Mini Shopaholic: Band 6
Wahrscheinlich sitzt er irgendwo im Cafe, gönnt sich einen gepflegten Cappuccino und liest Zeitung. Typisch.
»Minnie, das gibt es nicht«, sage ich so entschlossen wie möglich. »Du hast schon reichlich Spielzeug, und du brauchst kein Pony.«
Eine Frau mit strähnigen Haaren, grauen Augen und zwei kleinen Jungen im Zwillingsbuggy nickt wohlwollend mit dem Kopf. Prompt mustere ich sie selbst auch mit dem MutterBlick. Sie ist eine von diesen Müttern, die Crocs und selbst gestrickte Strümpfe tragen. (Warum machen manche Leute so was? Warum?)
»Das ist Wucher, oder?«, sagt sie. »Diese Ponys kosten vierzig Pfund! Meine beiden fragen gar nicht erst », fügt sie hinzu und betrachtet ihre zwei Jungs, die stumm in der Karre lümmeln, die Daumen im Mund. »Wenn man ihnen einmal nachgibt, ist das der Anfang vom Ende. Meine sind gut erzogen. »
Angeberin.
»Absolut « sage ich würdevoll. »Da bin ich ganz Ihrer Meinung.«
»Manche Eltern würden ihrem Kind dieses Pony kaufen, nur um ihre Ruhe zu haben. Disziplinlos. Es ist erbärmlich.«
»Furchtbar«, stimme ich ihr zu und will mir das Pony schnappen, doch Minnie weicht mir geschickt aus. Verdammt.
»Man darf ihnen auf keinen Fall nachgeben.« Die Frau mustert Minnie mit steinhartem Blick. »Das ist die Wurzel allen Übels.«
»Also, ich gebe meiner Tochter niemals nach«, sage ich eilig. »Du kriegst das Pony nicht, Minnie. Das ist mein letztes Wort!«
»Ponyyyyy!« Minnies Klagen wird zu herzzerreißendem Schluchzen. Sie ist eine echte Drama Queen. (Das hat sie von meiner Mum.)
»Na, dann viel Glück!« Die Frau geht weiter. »Und ein frohes Fest!«
»Minnie, hör auf damit!«, zische ich sie wütend an, sobald die Frau verschwunden ist. »Das ist so was von peinlich! Wozu willst du das blöde Pony denn überhaupt?«
»Ponyyyyy!« Sie presst das Pony an ihre Brust wie ein verloren geglaubtes, treues Haustier, das in die Fremde verkauft wurde und sich nun aus Sehnsucht nach ihr auf wunden Hufen fünfhundert Meilen bis zur heimischen Farm geschleppt hat.
»Es ist doch nur ein albernes Spielzeug«, sage ich ungeduldig. »Was ist denn da so besonders dran?« Und zum ersten Mal sehe ich mir das Pony richtig an.
Wow. Ehrlich gesagt ist es ziemlich cool. Es ist aus weiß bemaltem Holz, mit kleinen Glitzersternchen und einem super süßen, handgemalten Gesicht. Und es hat kleine, rote Räder.
»Du brauchst wirklich kein Pony, Minnie«, sage ich, wenn auch nicht mehr mit derselben Entschlossenheit wie vorher. Gerade habe ich den Sattel bemerkt. Ist das echtes Leder? Und es hat echtes Zaumzeug mit Schnallen, und die Mähne ist aus echtem Pferdehaar. Und dazu gibt es Putzzeug!
Da sind vierzig Pfund gar nicht mal so teuer. Ich stoße eins der kleinen, roten Räder an, und es dreht sich perfekt. Wenn ich es recht bedenke, hat Minnie noch gar kein Spielzeugpony. Da ist eine unübersehbare Lücke in ihrem Spielzeugregal.
Ich meine, nicht dass ich nachgeben würde.
»Es lässt sich auch aufziehen», höre ich eine Stimme hinter mir, und als ich mich umdrehe, sehe ich eine ältliche Verkäuferin auf uns zukommen. »Da ist ein Schlüssel im Fuß. Sehen Sie mal!«
Sie dreht den Schlüssel, und Minnie und ich sehen fasziniert, wie sich das Pony zu klimpernder Musik wie auf einem Karussell auf und ab bewegt.
Oh, mein Gott! Dieses Pony ist das Größte!
»Zum Weihnachtsfest kostet es bei uns nur vierzig Pfund», fügt sie hinzu. »Normalerweise liegt der Ladenpreis bei siebzig Pfund. Diese Ponys werden in Schweden handgefertigt.«
Fast fünfzig Prozent runtergesetzt. Ich wusste, dass es ein guter Deal ist. Hatte ich nicht gesagt, dass es ein guter Deal ist?
»Das gefällt dir, was, meine Kleine?« Die Verkäuferin lächelt Minnie an, die strahlend zu ihr aufblickt, gar nicht mehr trotzig. Ich will ja nicht prahlen, aber sie sieht ziemlich süß aus mit ihrem roten Mantel, den dunklen Zöpfen und ihren Grübchen in den Wangen. »Möchten Sie es gern haben?«
»Ich ... äh ... ,« Ich räuspere mich.
Komm schon, Becky. Sag nein. Sei eine gute Mutter. Geh einfach raus.
Unauffällig streichelt meine Hand die Mähne.
Aber es ist so zauberhaft! Sieh sich nur einer das süße, kleine Gesichtchen an! Und ein Pony ist ja nicht irgendeine alberne Modeerscheinung. Es ist ein Klassiker. So was wie die Chanel-Jacke unter den Spielzeugen.
Und Weihnachten steht vor der Tür. Und es ist heruntergesetzt. Und plötzlich fällt mir ein, dass sich vielleicht herausstellen
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