleanors Name reichte schon, um sie und Gabriel direkt in das Büro des stellvertretenden Chefredakteurs weiterzuleiten.
Barry Simms war in den frühen Vierzigern und eindeutig ein Vollzeit-Datenmischer. An Hals und Wangen setzte er Fett an, und das kupferrote Haar war in einem kunstvollen, aber zum Scheitern verurteilten Versuch arrangiert, zu verbergen, wie schütter es schon war. Mit leiser, fast müder Stimme stellte er sich vor.
Eleanor schob das tiefsitzender Resignation zu. Wenn es ihm in seinem Alter noch nicht gelungen war, ein Nachrichtenbüro in der Provinz hinter sich zu lassen, dann schaffte er es wahrscheinlich überhaupt nicht mehr.
»Es geht doch nicht um unsere Berichterstattung, oder?« fragte er Eleanor. »Ich meine, Sie müssen schließlich mit einem gewissen Interesse rechnen, wenn Ihr Ehemann über die Köpfe der örtlichen Polizei hinweg damit beauftragt wird, Ermittlungen zu leiten.«
»Detective Langley ist und bleibt der ermittelnde Beamte; Greg ist ihm nie vorgesetzt worden.«
»Das war allerdings guter Stoff«, warf Gabriel neunmalklug ein.
»Für Beschwerden haben wir den Medien-Ombudsmann«, erklärte Simms vorwurfsvoll. »Ich bin verpflichtet, Ihnen seine Adresse zu nennen. Ich denke allerdings nicht, daß wir aufdringlich waren, jedenfalls nicht mehr, nachdem man uns unter Druck gesetzt hatte. Sowohl unsere Bank als auch die Satellitengesellschaft, die unsere Datentextübertragungen vornimmt, haben uns angerufen und sich über unethisches Verhalten beschwert. Sie sagten, wir sollten Sie nicht hetzen. Mir gefällt es nicht, wenn man mir die Redaktionspolitik dermaßen vorschreibt, Mrs. Mandel.«
»Ich denke, daß wir im Begriff stehen, auf dem falschen Fuß anzufangen«, sagte Eleanor.
»Schuldbewußtsein«, brummte Gabriel.
Eleanor warf ihr einen harten Blick zu.
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