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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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kehrte damit die Propellerrichtung um. Kippte die Tragfläche nach hinten, als er sich bemühte, den Bewegungsimpuls abzustoppen. Der plötzliche Ruck nach hinten riß ihn fast von den Beinen.
    »Scheiße! Ich sage dir, nächstes Mal tun wir, was Julia sagt, und schicken die Kavallerie!«
    »Greg?« rief Teddy. »Bist du unten, mein Junge?«
    Greg kauerte einen Meter unterhalb des Dachfirstes und balancierte prekär mit der Tragfläche. Nebelschwaden wirbelten hinter der Regenrinne durcheinander und versperrten die Aussicht auf den Hof unter ihm.
    »Yeah. Warte noch einen Moment.«
    Er schaltete die Computersimulation aus und drehte am Abstellgriff des Westlandgleiters. Mit einem feuchten Rutschen faltete sich die Tragfläche zusammen. Der Steuerknüppel schwenkte rückwärts nach oben. Greg kämpfte mit dem Rahmen und drückte den Öffnungsschalter des Geschirrs. Völlig zusammengeklappt war der Gleiter nur noch ein dicker feuchter Zylinder von drei Metern Länge, den er sich unter einen Arm klemmen konnte.
    Greg kletterte zum Dachfirst hinauf und wanderte daran entlang bis zum Giebel. Als er dort hinunterspähte, konnte er gerade eben den Fuß der Wand erkennen, gesäumt von Grasbüscheln und kränklichem Löwenzahn. Die zerbrochene Regenrinne gab ein monotones Tropfen von sich. Das Dach bot reichlich Platz für einen Start per Sturzflug, sobald sie den Einsatz abgeschlossen hatten, ein echter Sprung mit Anlauf. Natürlich hatte man sie beide für Starts aus noch viel geringerer Höhe und von flacheren Hängen ausgebildet. Allerdings lagen diese Unterrichtsstunden ungemütlich lange zurück.
    »Okay, Teddy. Das Dach hält, und eine freie Startbahn haben wir auch. Ich stehe an der südlichen Dachkante. Komm runter, wenn du bereit bist.«
    »Klaro.«
    Greg nahm den Tornister ab und durchsuchte ihn nach der Kletterausrüstung. Das Propellergeräusch von Teddys Westland war kaum zu hören, als er das Lagerhaus überflog, um sein Leitsystem zu checken.
    »Verdammt, Morgan, diese Ware ist supercool!« rief Teddy. »Die Simulation paßt wie angegossen!«
    »Ausrüstung von Event Horizon funktioniert immer so.« Morgan klang leicht entrüstet.
    »Yeah? Mann, ich wünschte, wir hätten so was in der Türkei gehabt. Damit hätten wir’s diesen Scheißkerlen von der Legion gezeigt!«
    Greg fand das Vibratormesser, ein schmaler schwarzer Plastikgriff mit einer Teleskopklinge. Er hockte sich hin und drückte es an den Ytongblock direkt unterhalb der Dachkante. Grauer Staub spritzte hervor, als sich die Klinge hineinbohrte und dabei wie eine zornige Wespe summte.
    »Wende jetzt«, sagte Teddy. »Los geht’s. Jesus, mein Gott, beschütze deinen blöden Diener!«
    Greg steckte ein Expandersteigeisen ins Loch. Es verankerte sich mit kräftigem Klicken.
    Teddys Füßen prallten laut auf dem Dach auf, wie ein Elefant, der über Walzblech stürmte.
    »Teddy!«
    »Himmel!« Teddy atmete pfeifend, eine undeutliche Gestalt, die über den Dachfirst latschte. »Greg, ich bin keine Scheißfledermaus!«
    »Yeah, stimmt.«
    »Alles in Ordnung?« fragte Morgan.
    »Wir sind gelandet«, sagte Greg. Er befestigte ein Kletterseil am Öhr des Steigeisens und ließ es an der Wand hinunterfallen. Derweil konnte er hören, wie Teddy hinter ihm seinen Westlandgleiter zusammenfaltete.
    »Roger«, sagte Morgan. »Das Sicherheitsteam befindet sich in Alarmbereitschaft.«
    »Wir rufen, wenn wir es brauchen«, sagte Greg. Allein zu wissen, daß das Bergungsteam aus Hardlinern bereitstand, daß die Schwenkdüsenmaschine innerhalb von Minuten eintreffen konnte, wenn er in Gefahr geriet, das war schon beruhigend. Regel eins: Arrangiere als erstes immer eine Fluchtmöglichkeit.
    Er führte das Seil durch den Karabinerhaken am Gürtel, schwang sich über die Kante und seilte sich zum Hof ab.
     
    Teddy landete leichtfüßig auf dem rissigen Beton und löste das Seil. Er trug einen mattschwarzen Kampfanzug aus Leder mit einem winzigen Trinities-Wappen auf der Epaulette, Ware- Module am Gürtel, das schmale, silbrig-metallische Lichtverstärkerband vor den Augen sowie einen marineblauen offenen Sturzhelm. Er hatte sich einen AK-Karabiner fest vor die Brust gebunden und trug einen Uzi-Handlaser in einem Schulterhalfter.
    Gregs Aufmachung war die gleiche, außer daß er eine Armscor-Betäubungswaffe anstelle des AK-Karabiners mitführte. Er fragte sich, wie sie beide auf irgendein armes, ahnungsloses Schwein wirken mußten, das sie aus dem Nebel auftauchen

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