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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Es ist eine feine Sache, den edlen
Spender zu spielen, insbesondere weil Mr. Armitage nicht die geringsten
Bedenken hatte, unsere milde Gabe anzunehmen. Ich entsinne mich, daß er sich
mit Elias, dem Thisbiter, und mich mit dem freundlichen Raben verglich, der ihm
am Morgen Brot und Fleisch und am Abend Brot und Fisch brachte. Das hat mich
moralisch ganz schön aufgerüstet. Er war auch von dem Gedanken, daß seine
älteste Tochter in den Schoß der Familie zurückkehrt, sehr angetan. Es hat den
Anschein, daß sie dort das Regiment führt. Wirklich, eine reizende Familie.«
    »Ein
bißchen jung für dich«, sagte Lord Sylvester, während er einen schweren
Holzkasten herunterholte.
    »Ich habe
keine Ahnung, wovon du sprichst«, bemerkte der Marquis beißend. »Aber was hast
du da?«
    »Todesmaschinen«,
antwortete Lord Sylvester, den Dekkel öffnend.
    Der Marquis
stieß einen ehrfürchtigen Pfiff aus: »Sie sind wunderschön. Wie kommst du an
solche Pistolen?«
    »Mein
Geheimnis. Ich habe sie letztes Jahr nach meinen Anweisungen anfertigen lassen,
als es so aussah, als wolle mir so ein junger Hitzkopf eine Kugel durch den
Kopf jagen. Aber er hat sich rechtzeitig beruhigt, und ich mußte sie nie
benutzen.«
    Die
Duellpistolen hatten keine phantasievollen Ornamente oder Verzierungen, die
als Ziel hätten dienen können. Der Lauf war innen auf Hochglanz poliert, aber
außen braun gebeizt, damit das Auge des Zweikämpfers nicht geblendet wurde,
wenn er sein Ziel anvisierte. Es waren Steinschloßpistolen
mit ›karierten‹ Kolben, das heißt das Holz war kreuzweise eingekerbt,
damit die Griffe perfekt in der Hand lagen. Das Griffstück hatte eine Krümmung,
die genau in die Vertiefung zwischen Daumen und Zeigefinger paßte. Der Marquis
nahm ehrfürchtig eine Pistole heraus. Sie schmiegte sich so perfekt in seine
Hand, daß er nur die Hand in die richtige Stellung bringen mußte, damit die
Pistole automatisch genau auf die Stelle zeigte, auf die er zielen wollte.
    Ein
Schauder überfiel den Marquis, als ihm einfiel, daß Sylvester als der
Herausforderer natürlich das Recht hatte, die Pistolen seiner Wahl anzubieten.
Das bedeutete aber, daß Dubois eine von ihnen benutzte und ebenfalls sein Ziel
nicht verfehlen konnte.
    Er legte
die Pistole sorgfältig in den Kasten zurück.
    »Sei
vorsichtig«, ermahnte ihn Lord Sylvester mit leicht gekünsteltem Grinsen. »Ich
habe extra leichte Federn hineinmachen lassen. Deshalb sind sie
hochempfindlich. Bei der kleinsten Berührung am Abzug gehen sie los.«
    »Es ist
entsetzlich«, sagte der Marquis. »Als ich die Pistole in die Hand nahm, lag sie
so ausgezeichnet darin, als ob sie zu meinem Arm gehöre. Eine solche Pistole in
der Hand von Dubois ist tödlich.«
    »Ich habe
einen Plan«, sagte Lord Sylvester, »der unter Umständen klappt. Auf der anderen
Seite könnte es auch sein, daß er mich tötet. Glaubst du, Minerva wird um mich
weinen, Peter? Oder wird sie sich bald mit irgendeinem Landjunker verheiraten

    »Spielt das
noch eine Rolle?« fragte der Marquis scharf.
    »Natürlich
spielt das eine Rolle«, lachte sein Freund. »Ich schlage mich für ihre Ehre,
wohlgemerkt! Der Gedanke, daß sie um mich weint, würde mir gefallen.«
    »Sie wird
um dich weinen«, sagte der Marquis. »Sie liebt dich.«
    Einen
Augenblick verklärten sich Lord Sylvesters grüne Augen, so
tief war er gerührt, aber dann seufzte er. »Sie ist zu jung, Peter, um zu
wissen, was Liebe ist. Hoffentlich bleibe ich am Leben, um ab und zu einer
angenehmen Erinnerung an sie nachhängen zu können.«
    »Du gehst
sicher nicht zu dem Maskenball der Aubryns am Dienstagabend?« fragte der
Marquis.
    »Nein. Ich
bleibe zu Hause und halte Zwiesprache mit meiner Seele. Wenn du dort bist,
Peter, dann achte darauf, daß meine schöne Minerva nicht von unwillkommenen Verehrern
belästigt wird.«
    Als der Marquis Minerva beim Ball der
Aubryns sah, überkam ihn zuerst ein heftiges Verlangen, sie zu rütteln und zu
schütteln. Sie hatte kein Recht, so unbekümmert und schön auszusehen.
    Minerva war
als die römische Göttin Minerva maskiert. Entsprechend trug sie einen Goldhelm,
ein fließendes weißes Gewand und goldene Sandalen. In der Hand hielt sie einen
goldenen Stab, dessen Spitze eine Eule zierte. Sie hatte keine Maske auf, und
der Marquis wurde etwas milder gestimmt, als er ihre schmerzerfüllten großen
Augen sah.
    »Wo ist
er?« lautete ihre erste Frage.
    »Sylvester?
Er verbringt einen ruhigen Abend daheim«,

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