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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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habe nicht mehr daran gedacht, bis Sie die Verwicklung von Event Horizon erwähnten. Woran Kitchener auch gearbeitet hat, es ist für immer verloren.«
    »Kein Vertun?« fragte Greg. Er klang fast fröhlich.
    »Wir waren uns nicht sicher, ob vielleicht der Sturm oder so was die Ware beschädigt hat. Eigentlich haben wir die beiden Ereignisse nicht in Zusammenhang gebracht. Zieht man allerdings kommerzielle Sabotage als Motiv für den Mord in Betracht, dann wurde der Schaden wohl absichtlich herbeigeführt.«
    »Wissen Sie, wann der Kern gelöscht wurde?« fragte Greg. »Bevor Kitchener ermordet wurde? Danach? Während?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung.«
    »Was sagen die Studenten dazu?«
    »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir sie danach gefragt haben.«
    Greg überlegte kurz und machte sich daran, ein Suchprogramm zu definieren, das die in seinem Cybofax gespeicherten Aussagen sichten sollte. Eleanor hörte, wie Amanda das gleiche tat. In diesem Moment erreichten sie einen wirklich steilen Straßenabschnitt direkt oberhalb des Chater. Sie schaltete in den ersten Gang und hielt den Fuß auf dem Bremspedal. Das durch die Fahrrinnen kanalisierte Wasser stand jetzt ein paar Zentimeter hoch um die Reifen.
    »Sind Sie sicher, was die Brücke angeht?« fragte sie Amanda.
    »Sie müßte inzwischen passierbar sein. Letzte Nacht sind nur fünf Zentimeter Regen gefallen.«
    »Sie meinen, Sie wissen es nicht?« Am Fuß des Hangs folgte eine Biegung. Eleanor steuerte den EMC Ranger vorsichtig herum, voller Angst vor dem, womit sie vielleicht konfrontiert wurde. Hier noch zu wenden würde sich als schwierig erweisen. Direkt am Talgrund hatte der Fluß eine schmale Rinne in die Erde gegraben. Die kürzlichen Monsunfluten hatten die Böschung von Gras und Unkraut befreit und eine pockennarbige Fläche aus nackter, rotbrauner Erde hinterlassen. Vor dem EMC Ranger tauchte jetzt die Straße auf wundersame Weise wieder auf, da Gras, Moos, Nesseln und Ehrenpreis weggespült worden waren.
    Der Streifenwagen hielt sich zurück; Eleanor sah ihn auf der Spitze des letzten Hangs auftauchen.
    Die warten ab, daß wir herausfinden, wie es am Fluß aussieht, dachte sie. Mistkerle!
    »Wir sind wasserdicht, denk daran«, sagte Greg. Er blinzelte.
    Sie grinste wild und zwang den EMC Ranger über die letzten zehn Meter bis zur Brücke. Der Chater stellte sich als turbulenter Streifen aus schnell fließendem braunen Wasser dar, das über die Brücke hinwegbrodelte. Eleanor orientierte sich am weißen Geländer, während sie behutsam hinüberfuhr. Das Wasser wirbelte um die Räder. Sie schätzte, daß es etwa fünfzehn Zentimeter tief war, also nicht mal bis zur Achse reichte.
    Sobald sie über den Fluß waren, wandte sich die Straße nach rechts. Greg zupfte an der Unterlippe und blickte nachdenklich zurück. Der kleinere Streifenwagen fuhr langsam über die Brücke, und das Wasser reichte ihm bis an die Unterseite der Türen.
    »Ich sage dir, Jon Nevin hatte recht; nichts konnte am Donnerstagabend und Freitagmorgen hier rüber«, meinte Greg.
    Vor ihnen lag ein See, ein fünfzig Meter langes Rechteck, das durch einen zerbröckelnden Betonkanal in den Chater abfloß. Eine kleine Erdböschung ragte dahinter auf, bewachsen mit Roßkastanien, die inzwischen tot waren und sich in prekären Winkeln neigten.
    Nun ging es den Hang hinauf, eine eintönige Fläche voll mit kärglichem, leicht vergilbtem Gras. Die Straße war auf dieser Seite des Chater in noch schlechterem Zustand als im Norden. Hinter dem ersten See folgte zehn Meter höher ein weiterer, dreieckig, jede Seite hundert Meter lang. Gespeist wurde er von einem Wasserfall am Ende. Ein morscher Holzzaun, mit gelbgrüner Flechte zugeschleimt, zog sich ringsherum.
    »Halt hier an«, sagte Greg.
    Eleanor bremste am Ende des Sees. Sie vermutete, daß über ihnen noch ein dritter folgte.
    Greg öffnete die Tür und stieg aus, stellte sich vor die Kühlerhaube und starrte auf den See. Seine Augen zeigten diesen Blick in die Ferne, der verriet, daß ihn die Neurohormone der Drüse aus dem physikalischen Universum herauslösten. Eine aus Schatten geformte Welt, hatte er einmal zu beschreiben versucht, wie die Neurohormone seine Wahrnehmung veränderten, ähnlich dem Bild eines Lichtverstärkers, alles unklar und körnig. Aber durchsichtig; man könnte glatt durch den Planeten hindurchblicken, wenn man genügend Kraft hätte. Die Schatten stehen für das Stoffliche der wirklichen Welt –

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