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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Felsbrocken. Die Lightwareprozessoren leiteten die Überprüfung der Antriebssysteme ein.
    Hast du das für mich getan? fragte Julia.
    Das habe ich. Erkennst du es jetzt, Schneeglöckchen? Erkennst du jetzt den Grund dafür?
    Die Brennphase der chemischen Triebwerke von Kiley dauerte lange und hob die Sonde aus dem Gefälle des Rings hinaus in den freien Raum, wo der Plasmaantrieb gestartet werden konnte. Die Sternsucher pendelten sich auf ihre Zielkonstellationen ein und brachten die Sonde für die Swingby-Manöverbrennphasen in Position.
    Nein, antwortete Julia und fühlte sich durch das Eingeständnis unerklärlich gedemütigt. Sie konnte sich doch stets hinsetzen und nachdenken, eine Logikmatrix einsetzen, ein Problem in seine Einzelteile zerlegen. In diesem Zustand, einer entschlossenen Computer-Mensch-Fusion, entzog sich ihr die Antwort nie. Jetzt jedoch hemmte sie der Gedanke irgendwie, all diese Mühen auf sich zu nehmen. Vielleicht fühlte sie sich zu benommen inmitten der entsetzlichen Größe, die das Reich des Gasriesen prägte. Kiley verringerte seine Masse, warf die primären Einsatzmodule ab, die Probenarme, die Präzisionstriebwerke, die Lichtverstärkerbalken, die Laserscanner; all das schälte sich ab wie Schuppen. Julia blickte ihnen hinterher, den rechteckigen Kästen und kybernetischen Armen, die sich dem Ring des Gasriesen hinzugesellten. Innerhalb von ein paar tausend Jahren würde die Vakuumablation sie zu Flocken reduzieren, zu einem Schwarm sich langsam auflösenden Metallkonfettis.
    Die Melancholie hatte Julia jetzt wirklich im Griff. Die Speicherinhalte Kileys waren an sich ein trojanisches Programm, das sie auslaugte.
    Es sieht folgendermaßen aus, Schneeglöckchen: Die Theoretiker, Rick Parnell und seine lustige Bande, sie alle behaupten, die Mikroben hätten den Flug zwischen den Sternen überlebt, weil sie einfache, primitive Organismen wären. Das stimmt nicht. Ich weiß, daß es nicht stimmt. Die Mikroben sind der Gipfelpunkt des Lebens; sie haben seit der Amöbenphase Milliarden Jahre Evolution hinter sich. Diese Mikroben, Schneeglöckchen, stammen von einer sterbenden Welt, sind weiß Gott wie weit gereist, um hierherzukommen – jedenfalls gibt es in unserer unmittelbaren galaktischen Nähe keine ausgebrannten Sterne. Stell es dir nur mal vor – ihren Planeten, während seine Sonne erkaltet, die gefrierende Atmosphäre sich ins All verflüchtigt, die Ozeane verdampfen, die Berge einstürzen. Alles, was sich anpassen konnte, um eine solch verfallende Umwelt zu überleben, muß die härteste, bedrohlichste, rücksichtsloseste Lebensform sein, die man sich nur vorstellen kann. Dann, was immer es war, das letztlich triumphierte – Pflanzen, Algen oder sogar Tiere –, setzte es als letzter Überlebender zum abschließenden Sprung an. Es paßte sich an den Weltraum an. Es verließ seine Geburtswelt und erreichte als Spezies die Unsterblichkeit. Danach streben wir alle, Schneeglöckchen, tief in unseren Herzen. Nach Fortdauer, dem biologischen Imperativ. Er treibt uns an, bestimmt unser Handeln schon, ehe wir geboren werden; er ist universell und unanfechtbar. Das ist, wenn du es so ausdrücken möchtest, unsere spirituelle Bürde.
    Ich denke, ich erkenne es jetzt, sagte sie. Die Mikroben sind eine stärkere, durchsetzungsfähigere Lebensform, als man auf der Erde findet.
    Und mehr, sagte er, wobei sein Eifer wie eine Woge anschwoll. Sie leben – gedeihen sogar – im Vakuum. Ich möchte sie zähmen, Schneeglöckchen. Ich möchte sie nutzbar machen, damit sie für uns tätig werden. Extraterrestrische Bioware, eine Art grüner Raumfahrttechnik, und das alles zu deiner Verfügung. Mein Hochzeitsgeschenk, endlich!
    Kileys Plasmaantrieb sprang an und brannte für zwei Minuten, bugsierte die Sonde dadurch Richtung Jupiter und Swingby-Manöver. Ein Schleudermanöver, das sie aus dem Gravitationsfeld des Gasriesen hinaus Richtung Erde schleuderte.
    War es das, was du getan hast, als die Mikroben eingetroffen sind? fragte sie. Hast du sie manipuliert?
    Das glaube ich wenigstens; jedenfalls hatte ich es so geplant, als ich dieses Datenpaket für dich abspeicherte.
    Also muß es da noch mehr geben.
    Ja. Ein Tagebuch. Ein tägliches Datenpaket, damit du meinen Fortschritt verfolgen kannst. Und falls dann irgendwas schiefging, könntest du sehen, woran ich arbeitete, ehe es passierte.
    Täglich?
    Vielleicht nicht. Auf jeden Fall müssen Berichte, Labornotizen, Überblicke, Erklärungen,

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