Mini Shopaholic: Band 6
Anwalt. Sie besteht aus einem einzigen Wort. »Angenommen.«
»Angenommen?« Für den Bruchteil einer Sekunde begreife ich nicht. Dann habe ich plötzlich einen Geistesblitz.
»Doch nicht ... Arcodas? Sie haben angenommen?«
»Jep.« Und jetzt sehe ich ein winzig kleines Lächeln glimmen.
»Aber ... du hast nie was gesagt ... ich hatte keine Ahnung ... «
»Ich wollte keine falschen Hoffnungen schüren. Wir verhandeln schon seit drei Wochen. Es ist nicht der tollste Deal für uns ... aber er ist okay. Entscheidend ist: Es ist vorbei.« Meine Beine fühlen sich etwas zittrig an. Es ist vorbei. Einfach so. Die Sache mit Arcodas hängt schon so lange drohend über uns, dass sie schon fast zur Familie gehört, wie eine Verwandte. (Selbstverständlich keine liebe, nette Verwandte. Eher die böse, alte Hexentante mit der Warze auf der Nase und dem fiesen Gackern.)
Es ist zwei Jahre her, dass Luke sich in die Schlacht gegen Arcodas gestürzt hat. Ich sage »Schlacht«. Es war nicht so, als hätte er einen Brandanschlag oder irgendwas verübt. Er weigerte sich nur, für sie zu arbeiten, und zwar aus Prinzip. Und das Prinzip war, dass er keine Bande von Rüpeln repräsentieren wollte, die ihr Personal schlecht behandelt. Luke gehört eine PR-Firma, Brandon Communications, und die meisten seiner Angestellten sind schon seit Jahren bei ihm. Nie habe ich ihn so wütend erlebt wie in dem Moment, als er herausfand, wie Arcodas sich seinen Leuten gegenüber benahm.
Also hat er Arcodas gekündigt, und sie haben ihn wegen Vertragsbruchs vor Gericht gezerrt. (Was nur beweist, wie übel und anmaßend sie sind.) Woraufhin Luke sie wiederum vor Gericht gezerrt hat, weil sie nicht für die bereits geleisteten Dienste bezahlen wollten.
Man hätte meinen sollen, der Richter hätte sofort gemerkt, wer der Gute ist, und zu Lukes Gunsten entschieden. Ich meine: Hallo?, haben Richter denn keine Augen im Kopf? Aber stattdessen gab es unsinnige Anhörungen und zahllose Unterbrechungen, und die ganze Sache zog sich hin und wurde total stressig. Ich muss sagen, dass ich danach eine erheblich schlechtere Meinung von Anwälten, Richtern, sogenannten »Vermittlern« und dem gesamten Rechtssystem hatte. Was ich ihnen gern persönlich gesagt hätte, wenn sie mich nur hätten zu Wort kommen lassen.
Ich wollte unbedingt, dass Luke mich als Zeugin benennt. Ich hatte meine Outfit und alles schon bereit. (Dunkelblauer, enger Rock, weiße Rüschenbluse, Lackpumps.) Und ich hatte diese grandiose Rede geschrieben, die ich immer noch auswendig kann. Sie fängt an: »Meine sehr verehrten Damen und Herren Geschworenen. Ich bitte Sie, einen Blick in Ihre Herzen zu werfen. Und dann bitte ich Sie, sich die beiden Männer anzusehen, die dort vor Ihnen stehen. Ein ehrenhafter, aufrechter Held, dem das Wohlergehen seiner Mitarbeiter mehr bedeutet als Geld ... « (woraufhin ich auf Luke zeigen würde) ) ... und ein widerwärtiger, sexistischer Kerl, der alle Welt schikaniert und weder Integrität besitzt noch sich zu kleiden weiß.« (Woraufhin ich auf Iain Wheeler von Arcodas deute.) Das hätte Schwung in den Laden gebracht, und der Richter hätte seinen Hammer schlagen und rufen müssen: »Ruhe! Ruhe im Gericht!« Und dann hätte ich die Geschworenen taxiert, wie in John Grishams Romanen, und diejenigen aussondiert, die auf unserer Seite wären.
Jedenfalls hatte Luke meine Pläne vollständig zunichtegemacht, als er meinte, es gäbe da gar keine Geschworenen, so ein Gericht sei das nicht. Und dann hat er gesagt, das Ganze sei sowieso ein Sumpf und er wollte nicht, dass ich da mit reingezogen werde, und ich sollte zu Hause bei Minnie bleiben. Was ich dann auch getan habe, obwohl ich vor lauter Frust fast gestorben bin.
Jetzt seufzt Luke schwer und fahrt mit beiden Händen durch sein Haar.
»Vorbei«, sagt er wie zu sich selbst. »Endlich.«
»Gott sei Dank.«
Als ich ihn umarmen will, sehe ich die Erschöpfung in seinem Gesicht. Die ganze Sache hätte Luke fast geschafft. Er musste seine Firma leiten, mit dem Verfahren klarkommen, seine eigenen Leute motivieren und neue Kunden gewinnen.
»Also ... « Er legt seine Hände auf meine Schultern und sieht mir in die Augen. »Zeit für einen Tapetenwechsel.«
Es dauert einen Moment, bis ich begreife, was er meint.
»Wir können das Haus kaufen!« Mir stockt der Atem.
»Ich habe das Angebot gleich abgegeben.«Er nickt. »Sie meinten, bis heute Abend hätten wir eine Antwort.«
»Oh, mein Gott!« Vor lauter
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