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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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ins Herrenzimmer führende
Tür auf und blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.
    Lord
Sylvester saß in einem Schaukelstuhl neben dem Feuer. Auf dem Tisch vor ihm
stand eine leere Brandyflasche.
    Er starrte
Minerva an, strich sich mit der Hand über die Augen und starrte sie wieder an.
    »Sie hat
sich an mir vorbeigedrängelt«, beklagte sich der Butler. »Ich habe ihr gesagt,
daß Sie nicht zu Hause sind.«
    »Es ist in
Ordnung«, sagte Lord Sylvester unsicher. »Bring noch eine Flasche und ein Glas
und laß uns allein.«
    Minerva
ging zu ihm hin und schaute auf ihn hinunter.
    »Nun, meine
weise Göttin«, sagte Lord Sylvester. »Wie Sie sehen, bin ich ganz schön
betrunken. Was steht zu Diensten, Miß Armitage?«
    »Sie«,
antwortete Minerva mit blutleeren Lippen. »Sie, Mylord.«
    »Ich bin
nicht betrunken. Sie sind es. Setz dich, Minerva, und hör auf, heroisch zu
blicken. Ich kann es nicht ertragen, wenn du edelmütig bist.«
    Ein Diener
kam herein mit einer neuen Flasche Brandy und einem Glas für Minerva.
    »Na«,
fragte Lord Sylvester, als sie wieder allein waren. »Ich nehme an, du hast
Peter die Nachricht abgeluchst, daß ich mich
morgen früh duelliere, und nun fühlst du dich für meinen unmittelbar
bevorstehenden Tod verantwortlich; deshalb willst du deinen schönen Körper
opfern. Geh heim! Minerva. Ich verführe keine Jungfrauen. Äußerst langweilige
Geschöpfe, Jungfrauen.«
    »Haben Sie
vor, das Zeug ganz allein zu trinken?« fragte Minerva kalt. »Oder darf ich mir
auch einen nehmen?«
    »Aber
sicher.« Er goß ihr ein Glas ein, und seine vom Trinken fiebrig glänzenden
Augen beobachteten erstaunt, daß sie es in einem Zug hinunterstürzte.
    »Nun,
antworte mir«, sagte er barsch. »Du bist gekommen, um dich auf dem Altar
meines zügellosen Körpers zu opfern, ist es nicht so?«
    »Ja«, sagte
Minerva, füllte ihr Glas ein zweites Mal und stürzte es genauso schnell wie das
erste Mal hinab. Der Brandy stieg ihr zu Kopf und machte sie unbekümmert. Sie
fürchtete sich jetzt gar nicht mehr.
    Sie schaute
ihn ruhig an. Er trug keinen Rock, nur ein dünnes, am Hals offenes Batisthemd,
Lederhosen und Reitstiefel. Abgesehen von dem Glanz in seinen Augen machte er
einen ganz nüchternen Eindruck.
    »Geh heim,
Minerva«, seufzte er. »Bei dem Gedanken, aus Edelmut miteinander ins Bett zu
gehen, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Wenn du jetzt gehst, merkt
niemand, daß du hier warst.«
    »Außer Lady
Godolphins Dienern«, sagte Minerva ruhig. »Die besteche ich.«
    »Nein. Ich
bin der Ansicht, Sie haben schon genug Geld für die Familie Armitage
ausgegeben. Der Marquis von Brabington hat mir von Ihrer Großzügigkeit, Ihrer
Freigebigkeit erzählt ...«
    »Es ist
auch seine Großzügigkeit«, unterbrach Lord Sylvester sie grob. »Jedenfalls
habe ich es nur gemacht, um dich los zu werden, Minerva. Geh heim.«
    »Nein.«
    »Meine
Liebe, ich bin sehr betrunken. Ich gehe gleich ins Bett, um in der Frühe einen
klaren und nüchternen Kopf zu haben. Ich fürchte, ich habe dir falsche
Hoffnungen gemacht. Ich bin ein unverbesserlicher Frauenheld. Ich habe nicht
das geringste Interesse an dir. Du langweilst mich. Ja wirklich. Habe ich mich
nun endlich klar ausgedrückt?«
    »Ja«, sagte
Minerva, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie haben sich sehr klar
ausgedrückt. Ich gehe jetzt, Mylord. Trotz Ihrer grausamen Worte wünsche ich
Ihnen morgen viel Glück. Hätte ich Sie doch nie zu Gesicht bekommen!«
    »Da haben
wir's«, sagte er. »Ich war zu barsch. Komm und gib mir einen Abschiedskuß,
Minerva, dann bring' ich dich heim.«
    Nur das
flackernde Feuer erhellte den Raum. Die Flammen spiegelten sich in den Bildern
und Möbeln wider, so daß diese auf und ab und hin und her zu tanzen schienen.
    Minerva
stand völlig gebrochen auf, ging zu ihm hin und gab ihm einen kalten Kuß auf
die Wange. Der Duft ihres zarten, blumigen Parfüms stieg ihm in die Nase, und
er spürte ihre Brust an seinem Arm. Er hob ganz vorsichtig eine Hand und begrub
sie in den schwarzen Locken, die unter ihrem Goldhelm hervorquollen. Er begann
ihren Nacken zu liebkosen, dann streckte er auch die andere Hand nach ihr aus
und zog sie zu sich herab auf seinen Schoß. Ihr Helm purzelte zu Boden.
    Plötzlich
küßte er sie geradezu verzweifelt. Er fühlte, wie sich sein Blut erhitzte und
verlor sich in einer verzauberten Welt aus Lippen und Brüsten und glänzenden
Haaren. Er versuchte, sich zu beherrschen, sich zurückzuhalten,

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