Mini Shopaholic: Band 6
Verkäuferin wieder auf, keuchend und mit einer staubigen Schachtel in der Hand. »Ich wusste, dass wir noch eins im Lager haben. Ursprünglich war es nämlich ein Paar, wissen Sie ... ?«
Es gibt noch ein Pony?
Unwillkürlich stöhne ich auf, als sie es hervorholt. Es ist mitternachtsblau mit rabenschwarzer Mähne, voller Sternchen und mit goldenen Rädern. Es ist absolut hinreißend. Es ist die perfekte Ergänzung für das andere. Oh, Gott, wir müssen beide kaufen. Wir müssen einfach.
Irritierenderweise steht die steinäugige Frau mit ihrem Buggy da und beobachtet uns.
»Schade, dass du dein ganzes Taschengeld schon ausgegeben hast, was?«, sagt sie zu Minnie, mit so einem verklemmten, unfreundlichen Lächeln, das darauf hindeutet, dass sie weder Spaß noch Sex hat. Mir scheint, das sieht man Menschen eigentlich immer an.
»Ja, nicht?«, sage ich höflich. »Da haben wir ein Problem. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.« Einen Moment lang denke ich angestrengt nach, dann wende ich mich Minnie zu.
»Schätzchen, hier kommt deine zweite Lektion in Finanzplanung. Wenn man auf ein einmaliges Angebot stößt, darf man sich über die Spar-Regel hinwegsetzen. Das nennt man dann: ›ein Schnäppchen machen‹.«
»Sie wollen es ihr kaufen? Einfach so?«, sagt die steinäugige Frau ungläubig.
Was geht sie das an? Gott, ich hasse Mütter. Dauernd müssen sie sich einmischen. Sobald man ein Kind hat, kommt man sich vor wie ein Kästchen auf einer Website, in dem steht: ›Bitte fügen Sie hier Ihre unverschämten Kommentare ein.‹
»Selbstverständlich werde ich es ihr nicht kaufen«, sage ich etwas hölzern. »Sie wird es von ihrem Taschengeld bezahlen. Schätzchen ... « Ich gehe in die Hocke, um Minnies Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. »Wenn du das Pony bei 50p die Woche von deinem Taschengeld bezahlst, dauert es etwa ... sechzig Wochen. Du wirst einen Vorschuss brauchen. So etwas wie einen ›Überziehungskredit‹.« Ich artikuliere deutlich. »Damit hast du also mehr oder weniger dein ganzes Taschengeld ausgegeben, bis du dreieinhalb bist. Okay?«
Minnie macht einen leicht verwirrten Eindruck. Aber vermutlich habe ich auch etwas verwirrt ausgesehen, als ich mein Konto das erste Mal überzogen hatte. Das gehört wohl dazu.
»Alles klar.« Ich strahle die Verkäuferin an und reiche ihr meine Visa Card. »Danke, wir nehmen beide Ponys. Siehst du, meine Süße?«, füge ich an Minnie gewandt hinzu. »Die Lektion, die wir heute gelernt haben, lautet: »Gib niemals auf, wenn du etwas wirklich willst. So widrig die Lage auch erscheinen mag, es findet sich immer ein Ausweg.«,
Ich bin richtig stolz auf mich, als ich diese güldene Weisheit von mir gebe. Darum geht es in der Erziehung. Seinem Kind beizubringen, wie es in der Welt so läuft.
»Weißt du, mir hat sich auch mal eine ganz erstaunliche Gelegenheit geboten», füge ich hinzu, während ich meine PIN Nummer eintippe. »Ein Paar Stiefel von Dolce & Gabbana, um neunzig Prozent heruntergesetzt! Nur war meine Kreditkarte leider am Limit. Aber habe ich aufgegeben? Nein! Natürlich nicht!«
Minnie hört so begeistert zu, als würde ich die Geschichte von den Drei Bären erzählen.
»Ich bin in meiner Wohnung herumgerannt und habe meine Tüten und Taschen durchwühlt und alles Kleingeld zusammengesammelt ... und weißt du was?« Um die Wirkung zu steigern, lege ich eine Pause ein. »Das Geld reichte! Ich konnte mir die Stiefel kaufen! Hurrah!«
Minnie klatscht in die Hände, und zu meinem Entzücken fangen auch die bei den kleinen Jungen heiser an zu jubeln.
»Wollt ihr noch eine Geschichte hören?« Ich strahle sie an. »Soll ich euch vom Musterverkauf in Mailand erzählen? Eines Tages laufe ich die Straße entlang, als ich dieses mysteriöse Schild sehe.« Ich reiße die Augen weit auf. »Und was glaubt ihr, was da geschrieben stand?«
»Lächerlich.« Abrupt dreht die steinäugige Frau ihren Buggy um. »Kommt, Kinder, wir müssen nach Hause.«
»Geschichte!«, heult einer der Jungen.
»Wir werden uns diese Geschichte nicht anhören«, schnauzt sie ihn an. »Sie sind doch gestört«, fügt sie über die Schulter hinzu, als sie geht. »Kein Wunder, dass Ihr Kind so verwöhnt ist. Was hat sie denn für Schühchen an? Gucci?« V erwöhnt? Mir schießt das Blut in die Wangen. Sprachlos starre ich sie an. Wie kommt sie denn darauf?
Und von Gucci gibt es solche Schuhe überhaupt nicht.
»Sie ist nicht verwöhnt!«, bringe ich schließlich
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