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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zum Schweigen, ehe der Streit außer Kontrolle geriet. Julia legte den Arm um ihren Sohn und drückte ihn. Er ähnelte seinem Vater so sehr, eine ständige, quälende Erinnerung an alles, was ihr fehlte.
    Eleanor blickte erneut auf ihre Rolex. »Sie werden inzwischen in Monaco sein.«
    »Ich wollte Greg nicht darum bitten, weißt du?«
    »Ich weiß«, sagte Eleanor müde. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum. Julia spürte, wie sich noch mehr Schuldgefühl rings um sie kristallisierte, wie eine Gefängniszelle, die sie herumtragen mußte.
    Der Bischof setzte sich, und Applaus brandete auf. Der Schulleiter stand auf und begann seine Einführung in die Preisverleihung. Julia betrachtete Daniella noch einmal forschend, ob die Uniform auch ordentlich saß. Daniella hatte den Geschichtspreis ihres Jahrgangs gewonnen. Julia war insgeheim dankbar dafür, daß es nicht der Preis für Wirtschaftswissenschaften war; das hätte zu sehr danach ausgesehen, als ob Daniella wie wild für ein Fach arbeitete, von dem sie glaubte, sie müßte darin für ihre Mutter besondere Leistungen erbringen. Nicht, daß Julia es ungern gesehen hätte, wenn Daniella eine natürliche Neigung zu den Eigenschaften zeigte, die sie für eine Karriere bei Event Horizon brauchte; sie wollte nur nicht, daß sich das Mädchen eingeschränkt fühlte.
    Julia beugte sich zu Eleanor hinüber. »Irgendwie ist es dumm von mir. Ich stütze mich auf Royan wie auf eine psychologische Krücke. Als bräuchte ich ihn nur zu finden, und die Welt wäre wieder in Ordnung. Dicke Chance! Wenn wir ihn finden, haben wir den Ursprung der Blume. Damit fangen unsere Probleme erst an.«
    »Es gibt jetzt kein Zurück mehr«, meinte Eleanor. »Ob es uns gefällt oder nicht, die menschliche Spezies ist nicht mehr allein.«
    »Ja, aber wieso die Geheimniskrämerei? Wieso landen sie nicht einfach auf dem Rasen des Weißen Hauses, wie im Fernsehen?«
    »Die Ökostreiter würden sie mit dem Laser niedermetzeln, weil sie eine Million schaurige neue Käferformen auf den Planeten brächten.«
    »Das hat was für sich«, sagte Julia nachdenklich. »Mal angenommen, daß wir uns nie direkt begegnen können, weil das Risiko einer biologischen Kontamination einfach zu groß ist? Dann könnten wir nie mehr als Informationen austauschen.«
    »Da haben wir eine mögliche Antwort für dich«, stellte Eleanor fest. »Sie sind nicht hier, um etwas auszutauschen; sie lauschen nur, zapfen unsere Datennetze an und behalten die Informationen. Das kosmische Äquivalent von Datenpiraten.«
    Und wer könnte ihnen dabei besser helfen als Royan, dachte Julia. »Yeah, möglich. Hoffen wir, daß es etwas so Einfaches ist.«
     
    Das Festzelt war voller Eltern und Schüler, die mit Drinks in den Händen herumstanden und sich angeregt unterhielten. Die Sechstklässler, die die Schule verließen, tauschten Adressen aus und versprachen sich hoch und heilig, miteinander in Verbindung zu bleiben. Sie verbreiteten diese typische Atmosphäre leichter Bangigkeit. Julia erinnerte sich an dieses Gefühl – an den Tag, an dem ihr Großvater gestorben war, wenigstens sein Körper, und sie die alleinige Eigentümerin von Event Horizon wurde. Die Zukunft war voller Verheißungen gewesen, aber noch völlig unbekanntes, dunkles Gelände. Unheimlich für jemanden in diesem Alter.
    Eleanors Witz über Kontamination ging ihr nicht aus dem Kopf. Sicherlich bestand doch wohl eine Gefahr, die von unbekannten Keimen ausging? Und doch hatte ihr Royan eine frisch geschnittene Blume geschickt. Er konnte sich keine Sorgen gemacht haben.
    Julia nahm einen Schluck Mineralwasser aus ihrem Glas und tat so, als betrachtete sie eines der Gemälde, die an der Rückwand des Festzelts aufgereiht standen, ein Kolibri im Flug, die heftig schlagenden Flügel nur ein verwaschener Eindruck. Das Bild gehörte zu den Arbeiten der Schüler, die die Kunstabteilung der Schule ausstellte.
    Kanal zu den SelfCores öffnen. Was sagt das Genlabor zu der Möglichkeit, daß sich Menschen an der Blume infizieren?
    Praktisch keine Gefahr, antwortete NN-Kern eins. Es stellt sich sogar das umgekehrte Problem. Die Blume enthielt nichts, was unseren Bakterien entspräche. Anhang fünfzehn stellt die Theorie auf, daß symbiotische Bakterien – wie die stickstoffbindenden terrestrischen Rhizobien – in den genetischen Code der Elternpflanze eingebaut wurden; die natürliche Widerstandskraft gegen Parasiten hat sich in

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