Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
mußten beide sich in Schatten und Lücken zwischen Häusern verstecken, als Greg jeweils Leute spürte, die auf sie zukamen. Die Bewohner Waltons hielten sich stets an die Straßenmitte, als fürchteten sie sich vor den Häusern und dem, was darin lauern mochte. Nicht ein einziges Mal hörten oder sahen die beiden Eindringlinge ein motorisiertes Transportmittel, obwohl Fahrräder, die lautlos von hinten kamen, sie ein paarmal beinahe erwischten.
Eine Eckkneipe erwies sich als schwierigstes Hindernis. Helle Lichtfächer fielen aus Fenstern und zur offenen Tür heraus und beleuchteten einen breiten Straßenabschnitt. Männer lungerten an den Wänden und widmen sich gruppenweise dem Trinken. Die Töne einer Musikbox hallten merkwürdig von der Straße wider – Country Rap, vorgetragen von heiseren Stimmen, die sich dröhnend vor dem Hintergrund einer einzelnen Hawaiigitarre produzierten.
Greg blieb am Rand des Lichtfeldes stehen und konsultierte die Computersimulation. Er deutete zum Eingang einer schmalen Gasse dem Pub gegenüber, und sie stahlen sich von der Straße.
»Hab’ da drüben ein paar aktive Schwarzhemden erkannt«, brummte Teddy.
»Merke sie dir für später vor«, sagte Greg.
»Sicher.«
Einer der Gründe, warum Teddy einverstanden gewesen war, ihn zu begleiten, war die einfach zu große Versuchung, feindliches Gebiet auszukundschaften. Greg wußte, daß die detaillierten Satellitenbilder im Speicher des Leitsystems an Royan übergeben werden würden, um sie in die bereits vorliegenden Geheimdienstbytes der Trinities zu integrieren. Leutnants würden über dem daraus resultierenden Datenpaket brüten und eine Feinabstimmung der Taktik für den finalen Angriff vornehmen. Teddy hatte nichts gesagt, aber er wußte, daß die Schlacht nicht mehr weit in der Zukunft lag.
Der Durchgang, den sie hinuntergeflitzt waren, führte sie in eine Sackgasse. Eine Seite bestand aus einer Mauer, hinter der einige Gärten lagen, die andere aus einer Reihe Garagen, deren Metalltüren entweder aufgebrochen worden waren oder gänzlich fehlten. Die fortwährende Müllflut von Walton war so weit angestiegen, daß sie eine ranzige Matratze unter den Füßen bildete; Müllsäcke ragten wie klumpige organische Pfeiler vor den Mauern auf. Ratten trippelten überall herum.
Gregs außersinnliche Wahrnehmung machte eine Ansammlung Bewußtseinseinheiten aus, als er auch schon das leise perlende Lachen weiter voraus hörte. Etwas stimmte nicht an den Gedankenströmen; sie schwankten benommen, und die Gefühle brannten heftig. Ein Bewußtsein gab ein geistiges Klagen von sich und schnatterte regelrecht vor psychotischer Verzweiflung.
»Scheiße! Teddy, da ist ein Haufen Synthoköppe. Und sie stecken bis obenhin voller Stoff.«
»Wo?«
»Zehn Meter weiter. Eine der Garagen.« Er zog die Armscor-Betäubungswaffe, eine schlichte aschgraue Pistole mit einem massiven, dreißig Zentimeter langen Lauf. »Ich schalte sie aus; achte du auf Ausreißer.«
»Klaro.«
Die Betäubungspistole schoß nur bis auf zwanzig Meter zielsicher. Falls einer der Synthosüchtigen flüchten konnte, würde Teddy die Uzi einsetzen müssen, vorausgesetzt, der Ziellaser funktionierte im Nebel überhaupt. Greg verspannte sich total; eigentlich sollte dieser Einsatz eine heimliche Infiltration werden. Daß Leute umgebracht wurden, nur weil sie ihm in den Weg gerieten, gehörte nicht zur Abmachung. Es war die dritte Garage vor dem Ende der Sackgasse. Ein mattgelber Lichtschein fiel hinaus auf den Müllmatsch. Greg drückte sich flach an die Wand, überprüfte die Betäubungspistole und wirbelte dann um die Ecke herum.
Es waren fünf. Teenager, zwei Mädchen, drei Jungen. Schmutzige, schmierige Jeans, ausgefranste schwarze Lederjacken, Jeanswesten mit Zierknöpfen, lange zottige Haare. Die Garagenwände waren feucht vor Kondenswasser, Möbelschrott – kaputte Sofas und Lehnstühle – türmte sich an ihnen auf, und eine Öllampe hing an der Decke.
Gregs Lichtverstärker hob die ganze Szene in harten Umrissen hervor. Zwei der Kids fickten sich auf dem Boden und grunzten dabei wie Schweine. Zwei weitere standen rechts und links von ihnen und sahen kichernd zu. Der fünfte hockte in einer Ecke, die Arme über dem Kopf, und weinte leise.
Greg schoß auf den Nächststehenden, ein Mädchen, etwa siebzehn, der Hals übersät mit dunklen Infusionsnarben. Die Betäubungspistole spuckte einen kugelgroßen Impuls aus blauweißem Licht aus. Er traf das Mädchen
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