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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Nichts Schlüssiges, nichts Endgültiges, verstehen Sie? Eine intensive Analyse war nicht möglich, denn man hatte die Sensoren nicht für mikroskopische Untersuchungen entworfen. Und die Kohlenwasserstoffablagerungen waren winzig. Im Grunde nur Körnchen, wie von Staub. Falls es sich um Mikroben handelte, wurden sie vielleicht vom Gravitationsfeld eingefangen und haben sich auf den Ringpartikeln abgelagert.«
    »Waren sie lebendig?« fragte Victor.
    »Mehr als wahrscheinlich. Die Theorie gibt es schon seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts: Organische Formen höherer Ordnung könnten eine interstellare Reise nicht überleben, könnten nicht genug Energie speichern, nicht, wenn man an den zeitlichen Maßstab und die Entfernungen denkt, die dabei eine Rolle spielen. Aber so etwas wie eine Mikrobe oder ein Keim könnte es schaffen. Könnte zwischen den Sternen in einen Zustand unterbrochener Lebensfunktionen übergehen; so etwas wäre klein genug, um das Einfrieren zu überleben. Man hat diese Mikroben sogar als Hypothese für Grippeepidemien vorgeschlagen, praktisch eine Seuche aus dem Weltraum.«
    »Also gibt es Leben auf anderen Planeten«, sagte Victor halb zu sich selbst.
    »Jetzt stellen Sie es selbst in Frage!« rief Rick Parnell verzweifelt.
    »Was wir entdeckt haben, hätte ein Scherz sein können, ein aufwendiges Biowarekonstrukt. Aber jetzt nicht mehr, nicht nach dem, was Sie mir erklärt haben.«
    Rick Parnell lächelte freundlich. »Na ja, über die Mikroben werden wir natürlich Klarheit haben, sobald Royan zurückkommt.« Victor blickte scharf auf und begegnete einem ernsten, erwartungsvollen Blick.

 
Kapitel elf
     
     
    Der Bischof gehörte dem modischeren Flügel der Kirche von England an und trug seinen Button für orbitale Abrüstung auffällig am Revers. Seine borstigen grauen Haare flatterten in dem leichten Wind, während er an der Vorderseite des Podiums vor dem Mikrophon stand. Er flocht immer wieder verbale Häppchen der Jugendkultur in seine Rede ein, um die Aufmerksamkeit der jüngeren Mitglieder des Publikums zu behalten.
    Für Julia klang das bizarr – ein feiner viktorianischer Pinkel, der sich begeistert über den Lebensstil der New-Age-Kommunen verbreitete. Sie hatte ihre frühen Jahre bei der Ersten Heilskirche in Arizona verbracht; das war nun mehr Kult als Religion gewesen, aber sie hatte dort einen grundlegenden Glauben in christliche Lehren und Ethik gewonnen und später nie wieder verloren. Bei diesem Bischof jedoch fühlte sie sich unbehaglich und schämte sich beinahe ihres Glaubens.
    Sie hatte sich für einen Platz bei den übrigen Eltern entschieden, auf einem der Plastikstühle, die man auf dem allmählich braun werdenden Rasen des Sportplatzes der Oakham School aufgestellt hatte. Die Mitglieder des Schulbeirats hätten sie am liebsten mit dem Bischof und den übrigen Würdenträgern auf dem behelfsmäßigen Holzpodium oder wenigstens in der vordersten Reihe plaziert. Sie hatte das so kategorisch abgelehnt, daß sie glaubten, sie mit dem Vorschlag tödlich beleidigt zu haben. Besorgte Blicke waren durch die Gegend geflattert wie erschrockene Spatzen.
    Die Leute waren so dümmlich empfindlich. Glaubten sie vielleicht, eine Art Mafiaprinzessin vor sich zu haben, die über ihre Widersacher Buch führte?
    Etwa fünfhundert Eltern hörten sich die Reden an und warteten auf die Preisverleihung. Die Männer in grauen Anzügen aus Tropengewebe; sie hielten den weitschweifigen Ausführungen des Bischofs mit tapferer Miene stand. Die Frauen in ihren leichten bunten Kleidern und kunstvollen Hüten lächelten spröde.
    Julia war auf der Suche nach Anonymität absichtlich mitten unter sie geflüchtet und hatte sich zu Eleanor gesetzt, voller Hoffnung, vielleicht nicht aufzufallen. Dicke Chance! Sie und Eleanor mußten mit sechs Kindern fertig werden; dazu kamen sieben Hardliner als Leibwächter. Die Gruppe hatte eine ganze Reihe der harten Stühle in Beschlag genommen. Eleanor fächelte sich mit dem Programmheft Luft zu und warf einen Blick auf die schmale Rolex. »Er kann nicht mehr lange so weiterreden«, murmelte sie aus dem Mundwinkel.
    »Nein, sie lynchen ihn bald«, pflichtete Julia ihr bei.
    »Machen es die Hardliner?« fragte Matthew, ihr achtjähriger Sohn, eifrig.
    »Sei nicht albern«, wies ihn Anita Mandel gebieterisch zurecht. »Tante Julia war nur sarkastisch. Weißt du nicht, was Sarkasmus ist?«
    »Natürlich …« begann Matthew hitzig.
    Julia und Eleanor brachten sie

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