Mindstar 03 - Die Nano-Blume
ersten, aber durch die Hitzeschleier über dem Meer konnte man nicht erkennen, ob es noch eine dritte gab.
»Was sind das für Säulen?« fragte er.
»Taktische Abwehrlaser«, erklärte André Dubaud. »Sollte Nizza mal wieder bei uns anklopfen, werden sich diese Bastarde wünschen, sie hätten es nicht getan. Das Fürstentum ist inzwischen gegen alle Angriffsformen abgesichert, von Aufrührern mit Steinen bis ganz hinauf zu kinetischen Harpunen. Das war natürlich notwendig. Unsere Einwohner bieten sich als Opfer für eine bestimmte Art von deformierten Gehirnen regelrecht an, aber sie haben das Recht zu leben wie jeder andere auch. Innerhalb unserer Kuppel besteht die absolute Zivilisation. Der einzige Ort auf der Welt, wo man zu jeder beliebigen Zeit jede beliebige Straße entlanggehen kann, ohne jemals über die Schulter blicken zu müssen.«
»Klingt ganz so, als würde Ihre Polizei ausgezeichnete Arbeit leisten«, sagte Greg. Er sah Suzi an, aber sie lag tief im Ledersitz des Citroens und starrte durch das getönte Fenster, wobei sie mit ihrer Körpergröße wie ein schmollendes Kind wirkte. Sie hatte nichts mehr gesagt, seit sie dem Commissaire vorgestellt worden war. Sie waren die absoluten Gegensätze; Greg dachte, daß Dubaud das ebenfalls wußte. Hätte Suzi nicht für Julia gearbeitet, bezweifelte Greg, daß sie auf dem Flughafen hätte landen dürfen.
»In gewissem Maße leistet sich unsere Finanzgemeinschaft Betrügereien«, sagte André Dubaud. »Aber physische Gewalt – Eigentumsdelikte, Gewalttaten – ist unbekannt.«
Durch Verbannung der Armen, dachte Greg, der Leute, die Raub und Straßenraub begingen. Monaco hatte das Problem des Verbrechens nicht gelöst, sondern es bei anderen abgeladen. Nicht einmal New Eastfield in Peterborough ging so weit. Er spürte den dickköpfigen Stolz in André Dubauds Gedanken, vermischt mit einer Spur von etwas, was verdächtig an Paranoia erinnerte. Greg beherrschte sein Bedürfnis, eine sarkastische Bemerkung einzuflechten. Vielleicht hielt Suzi deshalb den Mund, weil sie instinktiv erkannte, wie nutzlos das gewesen wäre. Statt mit jemandem wie André Dubaud über grundlegende Menschenwürde zu diskutieren, hätte man genausogut gegen den Wind pissen können.
Die überdachte Brücke von der Flughafeninsel senkte sich wieder, und der Citroen fuhr durch einen Torbogen in die Kuppelbasis hinein und erreichte dort die Umfangsstraße. Sauber, das war der Eindruck, den die ordentlichen Reihen weißer Häuser auf Greg machten, Häuser, die in einem rötlich orangenen Licht badeten. Es war eine Sauberkeit, die an Sterilität grenzte.
»Wo ist das Kasino?« fragte Suzi.
André Dubaud deutete zu einer Ansammlung von Gebäuden mit weißen Mauern auf den Klippen. Suzi musterte sie neugierig.
Der Citroen brachte sie direkt vor der Marmorfassade des El Harhari. Ein Lakai öffnete Greg die Tür, und er folgte André Dubaud die Treppe hinauf ins Foyer.
Im Innern war ein Reinigungstrupp an der Arbeit und polierte die Spiegel und die dunklen Holzmöbel. Automatische Staubsauger fuhren auf dem Teppich hin und her. Claude Murtand, der Sicherheitsmanager des Hotels, erwartete die Neuankömmlinge unter einem der Kronleuchter. Mit seinem guten Aussehen und dem perfekten Haar wirkte er wie ein Fernsehstar; er überragte Suzi bei weitem.
»Ein Bild von einem Mädchen?« fragte er, nachdem André Dubaud erläutert hatte, weshalb sie hier waren.
»Yeah«, sagte Greg. »Sie hat den Newfieldsball besucht, ist uns aber nicht namentlich bekannt. Attraktiv, Anfang zwanzig, kurze blonde Haare, gekleidet in ein dunkelblaues Kleid, womöglich aus Seide. Wir denken, daß sie auf den Strich geht.«
»Wir sind hier in Monaco«, murmelte Claude Murtand. »Wer tut es nicht?«
André Dubaud bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
In der weiß gekachelten Sicherheitszentrale des El Harhari übermittelte eine lange Bank von Monitoren an einer Wand Szenen aus der Umgebung des Hotels. Zwei große Flachbildschirme zeigten die Bodenpläne, auf denen rote und gelbe Symbole in Zimmern und Fluren leuchteten. An zwei Konsoleninseln saßen jeweils drei Bedienungsleute. Claude Murtand verfügte hier an der Rückseite über ein kleines Büro mit Glaswänden.
»Wir stellen zu jedem Gast ein Profil zusammen«, erläuterte er, während er die Gruppe hineinführte. »Soweit das eben möglich ist, nur mit den Daten, die wir in öffentlichen Speicherkernen finden. Offenkundig ist das natürlich nur eine
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