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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ich es nicht getan, dann hätte dir dein Geld den Weg geebnet. Das tut es doch immer.
    Was hast du zu erreichen gehofft? Wie hätte dich diese Raumsonde mir ebenbürtig gemacht?
    Die Mikroben, Schneeglöckchen. Kaum hatte ich von den Entdeckungen der Matoyaii gehört, da wußte ich, daß sie echt waren, daß die Sensordaten keine Anomalien waren. Die Mikroben existierten wirklich; ich konnte es spüren. Wie bei Greg und seiner Intuition. Sie waren real, lebendig, warteten auf mich. Es war wie eine Wiedergeburt; ich hatte ein Ziel im Leben.
    Sie waren jetzt innerhalb der Umlaufbahn von Io; Kiley schwebte durch den Halbschatten und sank zu dem Gasriesen hinunter. Die Perspektive verschob sich; der Jupiter befand sich jetzt definitiv unter ihr. Etwas so Riesiges konnte nie oben sein. Die Planetenkrümmung wurde flacher. Die Ränder verschmolzen mit der Ferne, und die Wolkenlandschaft erweiterte sich zu einer endlosen Ebene. Wenn Julia aufblickte, sah sie Io; ein vulkanischer Schwefelpilz quoll direkt nördlich des Äquators hervor – eine kalte Drachenflamme, die in phantastischer, durch die geringe Schwerkraft bedingter Zeitlupe herabregnete.
    Das Sturmband unter Kiley war von blassem Rostgelb; ozeangroße elliptische Zyklone und Antizyklone aus Ammoniumhydrosulfid zermahlten sich gegenseitig, herumgestoßen von überschallschnellen Strahlströmungen. Klumpen aus weißen Wolken erblühten, als Sturmwirbel gefrorene Ammoniakkristalle aus verborgenen Tiefen hochrissen. Sie liefen in die strudelnden Zyklonwände hinein wie Sahne in den Kaffee und zerstreuten sich dabei.
    Die Beleuchtungsgrenze lag vor ihnen, ein Schatten, der sich über dem fast flachen Horizont spreizte. Lichtpunkte wie von Leuchtkäfern funkelten dahinter.
    War ich eine solche Herausforderung für dich? fragte Julia traurig. Ich dachte, du wärst der einzige Mensch auf der Welt, der mich als das sieht, was ich bin, als Schneeglöckchen, nicht irgendein plutokratisches Miststück. Damals, als du mich gehalten hast, habe ich richtig gelebt.
    Dein Erbe ist die Herausforderung, das Hindernis. Nicht du selbst. Dich, Schneeglöckchen, liebe ich. Muß ich dir das wirklich sagen?
    Ich könnte alles aufgeben. Für dich.
    Nein nein nein!
    Nein.
    Du bist von uns beiden die vollständige Persönlichkeit, Schneeglöckchen. Darum beneide ich dich. Was mich angeht, ich muß erst noch mit dir gleichziehen. Und ich kann es. Ich kann es.
    Kiley glitt in den Kernschatten hinein. In der Tiefe war es Nacht, aber nicht dunkel. Blitze zuckten zwischen den gebieterischen Wolkenbergen hindurch, ausgefranste, blendende Bänder, die mit jeder ihrer elementaren Entladungen Tausende von Quadratkilometern erleuchteten. Kometen sanken anmutig durch die Stürme herab, felsiger Abfall aus den Ringen, vom monströsen Gravitationsfeld herabgesaugt und durch die Ionosphäre abgebremst, wo sie purpurn aufflammten und einen Schweif aus langsam verglimmenden Funken hinter sich herzogen. Kiley leitete die Brennphase ein, mit der sie langsamer wurde, und schoß dabei einen fünfhundert Meter langen Plasmaspeer von sich. Die Atmosphäre lag nur noch fünfundsiebzig Kilometer unter der Sonde. Julia konnte die enormen Flußströmungen spüren, die durch den dünnen Molekülnebel schäumten; es waren leuchtende rote Adern, die kräftig pulsierten.
    Die Brennphase endete abrupt. Das Bild zitterte, als die Explosivbolzen gezündet wurden. Leere kugelförmige Wasserstofftanks und linsenförmige Gigaleiterzellen trennten sich ab und stürzten taumelnd davon. Kleine Triebwerke mit chemischem Treibstoff zündeten und stabilisierten die Flugbahn der verbleibenden Module. Kiley surfte nun durch das Schwerkraftfeld zu den Ringen hinauf.
    Siehst du es jetzt, Schneeglöckchen? Die lautlose Wildheit dieses Ortes, seine Feindseligkeit. Und doch gibt es inmitten davon Leben.
    Kiley hat die Mikroben gefunden?
    Oh ja!
    Ist das alles, was sie gefunden hat?
    Was mehr könnte es geben?
    Ein Raumschiff, ein Sternenschiff.
    Nein. Befaßt du dich damit – mit einem Sternenschiff? Liegen darin deine Schwierigkeiten begründet?
    Ich weiß nicht, Royan, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe Leute darauf angesetzt, Greg, Victor und Suzi.
    Die alte Gruppe. Das ist nett. Sie sind gut, sie werden eine Antwort finden.
    Sie müssen dich finden, Royan. Wo bist du?
    Ich weiß es nicht. Wie könnte ich?
    Wieso bist du dann abgespeichert worden? Wovor sollst du mich warnen?
    Einem Potential. Dem Potential der Mikroben. Aber ich

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