Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Freitag nach Hinweisen durchkämmte. Eleanor stellte den Ranger dahinter ab. Es regnete in einem fort, und sie rannten zur Veranda hinüber.
Ein Polizist wartete gleich hinter der Tür; als er Amanda sah, winkte er sie alle durch. Das Innere machte einen leicht schäbigen Eindruck, so daß Eleanor an eine große Familie denken mußte, die harten Zeiten zum Opfer gefallen war. Die Eleganz bestand nach wie vor, im Mobiliar, im Dekor – die Treppe machte einen hervorragenden Eindruck –, wirkte aber fast ein bißchen vernachlässigt. Sauber, aber nicht blitzblank.
Vernon Langley und Jon Nevin traten ein und schüttelten sich den Regen von den Jacken.
Langley holte Luft. »Ich hatte vergessen, es zu erwähnen, Mandel«, sagte er, »aber jemand hat den Lightware-Speicherkern der Abtei gelöscht.«
»Hat mir Amanda auch erzählt«, stellte Greg trocken fest.
Eleanor lächelte verstohlen. Ein Punkt für die Guten.
»Ich verstehe.« Langley zupfte sich die Jacke zurecht. »Nun, wir haben uns im Speisesaal eingerichtet; falls Sie mir folgen möchten.«
Vom Tisch im Speisesaal war nur noch wenig zu sehen. An einem Ende hatte das forensische Team seine Geräte aufgebaut – ein paar von Philips Laptop-Terminals und verschiedene kastenförmige Ware- Module, die Eleanor für irgendwelche Analysatoren hielt, obwohl eines davon bemerkenswert einem Mikrowellenherd ähnelte. Der Rest vom Tisch, etwa drei Viertel, verschwand unter versiegelten Probenbeuteln aus Polyäthylen. Sie sah darin Kleidungsstücke, Schuhe, Bücher, Hologrammkuben, eine Menge Küchenmesser, Gläser, Memoxkristalle, kleine Porzellanschüsseln, Kerzenhalter, sogar eine alte Uhr zum Aufziehen. Einige Beutel wirkten völlig leer. Staub oder Haare, überlegte Eleanor.
Sie rätselte noch darüber, wieso sie auch einen Topfkaktus in einer solchen Tüte versiegelt hatten, als Vernon Langley ihnen Nicolette Hutchins und Denzil Osborne vorstellte, zwei forensische Ermittler, die hiergeblieben waren, um die Tatortuntersuchung fortzusetzen. Sie waren aus Leicestershire herbeigetrommelt worden, als Mitglieder einer zehn Mann starken Truppe, die das Innenministerium zur Abtei geschickt hatte. Beide trugen die üblichen einteiligen, blauen Polizei-Overalls. Nicolette Hutchins war in den Vierzigern, eine kleine Frau mit schmalem, etwas müdem Gesicht, das dunkle Haar zu einem festen Knoten gebunden. Sie blickte von dem Modul auf, in das sie vertieft gewesen war, und streckte die Hände aus. »Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen nicht die Hände schüttele.« Sie trug Chirurgenhandschuhe.
Denzil Osborne hatte einen Körperbau, wie ihn Eleanor mit ehemaligen Berufssportlern in Verbindung brachte, muskulös, aber mit ersten Anzeichen von Rundungen und Erschlaffung. Er mußte in den späten Fünfzigern sein, hatte ein flaches kantiges Gesicht und zurückweichendes blondes Haar, das er zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden hatte. Er zeigte ein fast schon permanentes Lächeln, hinter dem drei Goldzähne aufblitzten, ein auffallender Anachronismus.
Er drückte Greg warmherzig die Hand. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er den Vorgang bei Eleanor wiederholte.
»Freut mich sehr, Ihnen zu begegnen!«
Bei diesem Theaterspiel mußte sie lächeln. Diese aufrichtig freundliche Begrüßung stand in erfrischendem Gegensatz zum Rest des Ermittlerteams.
»Sie waren also bei der Mindstar Brigade, wie?« fragte Denzil Greg.
»Yeah.«
»Ich war auch in der Türkei, Königliche Pioniere; habe mit einem Mindstar-Lieutenant namens Roger Haies zusammengearbeitet.«
Greg lächelte. »Schnapper!«
»Richtig.«
»Wir nannten ihn Schnapper, weil einfach egal war, was für Sprengfallen die Legion legte; Roger hat sie immer entdeckt und ausgelöst«, erklärte Greg Eleanor. »Er hatte eine der verdammt besten Wahrnehmungsfähigkeiten auf kurze Distanz in der ganzen Truppe.«
»Hat mir oft genug den Arsch gerettet«, sagte Denzil. »Diese Mullahs erwiesen sich gegen Ende des Feldzuges als ganz schön durchtrieben.«
»Kein Vertun«, bestätigte Greg.
»Ich war begeistert, als ich hörte, daß man Sie hinzuziehen würde. Unsere Nicolette hier glaubt nicht, was ihr Typen alles anstellen könnt.«
»Doch, ich glaube es«, warf sie ein, ohne vom Analysemodul aufzublicken. »Es langweilt mich nur, tagein tagaus davon zu hören. Man könnte glatt denken, das in der Türkei hätte zehn Jahre gedauert, bei all den Geschichten, die du erzählst.«
»Na ja, mach dir keine Sorgen,
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