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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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samt und sonders Vettern wären. Sie waren pausbäckig, bewegten sich unbeholfen und gaben sich Mühe, ausgelassen zu wirken. Charlotte konnte sich vorstellen, daß ihnen jemand erzählt hatte, man müßte sich auf Parties so benehmen, und sie sich nun bemühten, dieser Anforderung gerecht zu werden.
    Da entdeckte sie Fabian Whitehurst, den größten in der Gruppe. Sein Gesicht erweckte nicht ganz so den Eindruck des verhätschelten Kindes, wie es bei den anderen der Fall war. Sie erkannte einige typische Züge des Vaters im eckigen Kiefer und den hohen Wangenknochen wieder. Gutaussehender kleiner Teufel, dachte sie; er wird ein stattlicher Bursche sein, wenn er mal groß ist.
    Fabian blickte plötzlich auf. Zum zweiten Mal am selben Abend wurde Charlotte richtig nervös. Sein Blick hatte etwas Forderndes an sich. Er konnte das jedoch nicht aufrechterhalten, lief dunkelrot an und senkte rasch den Blick. Sie wartete. Fabian sah schuldbewußt auf. Sie hob leicht die Mundwinkel, ein verschwörerisches Lächeln, und wandte sich wieder anderen Dingen zu.
    Julia Evans tanzte auf der hölzernen Tanzfläche mit einem alten Edelmann, der einen Frack mit Purpurstreifen trug. Vielleicht hatte es doch Nachteile, wenn man so reich war.
    Charlotte wußte: Hätte sie soviel Geld gehabt, dann hätte sie unter den bestaussehenden jungen Burschen ihre Wahl getroffen, unter denjenigen, die sie zum Lachen brachten und ihrer Seele Flügel schenkten, und hätte aufs Protokoll gepfiffen. Sie nahm einen weiteren Schluck Champagner.
    »Ähm, hallo, Sie scheinen ja schreckliche Langeweile zu haben«, sagte Fabian. Er stand vor ihr, und die übergroße Samtfliege verdarb den Chic seiner klassischen Smokingjacke. Das zottige Haar fiel ihm fast in die Augen, als er zu ihr hinaufsah, und er warf es mit einem Schwenk des Kopfes zur Seite.
    »Ach du liebe Güte, sieht man das?« fragte sie aufmunternd. Im Augenwinkel bemerkte sie, daß die ganzen anderen Jünglinge sie beide mit ausgesprochen neidischen Gesichtern musterten.
    »Nein. Na ja, gewissermaßen, ein bißchen. Ich bin Fabian Whitehurst.« Sein Blick huschte kurz zu ihrem Ausschnitt und schweifte wieder ab. Als wäre es eine Mutprobe.
    »Ja, ich weiß. Ihr Vater sagte, daß ich Sie hier finden würde. Ich bin Charlotte Fielder. Schön, Sie zu sehen.«
    »Mann!« Fabian schnappte überrascht nach Luft, was beinahe als Schrei herauskam. Bei diesem Fauxpas lief er wieder dunkelrot an und zog reflexartig die Schultern hoch. Er senkte seine Lautstärke zu einem Flüstern. »Sie? Sie sind Charlotte?« Und für einen Moment fiel das ganze aufgesetzte aristokratische Gebaren von ihm ab, und er war nur noch ein normaler, ungläubiger Fünfzehnjähriger, der einfach nicht durchblickte.
    »Ich fürchte, ja.« Ihre Ausbildung unterband das Kichern, das ihr beinahe entfahren wäre. Aber er bot einen so komischen Anblick.
    »Oh.« Ein Funke des Triumphes brannte in seinen Augen. »Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl gern tanzen würden«, sagte er atemlos.
    »Danke, gern«, sagte sie und trank den Champagner aus.
    Fabians Grinsen war ein Ausdruck arroganten Triumphes. Sie gingen gemeinsam in die Disco hinüber, vorbei an Fabians erstaunten Freunden. Er zeigte ihnen kurz den aufgerichteten Daumen und verzog die Lippen zu einem eingebildeten Lächeln. Charlotte wurde keinen Augenblick in ihrer gelassen heiteren Miene unsicher.

 
Kapitel drei
     
     
    Julia Evans’ Büro beanspruchte ein halbes Stockwerk in dem Hochhaus, das das Hauptquartier von Event Horizon beherbergte. Wenn sie am Schreibtisch saß, schien die Fensterwand vor ihr im Mittelgrund des Bildes zu liegen, ein trügerisches goldenes Band, eingefaßt zwischen den weitläufigen Flächen von Boden und Decke.
    Das Büro war in Beige und Cremefarbe gehalten. Das spezialgefertigte Mobiliar bestand gänzlich aus Teakholz: Arbeitsbereich, zwanglose Konferenzecke, Entspannungsecke, alle getrennt durch Tröge mit großen Farnen. An den Wänden hingen Van Goghs, Turners und Picassos, mehr aus Gründen des Preises und der Angeberei ausgesucht als unter ästhetischen Gesichtspunkten. Alles hätte unerträglich förmlich gewirkt ohne die Kristallvasen mit Schnittblumen, die auf jedem Tisch und in jeder Wandnische standen. Ihr Duft hing überall in der Luft und verdrängte die sterile Reinheit, die von der Klimaanlage produziert wurde.
    Nachdem ihre persönlichen Assistenten höflich, aber bestimmt die Konferenz mit den Seniorvertretern der

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