Mindstar 03 - Die Nano-Blume
»Verfügt Mousanta nicht über die nötigen Ressourcen, um die Theorie der atomaren Strukturierung zu knacken? Kommst du deshalb zu mir und den Kombinaten gerannt, damit wir den Generator für dich bauen?«
»Scheiße!« keuchte Clifford Jepson.
Sie konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. Sein Sturz aus schleimigem Selbstvertrauen in Verwirrung und Angst war klassische Komödie. Die mangelnde Selbstbeherrschung überraschte sie jedoch; das hatte sie von einem ausgebildeten Wirtschaftsführer nicht erwartet. Eine weitere Demonstration, daß er im Grunde nicht das Zeug für diese Aufgabe hatte. Sie konnte einfach nicht begreifen, warum er die Waffengeschäfte fortführte. Zur Zeit seines Vaters war das etwas anderes gewesen; unmittelbar nach der Erwärmung war die Lage auf der Welt instabil, und präzise plazierte Waffenlieferungen konnten recht häufig das Machtgleichgewicht in kleinen Ländern verschieben. Inzwischen lief das Leben jedoch wieder in ruhigeren Bahnen; die einzigen, die noch Waffen auf dem Schwarzmarkt kauften, waren verwirrte, zunehmend bittere und verzweifelte, radikale politische Gruppen. Damit war Clifford Jepson kaum mehr als ein verlängerter Arm der Terroristen, an die er verkaufte.
»Woher weißt du davon?« fragte er.
»Man hat seine Verbindungen.«
»Nicht, was das angeht. Atomare Strukturierung ist das größte Supergeheimnis aller Zeiten.«
»Anscheinend nicht.«
Quetsch ihn aus, Juliet, schnapp dir den Hauptgewinn! Jetzt kannst du ihm die Bedingungen diktieren. Ich hab den kleinen Mistkerl nie gemocht; er ist nichts gegen seinen Vater.
»Möchtest du mir immer noch eine Partnerschaft anbieten?« fragte sie.
»Ich werde über jedes Angebot nachdenken, das du vorlegst.«
»Gut. Dein Büro soll sich mit Peter Cavendish in Verbindung setzen. Ich bin sicher, daß wir eine Vereinbarung erzielen können. Ich werde großzügig sein, Clifford. Wer Event Horizon die Theorie für einen Wechselwirkungsgenerator vorlegt, wird sehr reich werden. Ich hoffe, daß du es bist, Clifford, wirklich. Der alten Zeiten wegen.«
Mein Mädchen, sagte Philip Evans selbstgefällig.
Frag ihn nach der Quelle, schlug NN-Kern zwei vor.
»Clifford.« Er sah sie an, keineswegs ärgerlich. Eher wachsam, dachte sie, ein verwundetes Tier in der Enge, kampfbereit. »Wenn du mir die Quelle nennst, aus der du die Daten hast, biete ich dir fünfundvierzig Prozent der Lizenzgebühren, und wir machen das Geschäft noch heute nachmittag.«
»Keine Chance, Julia. Wenn du den Generator möchtest, mußt du den Weg über mich nehmen.«
»Wie du möchtest.« Sie stand auf und strich ihr Kleid glatt.
»Heh, warte!«
»Ruf Cavendish an; du hast die Nummer. Ich sehe mir an, was ihr zwei austüftelt; falls ich es für gut genug halte, setze ich den Daumen auf die gepunktete Linie. Falls nicht, erlebt deine Konkurrenz ihren großen Tag.«
»Wer ist es? Wer bietet dir das sonst noch an?«
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln. »Keine Chance, Clifford«, sagte sie in ihrem alten näselnden Arizonaslang. Philip Evans’ stürmisches Gelächter hallte in ihrem Hirn wider, und ihre kybernetischen Gedankenzwillinge strahlten stille Zufriedenheit aus. Sie ließ einen akut verwirrten Clifford Jepson auf der Bank sitzen und ging zurück zum Festzelt. Ihre Leibwächter schlossen auf.
Jemand hatte als Streich zum Semesterende einen primitiven BH aus Kopfkissenbezügen gefertigt und am Flaggenmast über dem Kunst-und-Design-Block der Schule gehißt, wo er gemächlich in der Brise flatterte. Der Bischof und die Mitglieder des Schulbeirats hatten ihn während ihrer Reden die ganze Zeit vor Augen gehabt. Julia mußte lachen.
Kapitel zwölf
Das Interesse bahnte sich wieder den Weg in Gregs Gehirn, wie ein Schlag, der seine Neuronenzellen mit einer Dosis schierer Energie auflud und die Gedanken reinigte, so daß sie mit kalter Perfektion dahinströmten. Er schwebte auf der messerscharfen Trennlinie zwischen Zufriedenheit und Bestürzung. Das Mädchen und über sie Royan aufzuspüren sollte eine Pflichtübung sein und kein Vergnügen. Aber es fühlte sich gut an, wie er in Monaco alles hatte zusammenfügen können. Zum größten Teil hatten sie negative Informationen gesammelt; es war eine Herausforderung, sie sinnvoll auszuwerten. Nach fünfzehn Jahren im Abseits in eine ganz große Sache eingestiegen und dabei im Laufschritt auf die Füße gefallen. Das war ganz und gar nicht übel.
Er wußte, daß Eleanor das am
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