Mindstar 03 - Die Nano-Blume
ja, die SETI-Abteilung hat schon früher Forschungen im Hinblick auf …«
»In Ordnung«, unterbrach ihn Julia. »Falls Greg keine Einwände hat, Sie mitzuschleppen.«
»Nein.«
Rick stieß einen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus.
»Victor, du treibst Royans nächstes Speicherpaket auf«, sagte Julia. »Es müßte bei der Nordseefarmgesellschaft zu finden sein.«
»Wir haben uns schon alle Speicherkerne der Farm angesehen«, sagte eine der Monitorjulias. »Sie sind sauber.«
»Umso mehr Grund für Victor, persönlich hinzugehen«, meinte Julia. »Er kann finden, was ihr überseht.« Sie sah sich am Tisch um. »Okay, das wäre es dann. Wir fangen an. Greg, dein Raumgleiter ist in einer Stunde hier.«
»Kommst du mit nach New London?« fragte Suzi.
»Nicht gleich; zuerst versuche ich, die Lage im Hinblick auf die atomare Strukturierung mit den Kombinaten und Clifford zu klären. Aber sobald ihr diesen himmlischen Priester gefunden habt, komme ich nach.«
»Okay.« Suzi stand auf. Das Knie machte sich nicht mal mehr mit dem kleinsten Schmerzstich bemerkbar. Die Biowarestütze der Klinik war die beste, die sie je gesehen hatte.
»Was ist mit der Dolgoprudnensky?« fragte Fabian.
»Fabian …« begann Charlotte warnend.
»Nein«, beharrte er stur. »Ich werde nicht still sein. Die Dolgoprudnensky hat das alles losgetreten, hat alle Parteien dazu gebracht, aufeinander einzuschlagen. Und deshalb ist mein Vater jetzt tot.« Er wandte sich mit anklagendem Blick an Julia Evans. »Wieso werden Sie nichts gegen die unternehmen?«
»Ich werde etwas gegen sie unternehmen, aber die Situation verlangt zur Zeit meine volle Aufmerksamkeit. Das Syndikat ist auch in einer Woche noch da, wenn das alles vorüber ist. Und du wirst eine große Rolle bei seinem Abtritt spielen, Fabian. Wir können alles, was du von seinen Holzgeschäften weißt, ans russische Justizministerium weitergeben.« Sie schenkte ihm ein zurückhaltendes Lächeln. »Reicht dir das?«
Er zog die Schultern hoch und machte einen streitlustigen Eindruck. »Ja. In Ordnung.«
»Danke, Fabian. Ich weiß, daß es dir im Moment schwerfällt.«
»Kann ich Charlotte nach New London begleiten?«
»Ich denke, nein. Du bist hier viel sicherer. Charlotte ist ja in ein paar Tagen zurück.«
Fabians mürrisches Gesicht verdunkelte sich, aber er drängte nicht weiter. Charlotte legte den Arm um ihn und drückte ihn beruhigend.
Suzi hätte den Jungen am liebsten angefeuert; endlich mal jemand, der sich von Julia nicht völlig einschüchtern ließ. Scheiße, davon gab es wenig genug auf der Welt.
Kapitel siebenundzwanzig
Die Sonne war noch nicht weit genug aufgegangen, um den Tau von den Rasenflächen von Wilholm zu brennen. Julias Pegasus jagte die blaßgrauen und silbernen Tröpfchen in gewaltigen Interferenzmustern davon, als sie landete.
Julia schritt die Treppe aus der Bodenluke hinunter und wurde von ihren aufgeregten Kindern mit Küssen und Rufen empfangen. Brutus bellte sie an und schnüffelte dann um ihre Füße herum.
»Du warst die ganze Nacht weg!«
»Wo bist du gewesen?«
»Warst du mit Onkel Greg zusammen?«
»Weißt du schon, wo Daddy ist?« Sie legte die Arme um beide Kinder und drückte sie fest an sich. Sie gingen zum Landhaus hinüber, und Daniella hüpfte dabei.
Julia holte tief Luft. »Tut mir leid, daß ich so eilig wegmußte. Ich war auf Listoel. Ja. Und ich denke, wir wissen es jetzt vielleicht.« Sie mußte über Matthew lachen; ihm war der Mund aufgegangen, als er versuchte, die Antworten den Fragen zuzuordnen.
»Wo denkst du, steckt Daddy?« fragte Daniella.
»In New London. Euer Onkel Greg fliegt heute hinauf, um herauszufinden, ob er wirklich dort ist. Bis heute abend müßten wir es wissen. Vielleicht muß ich dann wieder weg.«
»Dürfen wir mitkommen?«
»Nein. Falls ich Daddy finde, bringe ich ihn gleich mit zurück. Versprochen.«
Daniella und Matthew blickten einander an, verärgert und ein bißchen erleichtert. Julia lächelte sie an. »Kommt, ich habe in einer Minute eine Telekonferenz, aber zuerst nehmen wir gemeinsam ein zweites Frühstück.«
»Keine Störungen?« fragte Matthew argwöhnisch.
»Überhaupt keine.«
David Marchant war der erste neokonservative Premierminister, der nach dem Sturz der SVP gewählt wurde; er führte das Amt zwölf Jahre lang und überstand zwei weitere Wahlen, ehe er schließlich zugunsten seines Nachfolgers Joshua Wheaton zurücktrat. Julia hatte im Verlauf der
Weitere Kostenlose Bücher